GEW fordert den „Einheitslehrer“ – Grün-Rot gibt den Plan auf

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BERLIN. Eine einheitliche Ausbildung – und eine einheitliche Bezahlung – für alle Lehrkräfte hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gefordert. In Baden-Württemberg hatte die grün-rote Landesregierung eine solch radikale Reform der Lehrerausbildung ins Auge gefasst. Der Plan ist offenbar vom Tisch.

Eine von der Landesregierung in Stuttgart eingesetzte Expertenkommission hatte vorgeschlagen, nur noch zwei Lehrämter anzubieten: eines für die Grund- und eines für die weiterführenden Schulen. Während die Grünen offenbar mit der Idee liebäugelten, formierte sich innerhalb der SPD der Widerstand. Unlängst erklärte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel, seine Fraktion sei gegen eine einheitliche Ausbildung. Es sei ein Unterschied, ob Pädagogen ihre Schüler auf eine Berufsausbildung oder die Universität vorbereiten müssen.

Die Grünen seien nun wie die SPD der Meinung, dass Pädagogen für die Oberstufe eine besondere Befähigung brauchen, hieß es jetzt in Stuttgart aus Koalitionskreisen. Ein Sprecher von Kultusminister Andreas Stoch (SPD) sagte: «Ein gemeinsames Lehramt von Sekundarstufe I und Sekundarstufe II erscheint im Moment eher unwahrscheinlich.» Es sei aber noch keine Entscheidung gefallen.

Darauf verwies auch Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne), Vorsitzender des Wissenschaft-Arbeitskreises: «Entschieden ist bei uns noch gar nichts, da uns noch wichtige Informationen für eine fundierte Bewertung der verschiedenen Varianten fehlen. Derzeit warten wir unter anderem auf einen Vorschlag des Wissenschaftsministeriums.» Die Grünen hielten an der Forderung einer Reform der Lehrerausbildung fest. Eine Entscheidung müsse schnell fallen, damit dem Land keine finanziellen Nachteile bei der Bewerbung um Bundesmittel entstünden.

Die CDU-Fraktion begrüßte bereits den Schwenk der Regierung. Die Schulen im Südwesten setzten auf eine differenzierte Ausbildung. «Das kann nur funktionieren, wenn auch Lehrerinnen und Lehrer in ihrer Ausbildung auf die individuellen Schularten und die jeweiligen Anforderungen vorbereitet werden», sagte Fraktionsvorsitzender Peter Hauk. Auch der baden-württembergische Philologenverband hatte gegen das Vorhaben getrommelt. „Wir widersetzen uns dem Trend zu Nivellierung und fordern für Lehrkräfte, die ihre Schülerschaft auf anspruchsvolle universitäre Studiengänge vorbereiten, eine Ausbildung auf höchstem universitären Niveau“, sagte Landeschef Bernd Saur.

Die GEW hingegen nahm die aktuelle Lehrerbedarfsstudie der Kultusministerkonferenzzum Anlass, eine einheitliche Lehrerausbildung zu fordern. „Das alte Prinzip der Lehrerausbildung und -bezahlung hat ausgedient: Es setzt falsche Anreize und führt zu einer gravierenden Fehlsteuerung. Während in Deutschland in der Sekundarstufe I überall Lehrerknappheit herrscht, wollen viel zu viele junge Menschen besser bezahlte Gymnasiallehrer werden“, sagte die neue GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. Sie betonte: „Wir wollen ein inklusives Schulsystem, eine Ausbildung aller Lehrkräfte für die ´Eine Schule für alle Kinder`. Auf diesem Weg werden die unterschiedliche Ausbildung und Bezahlung der Lehrkräfte nach Schulformen zum Anachronismus.“ News4teachers / mit Material der dpa

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horaz
10 Jahre zuvor

Das freut mich aber, dass die BaWü-Grünen auch endlich zur Vernunft zu kommen scheinen. Nur die GEW kapiert es mal wieder nicht… Gott sei Dank gibt es den Philologenverband, der sich vehement für den Erhalt der gymnasialen Unterrichtsqualität einsetzt. Danke dafür! Und natürlich danke an die SPD, die momentan zumindest schulpolitisch die bessere Politik macht.
Der Einheitsbrei-Lehrer wäre nämlich definitiv der Sargnagel des Gymnasiums!

Grias Di
10 Jahre zuvor

Wenn das Niveau nach oben angepasst wird, wenn also alle zwei Fächer vertieft studieren sollen, dann ist das nur zu begrüßen. Wie viele Studien gezeigt haben sind diejenigen gute Lehrer, die ein gutes fachliches Fundament haben.

sofawolf
10 Jahre zuvor

Nur noch zwischen Grundschullehrern und Lehrern an weiterführenden Schulen zu unterscheiden, finde ich nach wie vor begrüßenswert. Jeder dieser Lehrer ist dann überall einsetzbar. Was soll daran verkehrt sein? (Wie gesagt, Ausnahme sollte die Grundschule bleiben.)