Glücksforscher sieht Staat in der Pflicht

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NÜRNBERG. Der Staat solle sich nicht nur auf das Wirtschaftswachstum konzentrieren, sondern Faktoren fördern, die ein glückliches Leben ermöglichen, sagt Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel.

Ein hohes Einkommen ist nach Ansicht von Glücksforscher Karheinz Ruckriegel keineswegs immer der Schlüssel zum Glück. «Zu einem glücklichen und zufriedenen Leben tragen vielmehr gelingende soziale Beziehungen und die physische und psychische Gesundheit bei», sagte der Nürnberger Wissenschaftler. Auch Zufriedenheit im Berufsleben und die persönliche Freiheit, sein Leben selbst zu gestalten, spielten eine Rolle.

Geldscheine
Geld allein macht nicht glücklich. Man müsse auch an sich selbst arbeiten, meint Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel. Foto: Maik Meid/Flickr (CC BY 2.0)

Dabei falle Menschen die Lebenszufriedenheit nicht in den Schoß. «Man muss an sich selbst arbeiten, um zufrieden zu sein», betonte der Experte. Einstellungen wie Dankbarkeit und Optimismus, die zur Zufriedenheit beitragen, könnten trainiert werden, erläuterte Ruckriegel.

So solle man sich Ziele setzen, die man in nächster Zeit erreichen wolle. Diese solle man in Unterziele unterteilen, denn bereits kleinere Etappenerfolge könnten Glücksgefühle auslösen. So arbeite man länger und intensiver auf seine Ziele hin, während Pessimisten beim kleinsten Gegenwind bereits aufgeben, gab der Wissenschaftler zu bedenken.

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Dass auch mehr Geld die Menschen nicht zufriedener mache, wisse man schon länger. Obwohl es in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland zu einem Anstieg des Einkommmens gekommen sei, habe man keinen Anstieg der Zufriedenheit beobachten können, erläuterte der Forscher. «Wer ständig an Materielles denkt, hat keine Zeit mehr für Persönliches oder Dinge, die man gerne macht.»

Ruckriegel sieht auch den Staat in der Pflicht, Voraussetzungen für ein glückliches und zufriedenes Leben der Menschen zu schaffen oder zu verbessern. «Der Staat soll sich nicht nur auf das Wirtschaftswachstum konzentrieren, sondern Faktoren fördern, die ein glückliches Leben ermöglichen», sagte er.

Dazu zählt der Experte etwa Bildungsangebote, Kontaktmöglichkeiten für Jugendliche und ältere Menschen, angenehme Arbeitsbedingungen oder eine gute Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen. Auch hätten Studien gezeigt, dass glückliche Menschen in der Arbeit mehr leisten. «Wo der Mitarbeiter als Mensch betrachtet wird, revanchiert er sich, indem er sich engagiert.» (Judith Zischler, dpa)

(22.06.2013)

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mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

Prima, kann ich alles unterstreichen!

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor

Ich schätze Ihre Kommentare, diesen allerdings weniger. Die alte Redewendung „Jeder ist seines Glückes Schmied“ liegt mir näher als die Variante „Der Staat ist deines Glückes Schmied“.
Langsam, aber stetig wachsen meine Bedenken gegen immer neue Rufe nach dem Staat, der inzwischen Aufgaben erledigt, die er besser den Bürgern selbst überließe, weil Eigenverantwortung, Eigeninitiative oder Suche nach gemeinsamer Lösung mit Partnern, Kindern, Freunden etc. erheblich mehr zur persönlichen Zufriedenheit beitragen als staatliche Hilfe.
Obwohl oft notwendig, kann Hilfe auch Probleme schaffen oder verstärken. Sie bestehen im berechtigten Gefühl der Abhängigkeit, Unzufriedenheit mit sich selbst und dem erleichternden Anspruchsdenken „Der Staat muss…“ anstelle von „Ich muss…“
An „Voraussetzungen für ein glückliches und zufriedenes Leben“, wie Herr Ruckriegel sie sieht, fehlt es m. E. gar nicht so sehr. Vielmehr fehlt es an mehr Zurückhaltung beim Ruf nach dem Staat, dessen Hilfe nicht zuletzt auch Angehörige leichtfertig aus der Pflicht nimmt.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

Ich habe den Artikel so verstanden, dass der Glücksforscher Ruckriegel sowohl uns Individuen anspricht als auch den Staat.
„Man muss an sich selbst arbeiten, um zufrieden zu sein.“

„Ruckriegel sieht auch den Staat in der Pflicht, Voraussetzungen für ein glückliches und zufriedenes Leben der Menschen zu schaffen oder zu verbessern.“

Gut finde ich, dass Ruckriegel damit nicht nur das Wachstum anspricht, sondern er nennt Rahmenbedingungen, die „ein glückliches Leben ermöglichen“ wie Bildungsangebote, Kontaktmöglichkeiten zwischen den Generationen, angenehme Arbeitsbedingungen oder eine gute Versorgung mit Gesundheitsleistungen.
Was soll falsch daran sein, wenn der Staat auf diesen Feldern begleitend oder unterstützend aktiv wird?

Beispielsweise fehlen auf dem Land immer mehr Hausärzte. Jetzt gibt es in den Kommunen gute Ideen, das zu ändern.
Es gefällt mir auch sein Hinweis, dass die Zufriedenheit nicht automatisch mit einem immer größeren Geldbeutel zunimmt.

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor

Beim Ruf nach dem Staat, handelt es sich fast immer um ein Zusammenspiel mehrerer Akteure, von denen einer der Staat sein soll, damit alles besser wird.
In diesem und manch anderem Fall wäre mir lieber, der Staat hielte sich ganz raus, weil sein Fuß in der Tür immer häufiger „Risiken und Nebenwirkungen“ bedeutet, die ich bereits erwähnt habe. Zu schnell heißt es statt „Ich muss auch was tun“ nur noch „Der Staat muss was tun“.
Außerdem: Sowie Aufgaben geteilt werden, sitzt der Teilhaber mit im Boot und hat Mitspracherecht über das Ruder.
Hinter staatlichen Eingriffen stehen Funktionäre einflussreicher Parteien, die noch nicht einmal auf der Regierungsbank sitzen müssen, aber die Meinungshoheit in den Medien und im Lande über bestimmte Themen besitzen. Die handeln – wo immer es geht – natürlich nach den Wünschen ihrer Partei und nicht ausschließlich nach dem Wohl der Menschen, ob in der Wirtschaft, auf dem Arbeitsmarkt, im Familien- und Bildungsbereich oder – wenn es nach Herrn Ruckriegel geht – an den „Voraussetzungen für ein glückliches und zufriedenes Leben“.
Wer bestimmt diese Voraussetzungen, wer gibt die Richtung vor, wer füllt sie mit Inhalt? Sowie ein neues Aufgabengebiet aufgetan wird – und dann noch ein so schwammiges –, lassen sich prächtig Eigeninteressen unterbringen, besonders durch die Beeinflussung junger Menschen, z. B. in Jugendzentren. Die Seilschaften und Netzwerke funktionieren blendend.
Staatliche Hilfe bedeutet zunehmend Einmischung und Einflussnahme. Die Geschichte der Schulen in den vergangenen Jahrzehnten liefert dafür einen eindrucksvollen Beweis.
Vielleicht halten Sie mich für zu argwöhnisch oder auch ein wenig überspannt, doch heute bin ich lieber zu misstrauisch als zu gutgläubig.

IFG München Institut für Glücksforschung
10 Jahre zuvor

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der angebliche Glücksforscher Prof. Dr. Ruckriegel war nie, ist kein und wird auch in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach nie ein Glücksforscher sein werden, ganz einfach deshalb, weil er noch nie etwas Neues über das Glück empirisch erforscht und in Fachzeitschriften veröffentlicht hat. Genau das machen international renommierte Glücksforscher und nichts anderes. Er ist in der Glückswissenschaft und -forschung nicht existent, sondern Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nürnberg und veröffentlicht regelmäßig seine Straßenmeinungen im Internet. Bitte nehmen Sie seine Ratschläge als normal übliche Straßenmeinungen, dann liegen Sie richtig.

Mit freundlichen Grüßen
IFG München

Bernd Hornung

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

Das ist ja sehr interessant!! Da hat die dpa wohl auch nicht richtig recherchiert.