Wanka: Unterricht sollte Zusammenhänge vermitteln

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BERLIN. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka sprich sich im Interview gegen einen starren Bildungskanon und gegen reines Faktenpauken aus.

Will, dass Schüler lernen, kritisch zu denken: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. (Foto: AxelHH/Wikimedia CC BY 3.0): Johanna Wanka. Foto: Axel Hindemith / Wikimedia Commons
Will, dass Schüler lernen, kritisch zu denken: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. (Foto: AxelHH/Wikimedia CC BY 3.0): Johanna Wanka. Foto: Axel Hindemith / Wikimedia Commons

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat sich gegen simples Faktenpauken in Schulen ausgesprochen. Das halte sie für überflüssig, sagte Wanka dem Magazin «Focus». «Kein Mensch muss wissen, wann genau die Schlacht im Teutoburger Wald war, wenn ihm nicht zugleich beigebracht wird, warum das historisch wichtig ist.»

Unterricht sollte Zusammenhänge vermitteln, damit Schüler Ereignisse der Weltgeschichte einordnen und bewerten könnten. «Sie sollen lernen, kritisch zu denken», sagte Wanka. «Heute können Kinder oft nicht einmal mehr ein Veilchen von einem Gänseblümchen unterscheiden.» Sie sei auch gegen einen starren Bildungskanon. (dpa)

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(29.06.2013)

zum Bericht: Wanka gegen Precht: Auf Noten zu verzichten, wäre weltfremd

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sofawolf
10 Jahre zuvor

ZITAT: «Kein Mensch muss wissen, wann genau die Schlacht im Teutoburger Wald war, wenn ihm nicht zugleich beigebracht wird, warum das historisch wichtig ist.»

Absolute Zustimmung!!!

Grias Di
10 Jahre zuvor

Wie ist es dann mit den Daten des zweiten Weltkrieges? Muss man die auch nicht wissen? Wehe wenn nicht. Dann kommen wieder sogenannte Bildungsforscher daher und attestieren den deutschen Schülern mangelndes Geschichtswissen, weil sie gerade solche Fragen in deren Tests nicht beantworten können. Man sollte sich endlich mal einigen, was man will. Es gibt keinen Konsens darüber, was Schüler wissen müssen und was nicht und so lange kochen alle ihr eigenes Süppchen. Natürlich ist reines Faktenwissen oft nicht notwendig, allerdings gehört dann auch wieder zur Allgemeinbildung, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel heißt, was auch reines Faktenwissen ist. Ist es nun Faktenwissen, dass die größten Parteien in Deutschland CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und Linke heißen oder ist es nur notwendig zu wissen, dass es in Deutschland Parteien gibt? Wer bestimmt, was gewusst werden muss?

Andreas
10 Jahre zuvor
Antwortet  Grias Di

Du scheinst die Intention des Statements nicht wirklich hinterblickt zu haben. Natürlich ist die Ministerin dafür, dass Daten, wie beispielsweise die Zeit des zweiten Weltkriegs, in den Köpfen vorhanden sind, aber wie oft erlebt man, dass ein Lehrer nur diese Fakten abfragt, ohne auf die Inhalte der Ereignisse einzugehen. Hier besteht das eigentliche Problem, was auch im vorhanden Artikel zur Sprache kommt. Jeder weiß, dass die Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, aber viel zu selten werden auch Zusammenhänge vermittelt. In vielen Klassenzimmern fehlen die Diskussionen und man verliert zwischen „Wir müssen unbedingt einen Test schreiben.“ und „Der Lehrer spricht und die Schüler hören zu.“ das Wesentliche.

bolle
10 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

„In vielen Klassenzimmern fehlen die Diskussionen…“
Kann ich mir kaum vorstellen.
Heute findet doch überall das statt, was „mehrnachdenken“ als endloses „Gelabere“ erwähnt. Das gilt dann als wertvolles, sacherhellendes Unterrichtsgespräch und die aktivsten Großmäuler als lobenswerte Mitarbeiter.
Der Schein regiert so manchen Klassenraum, nicht das Sein.

Grias Di
10 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Die Intention ist klar, aber dann soll sie es auch so ausdrücken!!! Immer diese plakativen Forderungen. Was bei den Leuten ankommt bzw. hängen bleibt ist die Tatsache, dass kein Lehrer mehr Fakten abfragen sollte. Jeder der das trotzdem macht ist „böse“ und hat keine Ahnung von zeitgemäßem Unterricht. Als Wissenschaftsministerin sollte sie dann auch reflektiert antworten und nicht auf der einen Seite beklagen, dass Schüler (sinnlose?) Daten lernen müssen und auf der anderen Seite genau das bemängeln, dass Schüler keine Daten mehr kennen.

Ina
10 Jahre zuvor

Ja, da hat sie Recht. Nur: Ist das neu? In welchem Jahrzehnt hat sie zuletzt Schulunterricht gesehen und in Lehrpläne geschaut? Schon zu meine eigenen Schulzeit (Abi 2005) gab es kein blindes Faktenlernen mehr und so etwas ist (zumindest in NRW) von den Lehrplänen auch nicht vorgesehen.

Grias Di
10 Jahre zuvor

Ist das Wissen, ob es sich um ein Veilchen oder ein Gänseblümchen handelt nicht reines Faktenwissen? Reicht es nicht aus zu wissen, dass es sich um eine Blume handelt? Mit einer Blumenerkennungsapp kann man das doch ganz leicht im Netz finden 🙂
Übrigens: Gerade die Parteien in Deutschland sind nicht gerade ein Vorbild in Sachen „kritisch denken“. Wer kritisch nachfragt wird heutzutage doch demontiert. Welch eine Aussicht 🙂

Reinhard
10 Jahre zuvor

Frau Wanka bezieht hier klar Stellung gegen das Bildungssystem der 60er Jahre.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese banalen Aussagen auf Betreiben Wankas zustande gekommen sein sollen. Eher würde ich auf unfähige Interviewer und Redakteure tippen.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

Natürlich ist Faktenwissen wichtig! Jede Lehrkraft weiß, dass zu einem kompletten Unterrichtsentwurf neben den methodischen und didaktischen Überlegungen auch die Sachanalyse gehört. Dort wird dargestellt, worum es überhaupt geht.
Bevor ich mir zu einem Thema eine Meinung bildung kann, muss ich mich mit den Fakten beschäftigen. So sollte es zumindest sein. Heutzutage wird sich aber i.d.R. eine Meinung gebildet, ohne auch nur einen Schimmer davon zu haben, worum es eigentlich geht. Deshalb meint ja auch jede(r), zu allem ihren/seinen Senf dazugeben zu können. Sich mit den Fakten zu beschäftigen, kann nämlich ganz schön anstrengend und zeitraubend sein.
In allen Fernseh-Quizsendungen wird vor allem Faktenwissen abgefragt. Was zeichnet einen Facharbeiter aus? Dass er sich in seinem Fachgebiet hervorragend auskennt. Das setzt natürlich auch gutes Detailwissen voraus.
Mein Studium liegt zwar schon ziemlich lange zurück, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Studierende der naturwissenschaftlichen Fächer die Geisteswissenschaftler immer ein wenig belächelten, weil es sich bei denen ja nur um ein „Schein“studium handelte. Einerseits die „nackten“ Fakten und auf der anderen Seite das endlose „Gelabere“.
Auch für die Vermittlung von bspw. historischen Zusammenhängen brauche ich notwendigerweise Fakten.

sofawolf
10 Jahre zuvor

@ mehrnachdenken, ja genau, in den Rateshows im Fernsehen wird oft nur reines Faktenwissen abgefragt und das hat überhaupt nichts mit Intelligenz zu tun. Was nützt es (Schülern), zu wissen, wie die Bundeskanzlerin heißt und nicht zu wissen, was die Aufgaben einer Bundeskanzlerin sind. Was nützt es (Schülern), zu wissen, wie die großen Parteien der Bundesrepublik heißen und nicht zu wissen, für was für eine „Art von Politik“ sie stehen. DARUM ging es Frau Wanka und das ist es ja, was man in der Schule immer noch oft erleben kann. Schüler lernen für Tests irgendwelche Fakten auswendig, wie ein Gedicht, und bekommen eine gute Note fürs „Auswendiglernen“. Mit der Sache selbst können sie aber gar nichts anfangen. Was nützt es, zu wissen, wie bestimmte Blumen heißen und nicht zu wissen, was Blumen eigentlich sind. Ich fühle mich spontan an die Umfrage erinnert, bei der erwachsene (!) Bundesbürger gefragt wurden, woher z.B. Erbsen kommen und die Antwort war: „Vom Erbsenbaum.“ Wichtiger, als zu wissen, wann die Goldene Bulle erlassen wurde, ist, was die Goldene Bulle beinhaltet! Wenn man dann auch noch weiß, in welcher Zeitepoche, in welchem Jahrhundert vielleicht sogar und am Ende in welchem Jahr, na, das ist natürlich gut!

Grias Di
10 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Nur durch Wissen kann Intelligenz aufgebaut werden. Nur wenn Wissen vorhanden ist, können die entsprechenden Hirnareale verknüpft werden – sage nicht ich, sondern die Hirnforschung. Übrigens: Intelligente haben auch mehr Faktenwissen. Das eine bedingt das andere.

sofawolf
10 Jahre zuvor
Antwortet  Grias Di

Ja, es hat ja auch niemand gesagt, dass man keine Fakten kennen müsse. Es wurde gesagt, dass reines Faktenwissen nichts bringt, also Fakten zu kennen ohne Hintergründe, ohne Zusammenhänge. Worum „streiten“ Sie?

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@ sofawolf
Ich glaube, unsere Meinungen liegen gar nicht weit auseinander. Faktenwissen und Vermittlung von Zusammenhängen bedingen einander. Fakten sind unerlässlich, damit Zusammenhänge deutlich werden. Das wird doch auch in den curricularen Vorgaben berücksichtigt.
Dennoch erlebe ich immer wieder, dass z.B. von einer UE „Steinzeit“ noch nicht einmal hängen bleibt, dass wir die Menschen aus der Altsteinzeit Jäger und Sammler nennen (sie durchstreiften das Land als Nomaden). Dagegen waren die Menschen in der Jungsteinzeit sesshaft geworden (sie betrieben Ackerbau und züchteten Vieh). Deshalb heißen sie Ackerbauer und Viehzüchter.