Nach Protestjahr: Seifhennersdorfer Schüler bekommen kein Zeugnis

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Ein Jahr Unterricht ohne staatlichen Segen: In Seifhennersdorf gehen Fünftklässler mit ihren «rebellischen» Eltern in die Sommerferien. Inzwischen liegt ein Friedensangebot auf dem Tisch.

Die Seifhennersdorfer «Schulrebellen» bekommen nach einem Jahr Protestunterricht kein staatliches Zeugnis. Unter bestimmten Bedingungen soll den 13 Kindern der nicht genehmigten fünften Klasse, die auf Initiative der Eltern unterrichtet werden, das Schuljahr aber anerkannt werden, sagte der Sprecher des Sächsischen Kultusministeriums, Dirk Reelfs, am Freitag. Er bestätigte damit einen Bericht der «Sächsischen Zeitung», wonach die Schüler kein Zeugnis mit dem Vermerk «Nicht versetzt» bekommen, weil der Unterricht offiziell nicht anerkannt wird. «Wir wollen nicht weiter provozieren.»

Die Eltern in Seifhennersdorf wollen sich mit der Schulschließung nicht abfinden - und haben in Eigenregie einen Schulbetrieb organisiert. Foto: privat
Die Eltern in Seifhennersdorf wollten sich mit der Schulschließung nicht abfinden – und haben in Eigenregie einen Schulbetrieb organisiert. Foto: privat

Das Ministerium sicherte zu, dass die Kinder in die sechste Klasse aufgenommen werden – wenn sie nach den Sommerferien sofort in eine staatlich genehmigte Schule gehen. «Wir wollen ihnen eine goldene Brücke bauen», sagte Reelfs. Für das zu Ende gehende Schuljahr war in Seifhennersdorf keine fünfte Klasse genehmigt worden. Es fehlten zwei Schüler, um die gesetzlichen Vorgaben von 40 Schülern pro Klassenstufe zu erfüllen. Die Eltern von anfangs 23 Kindern organisierten daraufhin den Unterricht selbst. Seit Januar waren es noch 13 Schüler, die von pensionierten und freiberuflichen Lehrern betreut wurden.

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Nach Angaben von Elternsprecher Andreas Herbig haben die Kinder am letzten Schultag ein Zeugnis erhalten, das allerdings offiziell nicht so heißen dürfe. Von dem Zugeständnis des Kultusministeriums hätten die Eltern bislang nur indirekt erfahren. «Mit uns hat niemand persönlich gesprochen», sagte Herbig. Wie es nach den Ferien weitergehe, sei noch ungewiss. «Wir legen uns nicht fest und müssen über alles nachdenken.» Auch die Idee, eine freie Schule in Seifhennersdorf zu gründen, sei noch nicht vom Tisch. Einen entsprechenden Antrag der Stadt hatte das Kultusministerium im Juni allerdings abgelehnt, sagte Bürgermeisterin Karin Berndt (parteilos).

«Schulrebellen» und Stadt warten auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, die laut Berndt noch im Sommer fallen könnte. Die Karlsruher Richter sollen prüfen, ob Sachsens Schulgesetz mit der Verfassung vereinbar ist. Die deutsch-tschechische Grenzstadt hatte Klage gegen den 2005 beschlossenen Schulnetzplan des Landkreises Görlitz eingereicht, weil darin die Schließung ihrer Mittelschule vorgesehen ist. Seifhennersdorf sieht darin einen Eingriff in die per Verfassung garantierte kommunale Selbstverwaltung. dpa

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