Protest gegen CSU-Schulpolitik – werden Schüler instrumentalisiert?

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MÜNCHEN. Proteste und Kundgebungen gegen die Schulpolitik der CSU sind für den heutigen Mittwoch in München angekündigt. Als einer der Redner beim von der GEW mitorganisierten „Aktionstag Bildung“ wird am Nachmittag der Bestseller-Autor Richard David Precht auftreten. Bereits für den Vormittag ist ein Demonstrationszug von Schülern geplant – während der Unterrichtszeit also. Darüber gibt es jetzt Aufregung im Freistaat. Auch unter Schülern.

Screenshot von der Aktionsseite "Wir sind viele" auf Facebook.
Gehaltvoller Protest? Screenshot von der Aktionsseite „Wir sind viele“ auf Facebook.

Die Schüler-Veranstaltung beginnt um 10.30 Uhr am Stachus. Nach der Eröffnung führt ein Demonstrationszug von dort zum Odeonsplatz, wo unter anderem die Band „Sinartistix“ an einer Abschlusskundgebung mitwirken soll. „Es ist moralisch fragwürdig, Schülerinnen und Schüler mit einem Konzert zum Schule schwänzen zu locken und dadurch für politische Forderungen zu instrumentalisieren“, so heißt es nun in einer Erklärung des Landesschülerrats. „Es sollte zu den guten Tugenden eines Demokraten gehören, sich im rechtlichen Rahmen zu bewegen.“

Auch inhaltlich hat die Landesschülervertretung ein Problem mit der Aktion, die von der „Stiftung Gesellschaft macht Schule“ organisiert wird – einer Initiative, die den Protesttages „für ein besseres Schulsystem“ mitträgt. Dabei wird unter anderem eine Überwindung der Trennung zwischen den Schularten als Ziel benannt und gegen die Schulpolitik der CSU getrommelt. „Wir halten es für nicht akzeptabel, dass Schülerinnen und Schüler auch in einer groß angelegten Facebook-Kampagne zum Schule schwänzen angelockt werden und dann für politisch vorgefertigte Zielsetzungen instrumentalisiert werden sollen“, so heißt es in der Erklärung des Landesschülerrates.

Auch der Bayerische Realschullehrerverband „verurteilt den Aufruf zum Schülerstreik am 24. Juli wegen Instrumentalisierung junger Menschen und gezielter Falschinformationen“. In einer Videobotschaft der Kampagne würden Schülern unsinnige Aussagen in den Mund gelegt. „Wer in einer Zeit, in der Unternehmen händeringend nach qualifizierten Schulabgängern suchen, davon spricht, dass der Realschulabschluss ‚gar nichts mehr wert ist‘, der hat entweder keine Ahnung oder behauptet gezielt Falsches, um die Öffentlichkeit zu täuschen und so politisch Einfluss zu nehmen“, meint Verbandsvorsitzender Anton Huber. Er betont: „Ich halte es mittlerweile für verwerflich, mit welchen Mitteln Gemeinschaftsschulbefürworter die Einheitsschule in Bayern durchdrücken wollen.“

Tatsächlich haben mittlerweile 50.000 Menschen den Film auf YouTube gesehen, von dem hier die Rede ist. „Realschüler sind Egalschüler!“, ruft darin eine Schülerin in ihr Megafon. „In Wahrheit ist unser Abschluss doch gar nichts mehr wert!“

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Eine andere Forderung der Kampagne, auf deren Facebook-Seite veröffentlicht: „Wir demonstrieren für Wiedereinführung von Hitzefrei.“

Das bayerische Kultusministerium gibt sich betont gelassen: „Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn sich junge Menschen an demokratischen Prozessen beteiligen“, so zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ eine Sprecherin. Partizipation sei ein wichtiges gesellschaftliches Thema, das in besonderer Weise auch die Schulen betreffe. Jedoch erinnere sie daran, dass für eine solche Veranstaltung eine Befreiung vom Unterricht vorliegen müsste, die nur durch die jeweiligen Schulen ausgesprochen werden kann. Solche Befreiung dürften nur in begründeten Einzelfällen verteilt werden. News4teachers

Hier geht es zu der Facebook-Seite „Wir sind viele“, von der aus zu der Schüler-Aktion aufgerufen wird. 

Zum Bericht: „Precht mischt die Politik auf – und beleidigt Wanka“

 

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2 Kommentare
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rfalio
10 Jahre zuvor

Man kann mit falschen Zahlen jedes politisch gewollte Verfahren begründen!
Wenn der Realschulabschluss nichts wert ist, warum sind dann von meiner ersten Abschlussklasse einer Professor an der Universität 9n Uppsala, mehrere selbstständige Unternehmer usw…
Mehrere Praktikanten für das Lehramt an Realschulen kenne ich noch als Schüler der RS…
Da frag ich mich schon…
rfalio

Warner
10 Jahre zuvor

Unglaublich, was hier das Trio aus reformpädagogischen Initiativen, GEW und Richard David Precht inszeniert. Es kann einem nur noch Angst und Bange werden.
Zwei der drei Rädelsführer sind mir schon länger suspekt. Nun gesellt sich noch ein dritter dazu, der allwissende Herr Precht.