Studie: Opfer von Cybermobbing werden häufig zu Tätern

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STUTTGART. Je älter, desto mehr: Cybermobbing bei Schülern breitet sich von Jahrgang zu Jahrgang immer stärker aus. Das zeigt eine Studie, die repräsentativ nur für Baden-Württemberg ist, aber in ihren Zusammenhängen auch auf andere Bundesländer übertragbar sein dürfte. Weitere Erkenntnis: Das Internet wird für viele Opfer zur Racheplattform.

Cybermobbing unter Schülern ist offenbar verbreiteter als bislang vermutet. Foto: Blue Square Thing / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Cybermobbing unter Schülern ist offenbar verbreiteter als bislang vermutet. Foto: Blue Square Thing / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Cybermobbing unter Schülern nimmt laut einer Studie bis zur Jahrgangsstufe 10 kontinuierlich zu. Ein Drittel der 5656 befragten Schüler gab an, schon Opfer von Cybermobbing geworden zu sein. Zudem identifizierten die Wissenschaftler in der siebten Klasse rund 8 Prozent, in der zehnten Klasse schon 14 Prozent als Täter. Die Forscher der Universität Hohenheim bei Stuttgart und der Uni Münster erklärten das bei der Vorstellung der Studie mit einer höheren Medienkompetenz bei älteren Schülern.

Ausgewertet wurden Daten einer Befragung an 33 Schulen, die wegen der Sozialstruktur nicht für ganz Deutschland repräsentativ ist. Am häufigsten verbreitet sind beleidigende Nachrichten (14,5 Prozent) und das Weiterleiten vertraulicher Informationen an Dritte (7,9 Prozent). Nicht so häufig wie von den Forschern erwartet kommt das Hochladen peinlicher Bilder und Videos vor (1,9 Prozent).

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Studie untersucht bis 2015 in drei Schritten unabhängig von Auftraggebern Mechanismen und Motive von Cybermobbing. Die Forscher wollen wissen, welchen Einfluss die Mediennutzung und das soziale Umfeld der Schüler auf das Cybermobbing hat.

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Ein klarer Trennstrich zwischen Tätern und Opfern ist beim Cybermobbing nicht so leicht zu erkennen. Viele Jugendliche berichteten, dass sie selbst Opfer geworden seien, gleichzeitig aber auch andere über das Internet gemobbt hätten. Etwa ein Drittel der Betroffenen gehört zu dieser Täter/Opfer-Kategorie, während sich der Rest der Betroffenen jeweils zur Hälfte auf die Täter- und die Opfer-Kategorie verteilt.

Beim Vergleich zwischen Cybermobbing und traditionellem Schulmobbing fanden die Wissenschaftler ein anderes Verhältnis zwischen Tätern und der Täter/Opfer-Gruppe. Thorsten Quandt von der Uni Münster sagte: «Das Verhältnis ist beim Cybermobbing deutlich zur Mischkategorie hin verschoben. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass sich das Internet besonders gut für Racheaktionen eignet, wenn man selbst Opfer wurde.»

An den untersuchten Hauptschulen sei dieses Muster besonders auffällig. Laut Quandt nutzen die Hauptschüler das Netz häufiger als Plattform, um sich zu rächen und nach einer erlittenen Mobbing-Attacke virtuell zurückzuschlagen. Mit 19,8 Prozent sei der Anteil der Täter-Opfer deutlich höher als an Realschulen (11,3 Prozent) und Gymnasien (8,4 Prozent). dpa

Zum Bericht: „Studie: Cybermobbing weit verbreitet – Jeder sechste Schüler Opfer“

 

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