«Völlig durchgeknallt» – Astronaut Merbold erzählt Schülern vom All

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DRESDEN. Festgeschnallt, durchgerüttelt und mit einer irren Geschwindigkeit unterwegs – so beschreibt Astronaut Ulf Merbold den Weg ins All. Die Erfahrung hat ihn geprägt. Jetzt gibt er sie an Schüler weiter.

Macht Schülern Naturwissenschaften anschaulich: Ex-Astronaut Ulf Merbold. Foto: Andreas Schebers / Wikimedia Commons (CC BY 2.0)
Macht Schülern Naturwissenschaften anschaulich: Ex-Astronaut Ulf Merbold. Foto: Andreas Schebers / Wikimedia Commons (CC BY 2.0)

Einmal im Raumschiff die Erde zu umrunden, die Sterne zum Greifen nah – davon hat Astronaut Ulf Merbold als Kind nie geträumt. «Ich habe zwar gern Jules Verne gelesen, aber das war für mich nur Science-Fiction», erzählt der 72-Jährige bei einem Besuch in Dresden. Er habe sich nicht vorstellen können, dass Menschen einmal mit Hilfe von Raketen die Erde verlassen. «Und schon gar nicht ich.»

Gemeinsam mit dem früheren US-Astronauten Thomas Jones ist Merbold in den Technischen Sammlungen Dresden zu Gast, um von seinem Beruf zu berichten. In den Räumen soll ab Mitte November ein «School Lab» eingerichtet werden – ein Projekt der Technischen Universität Dresden und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Experimente sollen Schüler dort an technische und naturwissenschaftliche Berufe heranführen.

Zur Raumfahrt sei er zufällig gekommen, erzählt Merbold den Schülern – durch eine Zeitungsannonce. Er arbeitete als Physiker am Stuttgarter Max-Planck-Institut, als ihm Mitte der 70er-Jahre eine Anzeige der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ins Auge sprang. Die suchte Wissenschaftler für ihr Weltraumlabor «Spacelab». Unter Hunderten von Bewerbungen fiel die Wahl schließlich auf Merbold.

„Das Gefühl ist nicht mit Worten zu beschreiben“

An seinen ersten Start 1983 an Bord der «Columbia» erinnert sich der gebürtige Greizer noch genau: «Das war völlig durchgeknallt.» In nur 50 Sekunden habe man die Schallgeschwindigkeit erreicht und fliege mit einer Geschwindigkeit von etwa 27 000 Kilometern pro Stunde. «Das Gefühl ist mit Worten nicht zu beschreiben.» Merbold war der zweite Deutsche im All und der erste Nicht-Amerikaner an Bord eines Space-Shuttles. Vor ihm war als erster Deutscher 1978 DDR-Bürger Sigmund Jähn im All.

Auch Josephine Rotte will an diesem Tag von Merbold mehr über den Alltag eines Raumfahrers hören. «Ich träume schon immer davon, Astronautin zu werden», sagt die 16-Jährige. Neben der Schule jobbt sie bereits am Institut für Luft- und Raumfahrttechnik der TU Dresden. «Dort will ich später auch studieren.»

Nach Angaben der Universität wird ein Viertel aller deutschen Raumfahrtingenieure in Dresden ausgebildet. Das jüngste Projekt: Mitte April wurde der erste sächsische Satellit an Bord einer russischen Rakete ins All geschossen und befindet sich seither in der Umlaufbahn. SOMP1 aus Dresden soll wenn möglich 25 Jahre lang um die Erde kreisen und Messdaten aus der oberen Atmosphäre liefern.

«Für den Alltag hat die Raumfahrt eine enorme Bedeutung», sagt Merbold. GPS, Satellitenaufnahmen oder Wettervorhersagen seien ohne nicht möglich. Merbold selbst war dreimal im All – die Erfahrung prägt ihn noch heute. «Wenn man in 90 Minuten die Erde umrundet, kommt sie einem auf einmal viel kleiner vor.» Er habe daraus vor allem gelernt, dass Menschen Verantwortung übernehmen müssten. «Um diesen wunderbaren Planeten in einem intakten Zustand zu hinterlassen.» CHRISTIANE RAATZ, dpa

Hier gibt es Unterrichtsmaterial für die Grundschule zum Thema Raumfahrt.

 

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