Bsirske unterstützt 3000 streikende Lehrer in Berlin

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BERLIN. «Lehrer sein für’n Appel und ’n Ei – ist nun vorbei», warnen Berlins angestellte Lehrer. Erneut traten Tausende in den Warnstreik. Erstmals schaltete sich auch Verdi-Boss Bsirske ein.

«Der vordemokratische Zustand, dass die Arbeitgeber einseitig die Arbeitsbedingungen für Lehrer festlegen, muss endlich beendet werden»: Verdi-Chef Bsirske (Archivbild). Foto: hellercom / flickr (CC BY 2.0)
«Der vordemokratische Zustand, dass die Arbeitgeber einseitig die Arbeitsbedingungen für Lehrer festlegen, muss endlich beendet werden»: Verdi-Chef Bsirske (Archivbild). Foto: hellercom / flickr (CC BY 2.0)

Knapp drei Wochen nach Schuljahresbeginn sind 3000 angestellte Lehrer in Berlin erneut in den Warnstreik getreten. Nahezu jede Schule in der Hauptstadt sei betroffen, sagte die Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Doreen Siebernik. Jeder zehnte Berliner Lehrer beteiligte sich, für hunderte Schüler fiel Unterricht aus. Und am Donnerstag soll weiter gestreikt werden.

An einigen Grundschulen gab es laut GEW nur eine Notbetreuung. In mehreren Bezirken fehlten auch verbeamtete Lehrer, weil ihre Personalräte Versammlungen einberufen hatten. In keiner Schule aber sei der Unterricht komplett ausgefallen, betonte die Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung, Beate Stoffers. Die Bezirke seien ganz unterschiedlich vom Warnstreik betroffen gewesen. So hätten in Marzahn-Hellersdorf insgesamt nur 12 Lehrer gefehlt, in Charlottenburg-Wilmersdorf dagegen etwa 200.

Die Lehrer fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit: angestellte Pädagogen sollen genauso viel Geld bekommen, wie ihre verbeamteten Kollegen. Denn in Berlin werden junge Lehrer seit 2004 nicht mehr verbeamtet. Inzwischen gibt es unter den 29 000 Lehrern mehr als 9000 Angestellte. Nach GEW-Berechnungen bekommen diese in 40 Dienstjahren bis zu 230 000 Euro netto weniger als verbeamtete Kollegen.

Die Auseinandersetzung schwelt seit November 2012, als die GEW dem rot-schwarzen Senat ihre Forderungen präsentierte. «Seitdem werden wir nicht ernst genommen», kritisierte Siebernik. «Wir haben dieses königliche Gebaren satt.» Bereits im vergangenen Schuljahr hatte es mehrmals Warnstreiks gegeben.

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Jetzt bekommen die Lehrer Unterstützung vom Chef der mächtigen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske. «Der vordemokratische Zustand, dass die Arbeitgeber einseitig die Arbeitsbedingungen für Lehrer festlegen, muss endlich beendet werden», forderte Bsirske auf einer Kundgebung vor der Senatsinnenverwaltung. Wenn auf Bundesebene keine Lösung für die Eingruppierung angestellter Lehrer gefunden werden könne, müsse «der Durchbruch eben auf Landesebene erfolgen».

Die Tarifgemeinschaft der Länder hatte Anfang des Jahres bereits über einen Tarifvertrag für angestellte Lehrer verhandelt. Es gab ein Gehaltsplus von 5,6 Prozent, aber keine Regelung zur einheitlichen Eingruppierung.

Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) lehnt Verhandlungen jetzt mit dem Argument ab, nur die TdL dürfe mit den Lehrern verhandeln. «Uns werden demokratische Grundrechte als Angestellte verwehrt», kritisierte Siebernik. «So kann es mit uns keinen Schulfrieden geben. Denn unsere guten Arbeitsbedingungen bedeuten auch gute Lernbedingungen für die Schüler.» Das setze Nußbaum aufs Spiel. dpa

Zum Bericht: „Beamtenbund stellt sich gegen Warnstreiks angestellter Lehrer“

 

 

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