Drama um falsche Vergewaltigungsvorwürfe – Lehrerin sei „schuldfähig und geltungsbedürftig“

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DARMSTADT. Im Darmstädter Prozess gegen eine ehemalige Lehrerin wegen mutmaßlich falscher Vergewaltigungsvorwürfe hat ein Sachverständiger die angeklagte Frau als schuldfähig, aber auch als geltungsbedürftig beschrieben. Ausgehend von den Zeugenaussagen und einer eigenen Untersuchung habe die 48-Jährige eine ausgesprochene Tendenz zur dramatischen Selbstdarstellung und nehme kaum Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer, sagte Norbert Leygraf, der Direktor des Instituts für forensische Psychiatrie des LVR-Klinikum Essen am Donnerstag vor dem Landgericht. Die Lehrerin soll ihren Kollegen vor zwölf Jahren zu Unrecht der Vergewaltigung bezichtigt haben. Sie muss sich seit April wegen Freiheitsberaubung verantworten.

Über 65 hinaus arbeiten? Darf ein Lehrer. urteilte jetzt ein Richter . Foto: Carlo Schrodt / pixelio.de
Die Lehrerin wollte offenbar nur den Posten ihres Kollegen haben. Foto: Carlo Schrodt / pixelio.de

Nach Ansicht Leygrafs habe die Frau im Gespräch zwar anhaltend dramatische Situationen geschildert. «Die Dramatik dieses Inhalts spiegelte sich aber nicht ihrer Art wieder», sagte er. Sie sei dabei ruhig geblieben und habe gelächelt. Er gehe davon aus, die Frau sei ausgesprochen auf sich bezogen und besitze ein «weitreichendes, inneres Bedürfnis, sich selbst als besonderen Menschen darzustellen, bei dem nie etwas gelaufen» sei. Der Vorwurf der Vergewaltigung sei vor diesem Hintergrund «ein weiterer Mosaikstein in einer Ansammlung dramatischer Ereignisse, die nicht realitätsbasierend sind», sagte Leygraf. Schuldfähig sei die Frau dennoch, das Unrecht der Tat habe sie erkennen können.

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Laut Anklage hatte die Lehrerin die Vergewaltigung nur erfunden, um an den Posten ihres Kollegen zu kommen. Der Mann saß die Haftstrafe ab, wurde aber später in einer Wiederaufnahme des Verfahrens freigesprochen. Im vergangenen Sommer starb er im Saarland. dpa

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