Gemeinsames Abitur und Islamunterricht -Das bringt das neue Schuljahr Lehrern in ganz Deutschland

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BERLIN. 16 Bundesländer – 16 Schulsysteme. Und jedes Jahr ändert sich in vielen Ländern etwas. Das macht es noch schwerer, einen Überblick zu behalten. Hier ist er.

Im neuen Schuljahr heißt es «Kommando zurück» beim umstrittenen Turbo-Abitur. In Hessen dürfen Gymnasien zum Abitur nach 13 Schuljahren zurückkehren, in Bayern können sich die Gymnasiasten für ein freiwilliges Zusatzjahr in der Mittelstufe entscheiden. Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. In anderen Bundesländern kommt es ebenfalls zu Änderungen. In Sachsen-Anhalt gibt es nun auch Gemeinschaftsschulen, zunächst 13. Der Ausbau der Ganztagsschulen und die Inklusion behinderter Schüler schreitet vielerorts voran – wenn auch mit unterschiedlichem Tempo.

Sechs Bundesländer wollen im Schuljahr 2013/2014 beim Abitur erstmals einige gemeinsame Prüfungsaufgaben in Deutsch, Englisch und Mathematik verwenden: Bayern, Sachsen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Für alle 16 Länder wird das erst zum Schuljahr 2016/17 angestrebt.

In Baden-Württemberg gehen weitere 87 Gemeinschaftsschulen an den Start; nun sind es insgesamt 129. Neue Bildungspläne werden an rund 60 Schulen erprobt; sie sollen 2015 eingeführt werden. Berlin beginnt für Schulanfänger als Pilotprojekt die Gemeinschaftsschule von Klasse 1 bis 12/13.

Generell erhalten mehr Kinder islamischen Religionsunterricht an den Schulen. In Hessen startet der bekenntnisorientierte Islamunterricht in 29 ersten Klassen mit über 440 Schülern. Dort wird er als vollwertige Alternative zu katholischem oder evangelischem Religionsunterricht angeboten. Der Unterricht wird von muslimischen Lehrern erteilt, die bereits im Schuldienst sind und eine Zusatzausbildung gemacht haben. In Nordrhein-Westfalen gibt es den vor einem Jahr zunächst nur für die Grundschulen ins Leben gerufenen islamischen Religionsunterricht nun auch in den weiterführenden Schulen. In Niedersachsen wurde dieser Unterricht jetzt als reguläres Schulfach unter staatlicher Aufsicht eingeführt.

Auch im Dauer-Streit über die Gymnasialzeit – G8 oder G9 – gibt es weiter Bewegung: In Hessen dürfen Gymnasien nun wieder zum Abitur nach 13 Schuljahren zurückkehren, 39 von ihnen nutzen die Möglichkeit zunächst. Mit weiteren Rückkehrern wird gerechnet. Bayern versucht mit einem sogenannten Flexibilisierungsjahr in der Mittelstufe, den Streit ums Turbo-Abitur zu befrieden – das Konzept wird nun flächendeckend umgesetzt. Gymnasiasten können entscheiden, ob sie in der Mittelstufe ein zusätzliches Schuljahr mit Förderangeboten einlegen.

Das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern (Inklusion) schreitet langsam voran. Seit dem Start des neuen Schuljahres in Niedersachsen am 8. August besuchen dort alle lernschwachen Schüler reguläre Grundschulen. Die weiterführenden Schulen nehmen ab der fünften Klasse Kinder mit Handicap auf, wenn die Eltern dies wünschen.

In Rheinland-Pfalz lernen künftig höchstens 24 Kinder in den ersten, zweiten und dritten Klassen. Vom Schuljahr 2014/15 an gilt dies zugunsten einer besseren Unterrichtsqualität in allen vier Jahrgangsstufen der Grundschulen.

Tausende Lehrer zusätzlich werden laut Bertelsmann-Stiftung bundesweit benötigt, wenn in Deutschlands Schulen inklusiv - wie hier an der Gesamtgrundschule Eitorf - gelernt wird. Foto: Bertelsmann Stiftung / Ulfert Engelkes
Tausende Lehrer zusätzlich werden laut Bertelsmann-Stiftung bundesweit benötigt, wenn in Deutschlands Schulen inklusiv – wie hier an der Gesamtgrundschule Eitorf – gelernt wird. Foto: Bertelsmann Stiftung / Ulfert Engelkes
Von wegen Ruhe - in den Schulen ist der Umbau auch im nächsten Schuljahr im vollen Gange. (Foto: US Departement of Education/Flickr CC BY 2.0)
Konzentration gefragt – in den Schulen ist der Umbau auch im nächsten Schuljahr im vollen Gange. (Foto: US Departement of Education/Flickr CC BY 2.0)

Mecklenburg-Vorpommern ist nach jahrelanger Kontroverse wieder zu den Kopfnoten zurückgekehrt. Arbeits- und Sozialverhalten der 137 000 Schüler werden wieder benotet – in sechs Stufen zwischen «sehr gut» und «ungenügend».

In Thüringen werden die Rechte der Schüler gestärkt. So können die Schülersprecher ab dem neuen Schuljahr direkt gewählt werden. Zudem will das Ministerium regelmäßige Gespräche mit Schülern und Eltern einführen. dpa

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