Jetzt gehen Lehrer auch in Niedersachsen auf die Straße

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HANNOVER. Nach den Plänen der niedersächsischen Landesregierung sollen Gymnasiallehrer und ältere Pädagogen länger arbeiten. Gegen die Mehrbelastung wollen die Lehrerverbände mit einem Protestmarsch mobil machen – und es damit den Kollegen in Berlin, Sachsen und Baden-Württemberg gleichtun.

Mit einer Demonstration wollen die niedersächsischen Lehrerverbände am 29. August in Hannover gegen die Schulpolitik der Landesregierung protestieren. Die Pädagogen sprechen sich unter dem Motto «So nicht Rot-Grün!» gegen die vom Kabinett beschlossene Erhöhung der Stundenzahl für Gymnasiallehrer und gegen die Streichung der Altersermäßigung aus. Die Lehrer fordern hingegen jährlich 200 Millionen Euro mehr im Kultusetat. «Wir wollen an Abgeordnete appellieren, dass sie mehr Geld für die Bildung zur Verfügung stellen», sagte der Landeschef der Bildungsgewerkschaft GEW, Eberhard Brandt. Zu dem Protestmarsch erwarten die Verbände mindestens 5000 Lehrer aus ganz Niedersachsen.

Anfang Juli hatte das Kabinett beschlossen, dass Gymnasiallehrer künftig 24,5 statt 23,5 Stunden pro Woche unterrichten sollen. Zudem soll die für 2014 vereinbarte Arbeitszeitermäßigung für Lehrer ab dem 55. Lebensjahr auf zunächst nicht absehbare Zeit ausgesetzt werden. «Als die Kollegen aus den Ferien zurückgekommen sind, herrschte in den Lehrerzimmern Wut und Empörung über die Beschlüsse der Regierung», sagte Horst Audritz vom niedersächsischen Philologenverband. «Das ist kein Schnitt ins Sahnehäubchen, sondern ein Griff ins Eingemachte.» Die Arbeitszeitbelastung der Lehrer liege Audritz zufolge bereits bei 45 bis 50 Stunden pro Woche.

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Die Regierung rechtfertigt die Mehrbelastung der Lehrer mit der Finanzierung von Ganztagsschulen, Krippen und der Inklusion. «Wenn ihr die Reformen im Dialog mit uns machen wollt, dürft ihr uns nicht in die Kniekehlen treten», kritisierte GEW-Chef Brandt die Landesregierung. Die längeren Arbeitszeiten hätten auch Folgen für angehende Lehrkräfte. «Die jetzigen Maßnahmen kosten womöglich 1900 Einstellungen», warnte Brandt.

Die Lehrer wollen am Donnerstagnachmittag vom Kultusministerium durch die Innenstadt Hannovers zum Landtag marschieren und dort eine Kundgebung abhalten. Unterricht soll durch den Protestmarsch nicht ausfallen.

Zum Bericht: „Philologenverband Niedersachsen: Empörung zum Schuljahresanfang“

 

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5 Kommentare
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klexel
10 Jahre zuvor

Die niedersächsischen Gymnasiallehrer dürften da schlechte Karten haben, liegt doch ihr bisheriges Stundensoll am untersten Ende im Vergleich aller Bundesländer. http://www.kmk.org/fileadmin/pdf/Statistik/Pflichtstunden_der_Lehrer_2011.pdf

greathosannah
10 Jahre zuvor
Antwortet  klexel

Stundensoll ist nicht gleich Arbeitszeit. In Niedersachsen ist zwar die Stundenzahl etwas niedriger als beispielsweise Nordrhein-Westfalen, dafür werden in NI aber mehr Klassenarbeiten geschrieben (und korrigiert) und weniger Entlastungsstunden für Zusatzaufgaben gegeben. Weihnachtsgeld gibt es in Niedersachsen ebenfalls nicht, in anderen Bundesländern schon.

Martin
10 Jahre zuvor

Ich würde auch gern mal 24,5 Stunden pro Woche arbeiten, das wäre gerade mal etwas mehr als halb so viel, wie ich aktuell arbeiten muss.

Grias Di
10 Jahre zuvor
Antwortet  Martin

Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2006 ermittelte für Gymnasiallehrer eine durchschnittliche Jahresarbeitszeit von 2092 Stunden. Auch Lehrer anderer Schulformen erreichten ungefähr diesen Wert. Der Vergleich mit anderen Berufsgruppen zeigt, dass zum Beispiel Ärzte mit 2102 Arbeitsstunden pro Jahr unwesentlich mehr arbeiten als Lehrer. Architekten und Ingenieure liegen bei 2081 beziehungsweise 2037 Stunden – Journalisten und Publizisten bei 1987 Stunden.
Quelle
http://www.zeit.de/2009/24/C-Lehrermythen/seite-1
Dies entspricht, umgerchnet auf 6 Wochen Urlaub einer Wochenarbeitszeit von 47,5 Stunden, wenn man zusätzlich auch noch berücksichtigt, dass der normale Arbeitnehmer auch an Feiertagen nicht arbeiten muss.

Gerald
10 Jahre zuvor

Erst genauer informieren, Martin, dann urteilen.