Verbesserte Abi-Noten: Jetzt ermittelt der Staatsanwalt gegen den Schulleiter

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COBURG. Wegen des Vorwurfs geschönter Abi-Noten am Coburger Traditionsgymnasium  Casimirianum ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Schulleiter und zwei Mitarbeiter des Kultusministeriums. Es habe eine anonyme Anzeige wegen Falschbeurkundung im Amt gegeben, sagte Coburgs Leitender Oberstaatsanwalt Anton Lohneis und bestätigte damit einen Bericht des Bayerischen Rundfunks.

Eine Institution in Coburg: das rund 400 Jahre alte Casimirianum - hier ein Foto von 1975. Foto: Gräfingholt, Detlef / Bundesarchiv / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)
Eine Institution in Coburg: das rund 400 Jahre alte Casimirianum – hier ein Foto von 1975. Foto: Gräfingholt, Detlef / Bundesarchiv / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)

Der Direktor des Gymnasiums hatte die Bewertung aller Deutsch-Abiturarbeiten um einen Punkt nach oben korrigiert. Das Kultusministerium hatte den Fall nach Bekanntwerden im Juli überprüft und war zu dem Schluss gekommen, dass der Direktor zwar fachlich richtig gelegen habe. Die Notenänderung hätte jedoch in der Lehrerkonferenz beschlossen werden müssen. Die Noten der Schüler blieben unverändert.

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«Die Anzeige hat eine gewisse Qualität, die darauf hindeutet, dass es jemand ist, der sachkundig ist und eine gewisse Nähe zur Schule hat», sagte Lohneis. Der anonyme Absender hatte neben dem Schulleiter auch den zuständigen Ministerialbeauftragten und den Pressesprecher des Kultusministeriums, Ludwig Unger, angezeigt. Gegen den Sprecher sei derzeit aber kein konkreter Anfangsverdacht erkennbar, sagte Lohneis. Unger verwies darauf, dass er als Sprecher überhaupt keine Beurkundung zu vollziehen habe. «Als promovierter Historiker weiß ich, dass anonyme Anzeigen in bestimmten Zeiten genutzt wurden – Zeiten außerhalb des Rechtsstaats», kritisierte er. dpa

Zum Bericht: „Geschönte Abi-Noten? Ministerium entlastet Direktor nur zum Teil“

 

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Grias Di
10 Jahre zuvor

«Als promovierter Historiker weiß ich, dass anonyme Anzeigen in bestimmten Zeiten genutzt wurden – Zeiten außerhalb des Rechtsstaats», kritisierte er.

Oder in Zeiten, in denen derjenige, der anzeigt äußerst negative Folgen zu befürchten hat. Und dies ist vor allem in Bayern gegeben, wo das Ministerium und die Ministerialbeauftragten selbstherrlich „regieren“.