Lehrer streichen aus Protest Klassenfahrten – Ministerium machtlos

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HANNOVER. Das niedersächsische Kultusministerium hat keine Handhabe gegen den von Gymnasiallehrern aus Protest gegen längere Arbeitszeiten angekündigten Boykott von Klassenfahrten. Lehrer könnten zur Teilnahme an Klassenfahrten nicht verpflichtet werden und eine Änderung dieser Regelung sei auch nicht geplant, sagte eine Ministeriumssprecherin in Hannover. Es sei das gute Recht der Lehrer, ihrem Ärger Luft zu machen. Allerdings appelliere das Ministerium an die Lehrer, den Streit nicht auf dem Rücken der Schüler auszutragen und diese in einem politischen Konflikt zu instrumentalisieren.

Die neue Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) hatte vor Start des neuen Schuljahres Gymnasiallehrer mit der Nachricht überrascht, dass sie von Sommer 2014 an eine Stunde pro Woche länger arbeiten müssen. Auch versprochene Entlastungen für ältere Kollegen an allen Schulen wurden gestrichen. Aus Protest hatten Lehrer an zwei Gymnasien in Hannover beschlossen, im kommenden Schuljahr keine Klassenfahrten mehr zu unternehmen. In weiteren Kollegien wird über einen solchen Schritt nachgedacht. dpa

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Zum Bericht: „Tausende Gymnasiallehrer demonstrieren – Pfiffe für Kultusministerin“

 

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Lehrersliebling
10 Jahre zuvor

Leider hat das Ministerium offenbar immer noch nicht verstanden, dass mehr Unterricht bei gleichbleibender Arbeitszeit weniger Zeit zur Vor- und Nachbereitung bedeutet und somit die Unterrichtsqualität leiden wird. Es wird also ohnehin auf dem Rücken der Schüler ausgetragen, das Ministerium geht nur davon aus, dass Lehrer die erhöhte Unterrichtsverpflichtung mit erhöhter Gesamtarbeitszeit kompensieren.
Die Nebelkerzen des Ministeriums, das hier eine Arbeitszeiterhöhung verkaufen möchte, die verfassungsrechtlich ohne eine Erhöhung der Arbeitszeit aller Beamten in Niedersachsen gar nicht möglich ist, sind eine Bleidigung für jeden denkenden Menschen. Hier soll einfach zu Lasten der Unterrichtsqualität oder der Gesundheit der Kollegen Geld gespart werden.

kritisch
10 Jahre zuvor

„…den Streit nicht auf dem Rücken der Schüler auszutragen“

Machen die Lehrer ja nicht.
Sie opfern die Klassenfahrten, damit sie die Mehrarbeit in der Schule ableisten können.

Vielleicht müssen demnächst auch weitere außerunterrichtliche Veranstaltungen nich nur im Gymnasium unterlassen werden, damit Lehrer die ihnen anvertrauten Aufgaben, die das Ministerium in den letzten Jahren immer weiter erhöht und ergänzt hat, erfüllen können.

Grias Di
10 Jahre zuvor

Die Kultusministerien sparen seit Jahren zu Lasten der Kinder. Die Bankenrettungen werden auf dem Rücken der Kinder ausgetragen.

Das Leben
10 Jahre zuvor

Ich finde es generell ein Unding, dass Gymnasiallehrer weniger arbeiten müssen, als die Lehrer anderer Schulformen, die meiner Meinung nach, mindestens ebenso hart arbeiten…
Ich bin also mal das Böse und finde es nicht richtig, den Schülern die Klassenfahrt zu streichen!!!

Grias Di
10 Jahre zuvor
Antwortet  Das Leben

Gymnasiallehrer arbeiten ja nicht weniger. Sie halten weniger Stunden, dafür ist deren Vorbereitung und Korrektur aufwändiger. Es ist nun mal so, dass die Arbeiten von Oberstufenschülern umfangreicher sind als die von Mittelstufenschülern. Für deren Korrektur benötigt man deshalb auch viel mehr Zeit.

Grias Di
10 Jahre zuvor
Antwortet  Grias Di

Wie sagte mal ne Referendarin. Für meine 12 Stunden an der Berufsschule muss ich nicht so viel vorbereiten wie für 4 Stunden an der Fachoberschule.

Grias Di
10 Jahre zuvor
Antwortet  Grias Di

Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2006 ermittelte für Gymnasiallehrer eine durchschnittliche Jahresarbeitszeit von 2092 Stunden. Auch Lehrer anderer Schulformen erreichten ungefähr diesen Wert. Der Vergleich mit anderen Berufsgruppen zeigt, dass zum Beispiel Ärzte mit 2102 Arbeitsstunden pro Jahr unwesentlich mehr arbeiten als Lehrer. Architekten und Ingenieure liegen bei 2081 beziehungsweise 2037 Stunden – Journalisten und Publizisten bei 1987 Stunden.

Das Leben
10 Jahre zuvor
Antwortet  Grias Di

Ich frage mich, ob die meisten Gymnasiallehrer mal versucht haben einen Aufsatz eines Hauptschülers zu korrigieren. DANN sollen sie nochmal behaupte, es dauert länger den eines Gymnasiasten (dessen Schrift man wahrscheinlich tatsächlich lesen kann), nachzusehen. Sorry, NEIN, dem ist nicht so und JA, ich habe den Vergleich!
Und die Unterrichtsvorbereitung ist von Lehrer zu Lehrer und von Fach zu Fach unterschiedlich, das kann man nicht vergleichen! Und das statistische Bundesamt hat ermittelt… Ja, wie denn? Durch Befragung!? Aha!

Ich will hier niemanden beleidigen und ich bin mir sicher, dass ALLE Lehrer einen anstrengenden Job haben, nur, diese Ungerechtigkeit zu anderen Schulformen, die kann ich einfach nicht so hinnehmen!!!

Grias Di
10 Jahre zuvor
Antwortet  Grias Di

Ja hab ich vergessen, nach der 4ten Klasse werden die Schüler ja nach der Schriftnote auf die weiteren Schulen verteilt.

Ich hätte noch weitere Studien die Sie anzweifeln können:
z. B. die COACTIV-Studie
http://www.mpib-berlin.mpg.de/coactiv/studie/ergebnisse/index.html
und dann noch
„Teacher Education and Development Study in Mathematics“ dazu vielleicht ein Link:
http://www.focus.de/schule/lehrerzimmer/schulpraxis/mathematikfaehigkeit-hauptschullehrer-liegen-weit-zurueck_aid_499147.html

klmv
10 Jahre zuvor

Was für ein Dilemma, die armen Gymnasiallehrer. Wir arbeiten an Sachsens Mittelschulen als Lehrer 26 Stunden (bis vor einiger Zeit 27) und kriegen Entgeldgruppe 11 (Ost!!). Trotz eines Abschlusses nach der Wende kriege ich- wie die meisten meiner Kollegen- kein Westgehalt. Auf Klassenfahrt bin ich aber deswegen trotzdem gefahren. Manchmal erfährt man da viel mehr von Schülern als in sechs Schuljahren.
Bei uns erledigt sich das Thema Klassenfahrten aber zunehmend von selbst- es scheitert am nicht vorhandenen Geld der Eltern.

Marcel
10 Jahre zuvor

Ich bin ein Schüler und ich finde es eine FRECHHEIT einfach zu Protestieren die kinder müssen jetzt Zuhause bleiben und das ist eure schuld

g. h.
10 Jahre zuvor
Antwortet  Marcel

Tja, Marcel, was jeder nicht so alles als Frechheit empfindet. Kannst Du Dir vorstellen, dass jemand auch Deine Worte als Frechheit empfindet?
Welche Möglichkeit haben denn Lehrer, um zu protestieren? Streiken dürfen die meisten nicht, weil Beamte. In aller Öffentlichkeit ihre Kritik äußern, dürfen sie in der Regel auch nicht, weil Maulkorb durch Androhung von Konsequenzen.
„Es sei das gute Recht der Lehrer, ihrem Ärger Luft zu machen“, sagt die Ministeriumssprecherin zwar, allerdings verschweigt sie da einiges an Hindernissen.
Du beklagst, dass die Kinder jetzt zu Hause bleiben müssen. Das hört sich an, als wäre das ganz was Schlimmes, geradezu Unzumutbares. Ich halte das Ganze eher für ein Luxusproblemchen. Jedenfalls hält sich mein Mitleid in Grenzen.