Mecklenburg Vorpommern hat doppelt so viele Förderschüler wie der Bundesdurchschnitt

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SCHWERIN. Im Nordosten wird doppelt so vielen Schülern sonderpädagogischer Förderbedarf attestiert als bundesweit. Viele von ihnen landen in der Förderschule, wo wiederum ein Großteil keinen anerkannten Abschluss erreicht. Es herrscht Aufräumbedarf.

Das Aufräumen bei der sonderpädagogischen Diagnostik in Mecklenburg-Vorpommern geht weiter. Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) kündigte für das kommende Jahr die Einführung landesweit einheitlicher Kriterien für die Tests der Kinder an, für die Anträge auf Überprüfung ihres sonderpädagogische Förderbedarfs gestellt werden. Im vergangenen Schuljahr gab es 3788 Fälle. Wie viele Kinder hinter dieser Zahl stecken, konnte Brodkorb nicht sagen, da für ein Kind auch mehrere Anträge für verschiedene Förderschwerpunkte gestellt werden könnten.

Bisher verfahren die diagnostischen Dienste in den vier Schulamtsbezirken durchaus unterschiedlich bei der Bewertung der Anträge, wie Brodkorb in Schwerin sagte. Bis zum Jahr 2008 war die Überprüfung noch dazu sehr kleinteilig organisiert. Damals entschieden landesweit 23 Förderausschüsse über den Förderbedarf und damit auch über Schulkarrieren – mit zum Teil sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

In einem ersten Schritt war deshalb die Diagnostik zentralisiert worden. Als weiterer Schritt soll 2014 ein einheitliches Qualitätshandbuch für sonderpädagogische Diagnostik in Mecklenburg-Vorpommern eingeführt werden. Es befindet sich derzeit in der Endabstimmung im Ministerium, wie es hieß.

Eine Studie des Rostocker Bildungswissenschaftlers Bodo Hartke belegt den Aufräumbedarf. Seine Mitarbeiter sichteten dafür Tausende Akten aus dem Schuljahr 2008/9. Heraus kam, dass in Mecklenburg-Vorpommern bereits viel mehr Anträge auf Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs gestellt wurden als anderswo. Abgelehnt wurden nur wenige.

Die regionalen Unterschiede waren dabei groß. Sie reichten zum Beispiel beim Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung von fünf Prozent im Schulamtsbezirk Neubrandenburg bis zu 17 Prozent im Schulamtsbezirk Rostock. Von den künftig einheitlichen Qualitätskriterien verspricht sich Brodkorb auch einheitlichere Ergebnisse in der Bewertung. Experten erwarten auch weniger festgestellten Förderbedarf.

Der Minister plant noch eine weitere Reform: Die Schulen sollen feste Budgets für Förderstunden bekommen, die sie in eigener Verantwortung verwenden können. Damit sollen Anträge wegfallen. Gefeilt wird ministeriumsintern noch am Verteilschlüssel der landesweit 4800 Förderstunden auf die einzelnen Schulen, wie Brodkorb sagte. Wenn keine Anträge mehr gestellt werden, könnten sich die diagnostischen Dienste der Schulämter mehr auf die Beratung und Begleitung individueller Fälle konzentrieren. Sie sollen zudem mit dem schulpsychologischen Dienst zusammengefasst werden. dpa

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