Schulessen in Thüringen: Zu viel Fleisch und zu süß

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JENA. Der Thüringer Gaumen ist Deftiges gewohnt. Das zeigt auch ein Blick auf die Speisepläne der Thüringer Schulen, wo Fleisch dominiert und Eierkuchen als «vegetarisch» durchgeht.

Experten: Zu viel Fleisch beim Schulessen in Thüringen; Foto: barockschloss / Flickr (CC BY 2.0))
Experten: Zu viel Fleisch beim Schulessen in Thüringen; Foto: barockschloss / Flickr (CC BY 2.0))

In Thüringen kommt beim Schulessen aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu viel Fleisch auf den Tisch. Vier bis fünf Fleischgerichte pro Woche seien keine Seltenheit, sagte Alexandra Lienig von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung der Verbraucherzentrale in Jena. «Da spielt die deftige Thüringer Küchentradition wohl eine große Rolle.» Auch bei süßen Gerichten sei das Angebot deutlich höher als empfohlen. Verbesserungen sehen die Verbraucherschützer beim Obst- und Gemüse-Angebot und bei Fischgerichten. Die Fachleute hatten 228 Schulspeisepläne im Freistaat ausgewertet. In Thüringen nutzt nahezu jeder zweite Schüler die Mittagsversorgung der Schulen.

Nur zwei Speisepläne setzen demnach mit maximal zwei Fleischgerichten pro Woche die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung um. Täglich Gemüse steht auf jedem zweiten Speiseplan. Zwiespältig sehen die Fachleute das Angebot vegetarischer Gerichte auf immerhin 71 Prozent der Speisepläne: Überwiegend seien damit Süßgerichte, panierte oder frittierte und damit fettreiche Produkte gemeint.

Kritisch sehen die Verbraucherschützer auch die langen Warmhaltezeiten der Mahlzeiten. Bei mindestens einem Fünftel der Schulen stehe das Essen vor dem Verzehr länger als drei Stunden warm, bei einem Drittel bis zu drei Stunden. «Dann schmeckt es nicht mehr so richtig und gesund ist es auch nicht mehr», betonte Lienig. Warmverpflegung mit angeliefertem Essen bieten in Thüringen neun von zehn Schulen an. «Schulen, die selbst frisch kochen oder ein Essenbuffet sind die Ausnahme.» Dies sei auch eine Frage des Preises. In Thüringen kostet ein Schulessen durchschnittlich 2,18 Euro pro Portion.

Die Teilnahmequote ist im Vergleich zu einer ersten Erhebung vor vier Jahren auf 49 Prozent (+6 Prozent) gestiegen – mit deutlichen Unterschieden. Während 70 Prozent der Grundschüler das Schulmittagessen nutzen, sind es bei den Gymnasiasten nur 27 Prozent. «Ab der 7. Klasse kommt der Knick», sagte Lienig. Gründe dafür seien neben Geschmack, Qualität und Angebot häufig auch zu kurze Pausenzeiten und zu laute Speiseräume.

Die Thüringer Linke forderte eine flächendeckende und beitragsfreie Schul- und Kindergartenverpflegung. Dagegen sieht die SPD den Freistaat hier gut aufgestellt. «In vielen alten Bundesländern wären die Eltern froh und dankbar, wenn ihre Kinder in der Schule ein warmes Mittagessen bekommen könnten», sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Eleonore Mühlbauer. dpa

Zum Bericht: Schulessen: Noch immer entscheidet meist der Preis

 

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