Spaenle gegen weitere große Schulreformen

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MÜNCHEN. Ob nun Ruhe in den Dauerstreit um die bayerische Schulpolitik einkehrt bleibt zweifelhaft. Im Landtag kündigte Bildungsminister Spaenle an, vorerst auf größere Schulreformen verzichten zu wollen. Die Kritik der Opposition folgte prompt.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle hat große Strukturreformen an den bayerischen Schulen für die kommenden Jahre klar ausgeschlossen. Nach Jahren mit gravierenden Veränderungen etwa am Gymnasium seien jetzt Ruhe und pädagogische Verlässlichkeit gefragt, sagte Spaenle im Bildungsausschuss des bayerischen Landtags. Er betonte aber: «Das heißt nicht Stillstand.» Sein Ziel sei es, das bestehende differenzierte Schulsystem stetig weiterzuentwickeln.

Ludwig Spaenle
Will in naher Zukunft nach Jahren mit gravierenden Veränderungen vor allem Ruhe ins Schulsystem bringen: Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle. Foto: Sigismund von Dobschütz / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Als Kernpunkte nannte der CSU-Politiker noch bessere Chancen für Kinder mit Migrationshintergrund und die individuelle Lernzeit für jeden Schüler. «Das ist das Herzstück unserer Politik.» Dazu sollten auch die Lehrpläne so weiterentwickelt werden, dass es mehr Raum für die Vertiefung von Unterrichtsstoff gebe. Die Begabtenförderung solle ausgebaut werden, vor allem an Realschulen und Mittelschulen.

Der Ausschussvorsitzende und SPD-Bildungsexperte Martin Güll kritisierte, in Spaenles Bildungskonzept fehle ein großer Leitgedanke. «Große Schlagworte, wenig konkrete Maßnahmen. Viele Teilaspekte, kein zentraler Kompass», sagte er. Das erfolgreiche Modell der flexiblen Grundschule werde noch immer nicht flächendeckend umgesetzt – dabei können die ersten beiden Klassenstufen in einem, in zwei oder in drei Jahren absolviert werden. «Kein Wort von Ihnen, wie schnell das in die Fläche kommt.»

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Güll betonte zudem, dass der Erhalt von Schulstandorten oder der Ausbau von Inklusions-Schulen nicht ohne zusätzliche Stellen möglich seien. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte aber einen Stellen-Stopp angekündigt. Thomas Gehring (Grüne) sagte: «Da wüssten wir von Herrn Spanle gern, wie das eigentlich gehen soll.» Auch für den versprochenen Ganztagsschulausbau brauche es neue Stellen.

«Er wurschtelt sich halt durch», sagte Gehring. Günther Felbinger (Freie Wähler) kritisierte, Spaenle habe keine Wege aufzeigen können, wie es bei wichtigen Bildungsthemen weitergehe. (dpa)

zum Bericht: Spaenle kündigt „politischen Kassensturz“ an

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2 Kommentare
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Grias Di
10 Jahre zuvor

Tja, dann bleibt das G8 so schlecht wie bisher.

Biene
10 Jahre zuvor

Nun ja, da werden die Schüler/Innen wohl nicht mehr in den Genuss kommen noch mal Kind zu sein. Dank G8 ist das ja so wieso mit dem Übertritt an die weiterführenden Schulen nicht mehr möglich. Schade! Denn den Streß und den Druck bekommen sie noch früh genug zu spüren (Uni oder Ausbildung). Bedauerlich, dass der der Bildungsminister da so schluderig ist. Er sollte sich dirngend wieder an die Wahlversprechen erinnern, die er und sein Chef gemacht haben. Ohne Geld und Personal ist halt nichts zu machen.