VBE kritisiert Inklusionspolitik von Rot-Grün: Kahlschlag bei den Förderschulen

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DÜSSELDORF. „Die neue Mindestgrößen-Verordnung für Förderschulen nimmt keine Sorgen – sie verschärft sie nur“, sagt Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) zu der neuen Verordnung des nordrhein-westfälischen Schulministeriums, die heute in Kraft tritt: „Mit den neuen Regelungen über die Schulgröße werden zwangsweise viele Förderschulen auf kaltem Weg geschlossen.“

Dass die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt werden muss, steht für den VBE außer Frage. „Mit der Mindestgrößen-Verordnung wird das Förderschulsystem jedoch zu einem Zeitpunkt zerschlagen, zu dem die gleiche Qualität im Rahmen der Inklusion in den Regelschulen flächendeckend noch nicht gewährleistet ist“, kritisiert Beckmann, „der VBE befürchtet, dass mit dieser Maßnahme der Elternwille unterlaufen wird. Zudem bedeuten Schließungen unter anderem deutlich längere Fahrzeiten, die man gerade Kindern mit Beeinträchtigungen nicht zumuten darf.“ Mit der neuen Verordnung würde ein Kahlschlag eingeleitet, der binnen kürzester Zeit zu weißen Flecken in der Förderschul-Landschaft führen würde, so Beckmann weiter.

Die neue Verordnung zu den Mindestgrößen wird vor allem Förderschulen mit dem Schwerpunkt ‚Lernen‘ treffen, prognostiziert der VBE-Vorsitzende: „Von diesen 306 Schulen würde gerade mal ein Drittel in NRW überleben. Chancengerechtigkeit für Kinder mit Beeinträchtigungen ist nicht machbar, solange die Rahmenbedingungen für den gemeinsamen Unterricht nicht stimmen.“

Die Schließung von Förderschulen bedeute zugleich, dass die allgemeinbildenden Schulen zukünftig eine noch größere Zahl an Schülern mit sonderpädagogischem Bedarf aufnehmen müssen. „Der VBE sieht nach wie vor nicht, dass die allgemeinbildenden Schulen auf diese Herausforderung personell, sächlich und räumlich vorbereitet sind“, stellt Beckmann klar, „Wir erwarten auch, dass die Lehrkräfte der von Schließung bedrohten Schulen frühzeitig über ihre zukünftigen Aussichten informiert werden und ihnen die Möglichkeit zur Mitgestaltung gegeben wird, so wie die Gewerkschaften und Personalräte es mit dem Schulministerium vereinbart haben.“

Zum Bericht: Recht auf gemeinsamen Unterricht: Rot-Grün verankert Inklusion in NRW

 

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mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

„Dass die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt werden muss, steht für den VBE außer Frage.“

Stimmt das tatsächlich? Bedeutet die Unterschrift unter die Konvention automatisch deren Umsetzung? Dazu habe ich bei News4teachers schon einmal eine sehr interessante Meinung gelesen, in der das bestritten wird. Wer ist so fit und kann den Zusammenhang noch einmal verdeutlichen?

Wenn Föderschulen geschlossen werden, „müssen die allgemeinbildenden Schulen zukünftig eine noch größere Zahl an Schülern mit sonderpädagogischem Bedarf aufnehmen.“
Nach Meinung des VBE sind die allgemeinbildenden Schulen darauf aber personell, sächlich und räumlich nicht vorbereitet.

Das scheint mir eine treffende Analyse zu sein, die aus meiner Sicht zur Kernfrage führt. Warum um alles in der Welt wird ohne Not ein sehr bewährtes System von Förderschulen mit qualifizierten Lehrkraften zerschlagen?
Wer glaubt denn ernsthaft, dass die „normalen“ Schulen die behinderten Kinder auch nur annähernd so zielgerichtet begleiten und fördern können?

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor

@mehrnachdenken
Ja, die Unterschrift ist wohl bindend. Das macht aber nichts, denn in der UN-Konvention haben sich die Staaten zu nichts anderem verpflichtet als zu einem sorgfältigen Umgang mit behinderten Kindern, die schulisch nicht vernachlässigt werden dürfen, sondern gefördert werden müssen. Das Abkommen zielt vor allem auf Länder ab, in denen behinderte Kinder keinerlei oder nur eingeschränkte Rechte auf Bildung haben und weitgehend links liegen gelassen werden.
Die UN-Konvention schreibt keine spezielle Form der Förderung bzw. Beschulung vor, also auch keine Inklusion. Diese Falschaussage stammt aus dem Mund führender Lobbyisten und Fanatiker, die unbedingt die Einheitsschule wollen und die missbräuchliche Berufung auf die UN als besonders wirksames Mittel erkannt haben, um Meinungsgegner mundtot machen und Ziele ungestört durchsetzen zu können. Das Kalkül dabei ist, dass sich solche Behauptungen in Windeseile verbreiten und schließlich als Tatsache gelten, die keiner mehr nachprüft – auch nicht die Medien.
Hier wurde allerdings doch nachgeprüft:
http://www.elternverein-nrw.de/inklusion/un-konvention-gutachtl-aeusserung%202011-4.pdf

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

@Ursula Prasuhn
Vielen Dank für die Quelle, die ich auch schon mal gelesen habe.
Bei dieser Sachlage brauchte Deutschland doch nichts zu unternehmen. Das bestehende Fördersystem ist vorbildlich, und es hat sich über Jahrzehnte bewährt. Warum wird dann parteiübergreifend betont, für die Inklusion zu sein? Ich kenne keine politische Stimme, die den Inklusionsbefürwortern energisch widerspricht.
In seiner Stellungnahme stellt auch der VBE die Inklusion nicht infrage. Er stößt sich nur an der Umsetzung.
Warum wird denn nicht klipp und klar gesagt: „In Deutschland brauchen wir die Inklusion nicht. Bei uns sind die betroffenen SchülerInnen in den besten Händen. Hände weg von den Förderschulen!“
Wie grotesk ist das alles denn? Da wird ein gut funktionierendes System zerschlagen und mit einem Milliardenaufwand etwas Anderes geschaffen, wovon jedoch kaum jemand weiß, ob es tatsächlich so gut klappt wie die Förderschulen. Lehrkäfte, die z.B. Sonder- oder Heilpädagogik studiert haben, entscheiden sich ganz bewusst für diesen Weg, weil sie sich geradezu berufen fühlen, mit behinderten Kindern zu arbeiten. Das kann aber nicht jede(r), da diese Arbeit auch ein sehr robustes Nervenkostüm erfordert. Sie kann verdammt anstrengend sein, und bestehen werden dort nur Lehrkräfte, die mit ganzem Herzen bei der Sache sind.
Schon gar nicht kann es gut gehen, wenn jetzt alle Lehrkräfte in Schnellkursen die entsprechenden Qualifikationen erwerben sollen. Wie lange dauert noch einmal die Ausbildung in der Sonderpädagogik?
Irgendwie erinnert mich das an den Vorschlag von Frau von der Leyen, ehemalige Schlecker-Beschäftigte mal schnell zu Erzieherinnen umzuschulen.
Es wird suggeriert, die Arbeit mit Behinderten kann jede(r). Damit wird den eigentlichen Fachleuten auf diesem Gebiet die ihnen zustehende Würdigung und Anerkennung genommen.

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor

@mehrnachdenken
Jedes einzelne Ihrer Worte kann ich nur dick unterstreichen. In der Tat wird da „ein gut funktionierendes System zerschlagen und mit einem Milliardenaufwand etwas Anderes geschaffen, wovon jedoch kaum jemand weiß, ob es tatsächlich so gut klappt wie die Förderschulen.“
Ich wage die Prophezeiung, dass es nicht annähernd so gut klappt und außer Geld auch Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder zum Fenster rausgeschmissen werden, was eine weit größere Sünde darstellt als die Geldverschwendung.
Gegen diese schon seit Jahrzehnten praktizierte „Politik mit der Abrissbirne“ kämpft der unermüdliche Josef Kraus immer wieder. Zu Recht geißelt er die dahinter stehende Geisteshaltung der Gleichmacherei, die menschliche Unterschiede nicht auch als naturgegeben anerkennt, sondern ausschließlich als Folge von Umwelteinflüssen – u. a. durch unterschiedliche Elternhäuser oder gegliederte Schulsysteme.
Obwohl jeder weiß oder wissen sollte, dass der Mensch sowohl von Genen als auch von Lerneffekten geprägt wird, hat doch das scheußliche Gender-Mainstreaming als Ideologie weite Kreise der Politik und Gesellschaft erobert.
In der Bildung bedeutet das: Einheitliche Erziehung und Einheitsschulung möglichst früh und möglichst ganztägig, die nur staatliche Einrichtungen gewährleisten, sorgen für Gleichheit und soziale Gerechtigkeit.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

@Ursula Prasuhn
Warum bekämpft der VBE eigentlich nicht das Ziel „Inklusion“, sondern sorgt sich lediglich über den Weg dorthin? Das können doch dort nicht alles „Dummköpfe“ sein! Gleiches betrifft die Politik. Niemand scheint zu kapieren, wie sie vor den ideologischen Karren der Inklusionsbefürworter gespannt werden. Wie kann ich mich als aufgeklärter und vielleicht nicht ganz doofer Volksverteter nur so vorführen lassen? Auch die betroffenen Eltern scheinen überhaupt nicht zu erkennen, was da auf ihre Kinder „zurollt“. Insgesamt bleiben sie erstaunlich ruhig. Ich fasse es einfach nicht!!

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Um mal hier etwas Wasser in den Wein zu kippen: So doll hat das bestehende Förderschulsystem ja nun nicht funktioniert. Auch Kinder, die keinerlei Behinderung hatten, wurden mit dem Stempel „erziehungsschwierig“ versehen und dann zwangsweise aus den Regelschulen entfernt – oftmals gegen den Willen der Eltern. Und einen Weg zurück auf die Regelschule gab es für sie in den allermeisten Fällen nicht. Perspektiven, einen anerkannten Schulabschluss oder dann sogar eine Ausbildung zu bekommen, hatten solche Schüler auch nicht. Der Anteil der Förderschüler, die auch nur einen Hauptschulabschluss schafften, war bekanntlich verschwindend gering. Es ist Zeit, dieses Zwangssystem endlich abzuwickeln.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

@Eva
Zunächst interessiert mich einmal, ob Ihre Behauptung so überhaupt stimmt. Aus der schulischen Praxis kenne ich zahlreiche Beispiele von SchülerInnen, die auf „sonderpädagogischen Förderbedarf“ überprüft wurden und dann auf eine Förderschule kamen. Dort blühten sie regelrecht auf, weil der schulische Druck plötzlich wegfiel, und sie auch nicht mehr von anderen SchülerInnen ausgegrenzt, gehänselt oder bloßgestellt wurden. Schließlich erzielten sie gute Schulabschlüsse.
Ich bezweifle einfach, dass inklusives Lernen unter den derzeit diskutierten Rahmenbedingungen das auch nur annähernd leisten kann.
In den 70er Jahren konnten zahlreiche Absolventen von Förderschulen eine übliche Lehre erfolgreich absolvieren und anschließend in dem Beruf arbeiten. Das scheint mittlerweile immer schwieriger zu sein. Da ich stimme Ihnen zu, und das empfinde ich ebenfalls als sehr unbefriedigend. Vor diesem Problem werden aber auch die SchülerInnen stehen, die „inklusiv“ unterrichtet worden sind. Vielleicht die dann noch viel mehr als Absolventen von Förderschulen.
Ich vermisse in Ihrem Beitrag auch den notwendigen Respekt und die Anerkennung für die sehr anstrengende Arbeit der FörderschullehreInnen.
Vermutlich sind Sie eine der glühenden AnhängerInnen des inklusiven Lernens und können deshalb gar nicht anders argumentieren.
Wenn Sie schließlich das bestehende Fördersystem mit einem „Zwangssystem“ bezeichnen, ist das für mich nur ganz billige Polemik!

Sophia St.
10 Jahre zuvor

Gender-Mainstreaming ist eine Ideologie, von der die wenigsten wissen oder ausschließlich mit dem Feminismus in Verbindung bringen, obwohl die Auswirkungen inzwischen weit über die Geschlechterfrage hinausgehen bis tief in die Familien- und Bildungspolitik hinein. Es gibt sogar zahlreiche Gender-Lehrstühle, obwohl diese „Wissenschaft“ äußerst umstritten ist und die einstmalige Gender-Hochburg Norwegen ihre Fördergelder inzwischen gestrichen hat.
Ausschnitt aus einem Artikel: „Gender Mainstreaming (GM) ist eine Bewegung zur völligen Umgestaltung der Gesellschaft, entwickelt in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Seitdem bemerken immer mehr arglose Bürger/innen, welches trojanische Pferd mit dem GM mitten in unserer Alltagswelt platziert wurde. Verwundert und einigermaßen hilflos fühlen sie sich einer Entwicklung ausgeliefert, deren weitreichende Auswirkungen von den Protagonisten arglistig verschleiert oder vielleicht selbst nicht verstanden werden.
Die dem GM zugrundeliegende Ideologie erinnert an die des Kommunismus: Ausgehend von der Idee, dass durch Gleichmachen der Menschen Unterdrückung und Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen seien, sollen die Menschen zwangsbeglückt werden.“
Dummerweise fehlt mir der Link zu dem Artikel.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

@Sophie St.
Vielen Dank für Ihre Zeilen. Das hört sich ja fast schon unheimlich an. Aber jetzt verstehe ich bestimmte Entwicklungen gerade im Bildungsbereich viel besser.
Der Bezug auf die kommunistische Ideologie scheint mir nicht so weit hergeholt. Allerdings wurde der Kommunismus mit Waffengewalt verbreitet und viele Millionen Menschen kamen dabei um.
Gender-Mainstreaming arbeitet dagegen mit sehr subtilen Mitteln und kommt eher „weichgespült“ daher. Gegen Ziele wie Bildungsgerechtigkeit oder Chancengleichheit kann niemand ernsthaft etwas haben. Doch diese werden wir nicht mit Gleichmacherei erreichen. U.a. deshalb ist der Kommunismus am Ende gescheitert. Zukunft gestalten bedeutet, aus der Geschichte zu lernen. Wie können die Vertreter von Gender-Mainstreaming dann aber glauben, mit Gleichmacherei eine bessere Bildung zu erreichen?

Sophia St.
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Folgende Worte des ehemaligen brandenburgischen Innenministers Jörg Schönbohm finde ich in diesem Zusammenhang sehr aufschlussreich:
“Wenn es überhaupt noch ein Lebensmodell gibt, das unserer gegenwärtigen Führungsschicht echte Angst einjagt, dann ist das die wirtschaftlich unabhängige, gebildete, kinderreiche, christlich orientierte Großfamilie, die ihre Kinder selbst erzieht und sich in keiner Weise von Staat und Medien hineinreden und bevormunden lässt.”
Zum Gender-Mainstream vielleicht noch dies:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/harald-eia-gegen-den-gender-mainstream-das-wurde-haesslicher-als-ich-gedacht-habe-11899907.html

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor

Sogar Schulpflicht ist Zwang. Zwang ist auch eine Schule, die Kinder oder Eltern nicht wollen. Da haben Sie Recht. Wenn es allerdings nur noch eine einzige Schulform gibt, die Gemeinschaftsschule, dann kann überhaupt keiner mehr wählen, dann herrscht Zwang für alle. Oder ist allgemeiner Zwang für Sie kein Zwang mehr?
In unserem mehrgliedrigen Schulsystem haben die Eltern in der Regel Wahlfreiheit. Und wenn sie klug sind und nicht übertrieben ehrgeizig, wählen sie für ihr Kind eine Schule, die zu ihm passt und es nicht überfordert. Ansonsten ist ihre Wahl auch wieder nur Zwang, der sogar häufig vorkommt im Vergleich zu dem Fall, den Sie im Auge haben.
Sie sprechen von Kindern mit Erziehungsschwierigkeiten, die gegen den Willen der Eltern eine Förderschule besuchen. Diese Kinder hätten „keinerlei Behinderung“, fügen Sie hinzu.
Abgesehen davon, dass es nicht so leicht ist, wie Ihre Worte vermuten lassen, Schüler gegen den Willen der Eltern auf eine Förderschule zu schicken, sehe ich die Sache ganz anders. Erziehungs- bzw. Verhaltensschwierigkeiten sind sehr wohl eine Behinderung – und zwar eine schwerwiegende. Sie behindert nicht nur das Lernen des betreffenden Kindes, sondern auch das seiner Mitschüler.
Diese erziehungsschwierigen Kinder sind m. E. die größte Belastung für das inklusive Lernen. Dagegen sind körperbehinderte oder auch mongoloide Kinder, die im Umgang meist problemlos sind, weit besser zu integrieren. Die Frage, ob besondere Maßnahmen auf einer Förderschule nicht doch besser für sie wären, sei einmal dahingestellt.
Mein Kommentar würde endlos, ginge ich jetzt noch auf Ihre durchaus richtige Feststellung ein, dass eine sehr geringe Anzahl von Förderschülern den Hauptschulabschluss schafft. Nur eins möchte ich dazu sagen: Die Förderschulen für Schüler mit Lernschwierigkeiten leiden erheblich darunter, dass es viel zu wenige Förderschulen für Kinder mit Verhaltens- und Erziehungsschwierigkeiten gibt. Diese schwer erziehbaren Kinder landen allzu oft auf den üblichen Förderschulen und behindern dort den Unterricht sowie das Fortkommen der sog. braven und willigen Mitschüler. Die Inklusion löst hier nicht das Problem und kann es m. E. auch nicht, sie verschiebt es nur auf andere Lehrer und andere Mitschüler.

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Mein soeben abgeschickter Kommentar ist an Eva gerichtet.

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Was ist denn eine „Lernbehinderung“? Was ist „erziehungsschwierig“? Weil es dafür keine klaren, für sich selbst stehenden Kriterien dafür gibt, wird bei der Diagnose stets auf die Schulleistungen verwiesen – die sind aber, wie wir alle wissen, kontextbezogen. Das heißt, ein Kind, das an einer Schule als „erziehungsschwierig“ aussortiert wird, kann auf einer anderen Schule als kreativer Kopf gelten. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass es so viele Förderschüler gibt, wie Plätze an Förderschulen zu vergeben gibt? Heißt: Das System schafft sich seinen Bedarf selber.

Beate S.
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

„erziehungsschwierig“ oder „schwer erziehbar“ versteht wohl jeder. Und dass ein solcher Schüler an einer anderen Schule als „kreativer Kopf“ (im positiven Sinn!) gilt, ist meinem Dafürhalten nach mehr Dichtung als Wahrheit, auch wenn das hin und wieder vorgekommen sein mag. Seitdem „hochbegabte Kinder“ in den Focus geraten sind, vermuten Eltern gern hinter jedem auffälligen Sozialverhalten ihrer Sprösslinge eine Hochbegabung. Kinderpsychologen werden schon seit Jahren auffallend häufig um IQ-Tests gebeten.
Der Begriff „Lernbehinderung“ zielt nicht auf Defizite im Sozialverhalten ab. Bei ihm geht es um andere Ursachen einer ausgeprägten Lernschwäche:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lernbehinderung

Sophia St.
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

Ihre Behauptung „Das System schafft sich seinen Bedarf selber“ ist kühn, um es mal vorsichtig auszudrücken. Gehen Sie da zur Rechtfertigung Ihrer Meinung nicht etwas zu weit?
Wie soll das denn organisatorisch gehen? Meinen Sie, die Förderschulen hätten mit den Regelschulen bestimmte Vereinbarungen über gewünschten „Nachschub“?

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  Sophia St.

Mein Gott, wie naiv sind Sie denn hier? Selbstverständlich lief das subtiler : Wenn die Förderschule vor Ort Bedarf hatte, dann liefen die Verfahren eben glatt durch – und wenn nicht, dann wurde eben nicht jedem „Förderantrag“ entsprochen. Das sprach sich dann schon bei den Regelschulen im Umkreis herum. Warum sind denn Ausländerkinder und Kinder aus bildungsfernen Schichten so überproportional auf Förderschulen vertreten, dass sich das mit der IQ-Verteilung nicht erklären lässt? Weil sich deren Eltern kaum dagegen wehren konnten. Heute sind die Zwangsverfahren ja nicht mehr so einfach durchzusetzen – dank der Inklusion. Haben Sie sich schon mal mit PISA und allen vergleichbaren Nachfolgestudien beschäftigt? Wir haben in Deutschland 20 Prozent abgehängter Kinder und Jugendlicher, so viele wie in keinem anderen vergleichbaren Industrieland. Sind die Kinder und Jugendlichen in den Niederlanden, in Skandinavien oder in Kanada denn schlauer als unsere? Wohl kaum. Offenbar ist es mit dem fröhlichen Abschulen dann doch nicht so weit her, wie hier mitunter der Eindruck erweckt wird. Und weil sich das mittlerweile bis in die konservativsten Lehrerverbände hinein herumgesprochen hat, gibt es von keiner politisch ernstzunehmenden Seite Widerstand gegen das Prinzip der Inklusion. Gegen die sich derzeit abzeichnende Praxis schon. Aber das ist ein anderes Thema.

Sophia St.
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

Na gut, dann bin ich nach Ihrem Urteil eben naiv und in meiner Naivität glaube ich, dass Sie sich die Sachen so hinbiegen, wie Sie Ihnen ins Konzept passen.
Und das ewig gleiche Loblied auf vergleichbare Länder kommt mir schon zu den Ohren raus. Entweder die Tatsachen stimmen häufig nicht, die da ständig wiederholt und weitertransportiert werden oder es wird Rosinenpickerei betrieben.
In einem muss ich Ihnen leider zustimmen: Von kaum einer POLITISCH ernstzunehmenden Seite gibt es Widerstand gegen das Prinzip der Inklusion. Aber was sagt uns das?
Ich denke, mir sagt es etwas ganz anderes als Ihnen, was zu der Überlegung führt, wer denn hier naiv oder verblendet ist. Ich fürchte, diese Frage werden wir beide untereinander nicht klären.

Adept
10 Jahre zuvor

Das Problem der Förderschulen wird auf der nächsten Stufe in die Gesamtschulen verlegt.
Damit wird das allgemeine Schulniveau noch weiter gesenkt werden.
Das Ziel, der gesellschaftlichen Verdummung schafft schließlich die idealen Voraussetzungen zukünftiger Politik: , Brot, Ohnmacht, Sex und Spiele für das Volk. Alle Macht den Apparatschiks.

Man hilft zurückgebliebenen Kindern nicht, wenn man so tut, als ob sie auf gleicher Stufe mit gesunden Kindern stehen.
Man hilft der Gesellschaft nicht, wenn man die Starken schwächt, indem man sie mit Zurückgebliebenen
zusammen“sperrt“.
Unsere Gesellschaft ist immer durch die geistig Starken gefördert worden.
Wenn wir nicht mehr in der Breite diese – durch die abnorm niedrige Geburtenrate eingeschrumpfte – Schüler vorrangig fördern, die in der Lage sind, unser geistiges Erbe weiterzutragen, werden Alle in diesem Land im sozialen Elend enden.
Nur Leistung bezahlt Lehrereinkommen, Pensionen und Renten.

Aufmüpfer
10 Jahre zuvor
Antwortet  Adept

Ihre klaren Worte gefallen mir ausgesprochen gut. Sie haben meine uneingeschränkte Zustimmung.

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  Adept

Wo ist Ihr “geistiges Erbe” denn zeitlich einzuordnen? 1933? “Unsere Gesellschaft ist immer durch die geistig Starken gefördert worden” – so ein Unsinn. Wer entscheidet denn hier, was geistig stark ist und was nicht? Sie sind ja allle fix dabei, Kinder einzusortieren und ihnen damit Lebenschancen zuzuteilen. Die eine meint: “‘erziehungsschwierig’ oder ‘schwer erziehbar’ versteht wohl jeder”, der andere spricht von “Zurückgebliebenen”. Wozu beschäftigen wir Heerscharen von Schulpsychologen, Kindertherapeuten und Bildungsforscher in diesem Land, wenn wir solche Koryphäen wie Sie hier haben …

Adept
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

Dass Ihnen nichts anderes einfällt, als die Nazikeule zu schwingen, ist klar.
Wir haben in Deutschland seit Jahrhunderten eine Hochkultur, in der die Wissenschaften und die Künste blühten.
Vorwärts wird die Gesellschaft immer nur von Wenigen. Hugo Normalbürger profitiert bis heute von Herrn Diesel (Dieselmotor) oder von Herrn Siemens etc etc.
Der kleine Normalbürger hat nicht die Qualitäten dazu, er ist Mitläufer des Fortschrittes.
Kinderpsychologen und Soziologen und der ganze Kanon dahinter -und ich habe mit den Kinderpsychiatern schon viel zu tun gehabt- ist erst salonfähig, seit man die Schulen zu Tode reformiert hat. Das hat übrigens schon in den 20er Jahren angefangen und ist von den Nazis fortgeführt worden ebenso wie von den grünroten Gutmenschen, die die Wirklichkeit scheuen.
Es ist einfach nicht wahr, dass alle Menschen gleich sind.
Vielmehr gibt es keine zwei gleichen Menschen.
Ein schulimmanente Krankheit ist auch, dass Jungens sich verhalten müssen wie Mädchen – und dann wundert man sich, wenn das mit dem Verhalten bei Jungen
nicht so recht klappt. Eine schreiende Ungerechtigkeit ist das…
Aber die Nazikeule schwingen: Primitiv bis zum abwinken.

Aufmüpfer
10 Jahre zuvor
Antwortet  Adept

@Adept
Erneut Daumen hoch für Ihren souveränen und mehr als richtigen Kommentar.
Für mich ist es inzwischen ein Kompliment, wenn jemand mir mit der Nazikeule kommt, denn das zeigt nichts anderes als Hilflosigkeit im Meinungsstreit. Wer nicht weiter weiß, greift eben zum Mittel des Angriffs auf die Integrität des anderen und predigt dabei am liebsten nochToleranz gegenüber Andersdenkenden.
Im Übrigen unterscheiden die grünroten Gutmenschen selbst zwischen Starken und Schwachen. Sie weisen sogar darauf hin, dass jede Gesellschaft die Starken braucht. Dem Dauerbrenner von den starken und schwachen Schultern begegnen wir doch täglich.
Aber Logik und gesunder Menschenverstand waren noch nie die Stärke dieser Leute. Diese liegt mehr in überheblichen Moralpredigten nach ideologisch eigenwilligem Moralverständnis.

Aufmüpfer
10 Jahre zuvor

@Sophia
Apropos: „Von kaum einer POLITISCH ernstzunehmenden Seite gibt es Widerstand gegen das Prinzip der Inklusion. Aber was sagt uns das?“
Meine Antwort liegt in einem Satz, den ich kürzlich gelesen habe:

„Wie Politiker ticken: Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht”

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

Im Netz habe ich einen m.E. sehr bemerkenswert ehrlich geschriebenen Bericht einer GS-Lehrkraft zur Inklusion und dem individuellen Lernen gefunden.

„Nachdem die ehemals Sonderschulen genannten Bildungseinrichtungen in ‚Förderschulen‘ umgetauft wurden und quasi per amtlicher Verfügung der Übergang von der Regelschule zur Sonderschule quantitativ verringert wurde, ist es nun per UN-Konvent festgelegt, dass nach Prof. Poscher ’80 bis 90 Prozent der Kinder mit Behinderung eine normale Schule besuchen können und nur noch ein kleiner Teil eigenständige Fördereinrichtungen benötigt. Im Moment ist das Zahlenverhältnis in Deutschland etwa umgekehrt – je nach Bundesland mehr oder weniger.

Zur individuellen Förderung meiner 28 Erstklässler bin ich ja von Amts wegen schon des längeren verpflichtet, obwohl bisher noch niemand wirklich erklären konnte, wie das in der Realität aussieht. Es soll dem Hörensagen nach ja Kollegen geben, die in einer Unterrichsstunde sechsfach differenzieren (und selbst SO immer n och nicht individuell arbeiten). Ich gehöre noch zu der Generation von Lehrer/-innen, die gelernt haben, dass Unterricht gestuft und zielgerichtet ist und die einem Kontrollzwang unterliegen, weil sie nach jeder Unterrichstunde wissen „müssen“, wo die einzelnen Schüler/-innen stehen.

Sicher gibt es Kinder, die völlig unabhängig von den Lernbedingungen und Unterrichtsstufen lernen. Kinder, die keine Erarbeitsphasen benötigen, die sogar bei „schlechten“ Lehrern ihr Wissen und Können steigern. Von diesen Kindern habe auch ich drei Kinder. Bleiben 25, die angeleitet werden müssen, die nicht selbstverantwortlich lernen wollen oder können, weil sie eben nicht methodenkompatibel gestrickt sind und keine Lernbegleiterin benötigen, sondern eine Lehrerin.

Bleiben wir bei der Lehrkraft: Ich kann 28 Kinder ebensowenig beziehungsweise ebenso viel individuell gezielt fördern, wie ich am heimischen Herd für die gleiche Anzahl Gäste individuell kochen könnte. Natürlich kann ich den Gästen ein Essen in Buffetform anbieten, von dem sie sich je nach gusto selbst bedienenn können – ganz sicher aber nicht individuell zubereitete unterschiedliche Speisen.
Als Lehrerin soll ich das….

In Zukunft werden wir neben dem Anspruch der individuellen Förderung der Regelschulkinder dann noch die Kinder in unseren Klassen fördern müssen, die sonderpädagogischen Bedarf haben. In den Medien wird diese Entscheidung als längst überfällig und integrativ gefeiert. Wer die Praxis kennt, kennt die Kehrseite der Medaille. Den Kindern, die sonderpägogischen Bedarf haben, wird das Recht genommen, in einem besonderen Raum von besonders ausgebildetem Lehrpersonal -und Therapeuten unterstützt- in wesentlich kleineren Gruppen als an Regelschulen üblich, zu arbeiten.
Mir bleibt verschlossen, was daran integrativ ist, wenn ein Kind mit einer Behinderung beispielsweise handelnd im Zahlenraum bis 10 Aufgaben löst, während die anderen Kinder im Zahlenraum bis 1 000 000 operieren. Im GU einer vierten Klasse wird man das dann so erleben.

Mir persönlich kommt diese Entscheidung so vor, als würde in einem Krankenhaus die Intensivabteilung geschlossen. Die Patienten kommen als „4.Bett“ auf die Dreier-Zimmer der regulären Stationen, deren Pflegepersonalschlüssel natürlich unverändert bleibt. Die Lehrer/-innen seh ich in der Rolle der jetzt bereits völlig überlasteten Pflegekraft, die nun noch Sorge tragen muss, das Klingelzeichen eines Intensivpatienten zu überhören.“

Hans Zybura
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Wie überall im Leben geht es offensichtlich auch bei der Inklusion und deren Umsetzung ums Abwägen von Vor- und Nachteilen. In diesem Prozess lese ich natürlich auch gern die verschiedensten Meinungen und Erfahrungsberichte aus der Praxis, und zwar am liebsten im Original, um auch den Kontext zu kennen.

Könnten Sie bitte die Quelle angeben? Ich konnte dieses lange Zitat aus dem „Netz“ weder ganz noch in wichtigen Teilen über Google finden.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

Ein weiterer ausführlicher Bericht aus der Praxis zum inklusiven Lernen.

„Ich arbeite seit 1979 als Sonderschullehrerin. In den letzten 20 Jahren an Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Meine Schule ist in NRW, eine Schule mit sehr guten Erfolgen bei der beruflichen Integration unserer Schüler. Seit Jahren arbeiten wir in Kooperation mit einer Hauptschule zusammen. Es wird Förderdiagnostik durchgeführt und in interativen Lerngruppen gearbeitet, Rücküberweisungen, bei Aussicht auf Erfolg, finden ebenfalls statt. Nun wird auch in unserem Land die Inclusion vorangetrieben.Grundsätzlich finde ich den Gedanken der gemeinsamen Beschulung, speziell für Schüler mit dem Förderschwerpunkt Lernen, sehr gut. Allerdings nur, wenn die Bedingungen stimmen. Ich erfahre es im Moment so, dass hier auf Biegen oder Brechen der zweite vor dem ersten Schritt gemacht wird. Erst schicken wir mal die Kinder ins Regelschullsytem: ohne Konzept, ohne rechtliche Absicherung der Kollegen,ohne die entsprechende Fortbildung der Kolleginnen und Kollegen im “Normalschulsystem”, mit einigen Stündchen der Sonderschullehrer. Die Realität sieht so aus, dass es keine vernünftigen räumlichen, materiellen und personellen Voraussetzungen gibt, um die betroffenen Kinder angemessen zu fördern. Da sitzen geistig behinderte Kinder, die eigentlich im lebenspraktischen Bereich gefördert werden müssten, in einer Grundschulklasse und malen den ganzen Tag Hohlbuchstaben oder Zahlen nach, weil die erforderlichen Therapie- und Unterrichtsräume gar nicht vorhanden sind und die Sonderschullehrer nur gelegentlich für sie da sind. Ist das individuelle Förderung? Hyperaktive, lernschwache Kinder, die enorm den Unterricht stören, bringen die Grundschulkollegen an den Rand der Belastbarkeit. Die gelegenliche Anwesenheit der Förderschulkollegen bringt nur wenig Hilfe. Gefördert wird in dunklen, fensterlosen Räumen oder auf dem Flur, weil keine Förderräume vorhanden sind. Der Erziehungsauftrag unseres Berufes bleibt hier vollkommen auf der Strecke. Die Erfolge unserer Arbeit beruhen zum großen Teil auf unserer erzieherischen Bemühungen in Kooperation mit vielen anderen Instiutionen. Wie kann ich im integrativen Unterricht Talente und Stärken fördern? Viele unserer Schüler sind bei uns regelrecht aufgeblüht, haben Verantwortung übernommen, sind viel selbstbewusster geworden. Sie wären im “Normalschulsystem” durch Netz gefallen. Inclusion ja, aber nicht zum Nulltarif und nicht auf Kosten der Städte und Gemeinden. Erst die Voraussetzungen schaffen und dann erst das Schulsystem verändern. Dann gibt es da noch eine andere Seite der Medaille. Was mutet man hier den Sonderschullehrern, spezielle auf dem Lande, zu? Fahrt schön mit dem eigenen PKW zum “Includieren”, auch in 30km entfernte Orte. Wenn ihr einen Unfall auf dem Weg dahin habt, dann müsst ihr die Kosten, die dadurch entstehen selbst tragen. Ihr könnt euch aber auch auf eigen Kosten dagegen versichern. Die Fahrtzeit wird euch natürlich nicht als Arbeitszeit angerechnet. Das könnt ihr schön in euren Pausen beim Pendeln zwischen der Stamm- und Inculsionsschule verbringen. Pausen braucht ihr ja nicht, ihr könnt euch ja beim Fahren erholen. Alle diese Probleme sind vorhanden und nicht geregelt. Da gibt es einen neuen Studiengang ” Entwicklung und Inclusion” an der Uni Siegen. Angedachte Arbeitsorte sind u.A. Grund- und Hauptschulen.Werden wir und unser KNOW HOW überfüssig? Machen die anderen, neuen Kollegen, die Arbeit zu einem kleineren Gehalt? Das Problem der Diskriminierung ist bei Förderschülern zweifellos vorhanden. Wird sie aber durch Inclusion abgeschafft? Werden diese Schüler nicht auch hier vielleicht noch mehr ausgegrenzt? Wird diesen Schülern auch so eine hervorragende Berufsvorbereitung angeboten?

Alle diese Probleme gehen mir in letzter Zeit oft durch den Kopf. Ich sehe unser Kollegium, dass zum Wohl der Kinder unserer Schule, den Spagat vollbringt, die Standards an unsere Schule zu halten und gleichzeitig, die von oben verordnete Inclusion zu verwirklichen. Das bedeutet Konzepte entwicklen, das keine vorhanden, an beiden Schulen an Konferenzen und Teambesprechungen teilnehmen, für Material zu sorgen usw. Ausgeschriebene Stellen für Sonderschullehrer bleiben unbesetzt, weil keine Kollegen auf dem “Markt” sind. Seiteneinsteiger werden eingestellt, die weder testen noch abgeordnet werden dürfen.Sie können studieren,ja, aber auf Kosten des Stundenkontingents der Schule. Es werden sogar Seiteneinsteiger eingestellt, die weder studiert haben oder andere vergleichbare Qualifikationen mitbrigen. Unser enorm hohes Engagemant bekommt langsam Risse, weil die Vielfalt der Aufgaben eigentlich nicht zu bewältigen ist, wenn man seinen Beruf liebt und ernst nimmt.
Die Schulleitung redet alles schön und fegt die Probleme unter den Teppich, kuscht vor der Obrigkeit und lässt uns alle im Stich.
Inclusion zum Nulltarif ist nicht zu haben. Sie kostet viel, viel Geld und benötigt viel Personal. Warum besetzt man nicht alle Klassen mit Förderschullehrern doppelt, schafft die benötigten räumlichen Voraussetzungen, baut Barrieren ab, bildet entsprechend aus und fort? Das alles in Kooperation und unter Einbeziehung des NOW HOWS der Förderschullehrer. Dann wäre der Traum von Inclusion vielleicht machbar. Sicher nicht von heute auf morgen, aber auf lange Sicht vielleicht. Was hier im Moment statt findet ist reine Augenwischerei, die keinem etwas nützt: Nicht den Kindern mit Förderbedarf, nicht den “Normalschülern”, die auch ein Recht auf Bildung und Förderung haben. Bildung ist teuer und muss sich nicht im wirtschaflichen Sinne rechnen.“

Hans Zybura
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Auch hierzu wäre eine Quellenangabe schön, da ebenfalls nicht über Google zu finden.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

Wenn ich Bauchschmerzen habe, gehe ich zum Hausarzt und nicht zum Zahnarzt. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, wie „verrückt“ das mit der Inklusioin gehandhabt wird.

„Wenn Sie Bauchschmerzen haben, gehen Sie normalerweise zuerst zu Ihrem Hausarzt. Der weiß was zu tun ist: Medikamente, Diät, umfangreiche Diagnostik, Operation, Reha, Überweisung an einen Spezialisten…Nun erklären Ihnen aber Ihre Krankenkasse und das Gesundheitsministerium und die Gesundheitsexperten in den Bundes- und Landtagsfraktionen und viele andere, die sich dazu berufen fühlen, dass Sie in einem solchen Fall zu Ihrem Zahnarzt gehen sollen. Der hat zwar keine Ahnung von Ihren Bauchschmerzen, wird aber immerhin einmal pro Woche von Ihrem jetzt ehemaligen Hausarzt oder einem fremden Arzt beraten, was er zu tun hat, wenn Sie mit Bauchschmerzen in der Zahnarztpraxis aufschlagen. Er ist doch auch ein Arzt, kann Sie also doch kompetent behandeln.

Zwischendurch schicken wir den Zahnarzt immer wieder einmal auf einen dreitägigen Lehrgang, damit er auch bald weiß, was bei Bauchschmerzen zu tun ist. Das nennen wir dann Kompetenzerwerb.

Solange er nur Kamillentee und Wärmflaschen verabreichen muss, um die Beschwerden zu lindern, mag das ja ganz nett sein, aber das konnte schon meine Mutter ohne irgendein Studium.“

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Quelle s.o.

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor

@Eva
Sie schreiben: „Wozu beschäftigen wir Heerscharen von Schulpsychologen, Kindertherapeuten und Bildungsforscher in diesem Land, wenn wir solche Koryphäen wie Sie hier haben …“
Eine zwar polemische, aber verständliche Frage.
Da Sie auf die Nazizeit anspielen, wäre wissenswert, was denn die Heerscharen von Experten, die der damaligen Schreckensherrschaft engagiert dienten (nicht zuletzt im Propagandaministerium), an Gutem zustande brachten. Offensichtlich haben Wissenschaft und Fachwissen damals furchtbar versagt und ihre Vertreter nicht vor Missbrauch und Mittäterschaft geschützt.
Speziell Experten, die Sie bei Berufsnamen nennen, sind immer in Gefahr, sich von einer vorherrschenden politisch-ideologischen Meinung beeinflussen zu lassen oder ihr sogar als Steigbügelhalter zu dienen, wenn Vorteile winken.
Für mich sind die Kommentatoren, die Sie naiv oder rechtslastig finden, erfreulich kritische und darum urdemokratische Zeitgeister, die mitdenken und sich nicht einer Meinung anschließen, nur weil sie als mehrheitlich und darum richtig gilt. Das hatten wir schon mal und sind doch nicht recht klug geworden – trotz oder wegen aller Hysterie gegen rechts, die den Blick nicht schärft, sondern trübt und auf falsche Feinbilder lenkt.
Da wir aber beim Thema Inklusion sind, sage ich abschließend nur einfach: Ich bin auch Gegnerin dieser Bildungslehre. Mich hält erstens mein gesunder Menschenverstand von einer Befürwortung ab und zweitens widersprechen meine Recherchen den ständig wiederholten Lobeshymnen, die bereits eine Eigendynamik entwickelt haben.

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Es geht hier aber um etwas anderes als um die Anhängerschaft oder Gegnerschaft zu Bildungslehren. Es geht hier darum, ob Menschen (Kindern) in einem demokratischen Gemeinwesen aufgrund wissenschaftlich nicht haltbarer Kategorien Bildungschancen verwehrt werden können – oder nicht. Es gibt keine medizinische Diagnose „Lernbehinderung“. Es gibt auch keine Krankheit „erziehungsschwierig“. Wohl gibt es Kinder, die – aus völlig verschiedenen Gründen – Anpassungs- oder Lernschwierigkeiten haben, viele davon (aufgrund von Traumata oder anderen erschwerenden Bedingungen) nur zeitweilig. Es gibt mittlerweile Menschen mit Down-Syndrom – und akademischem Abschluss. Es gibt Autisten mit Hochbegabungen in Mathematik. Und es gibt vermeintlich normale Geisteswissenschaftlerinnen wie mich, die in Astrophysik völlige Nulpen sind. Wer ist denn davon lernbehindert? Mit welchem Recht wollen Sie also Schüler stigmatisieren und in „Förderschulen“ abschieben?

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

Keiner will hier Schüler stigmatisieren. Jeder fragt sich nur, wie Kindern mit Problemen wirklich zu helfen ist. Sie einfach zu unproblematischen, verkannten Kindern zu erklären, die keiner besonderen Hilfe bedürfen, kann doch nicht die Lösung sein. Für mich ist das nichts anderes als Im-Stich-Lassen mit wohlfeilen Worten.
Im Übrigen verstehe ich nicht, dass Sie Ihre Zeilen als Antwort auf meinen Kommentar verstehen. Mit diesem hat das, was Sie sagen, nichts zu tun.

realo
10 Jahre zuvor

@Eva
Ihre Meinung zu dieser aktuellen Meldung wäre interessant:
JENA. Nach Drohungen und Pöbeleien hat der örtliche Media Markt einen Kurzauftritt der Südtiroler Rockgruppe Frei.Wild abgesagt. „Wir haben uns da leider linken Krawallmachern beugen müssen, die im Internet Stimmung gegen uns gemacht haben und mit einer Demo drohten“, sagte der für den CD-Verkauf zuständige Bereichsleiter Andreas Blasche der Thüringischen Landeszeitung. (…)Zudem habe die Polizei Bedenken angemeldet. „Der Höhepunkt ist der Auftritt eines jungen Mannes im Markt gewesen, der unsere Kolleginnen an der Information mit ‘Nazischweine’ und ‘Verbrecher’ titulierte und unser 33-Monate-Finanzierungsangebot als versteckte Anspielung auf 1933 bezeichnete“, kritisierte Blasche. Empört äußerte er sich über einen Brief des innenpolitischen Sprechers der Thüringer Grünen, Dirk Adams, der die Handelskette aufgefordert hatte, das Konzert abzusagen. (…) Der Sänger des Quartetts, Phillip Burger, gab zu bedenken: „Wir sind keine Deutschen! Wir sind Südtiroler.“ Er müsse deswegen nicht Rücksicht darauf nehmen, dass man als Deutscher „keinen Nationalstolz entwickeln oder zeigen darf, weil man sofort als Nazi beschimpft wird“. Zuletzt war die Gruppe nach massivem Druck von der Verleihung des Musikpreises Echo ausgeschlossen worden.

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  realo

Interessanter Fall. Wie heißt Ihr Syndrom denn? Ist es das Ich-gebe-zu-allem-meinen-Senf-auch-wenn-ich-nicht-verstehe-worum-es-geht-Syndrom?

Und zu Ihnen, sehr geehrte Frau Prasuhn: Wie viel Sozialdarwinismus verträgt eine demokratische Gesinnung denn? Wenn „keiner hier Schüler stigmatisieren will“, warum sind Schüler denn zwangsweise auf Förderschulen verfrachtet worden? Ein Angebot hätte es ja auch getan, zumal dann, wenn es doch so toll war, wie hier behauptet wird.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

@Eva
Wie weit wollen Sie hier eigentlich NOCH gehen?
Sie bringen das Förderschulsystem in Verbindung mit dem Sozialdarwinismus, der die geistige Grundlage der Nazis für ihren Völkermord war.

„Der Sozialdarwinismus war eine Grundlage der nationalsozialistischen Weltanschauung. Charles Darwin beschrieb 1859 in seinem Hauptwerk On the Origin of Species by Means of Natural Selection die Entwicklungstheorie der natürlichen Auslese in der Pflanzen- und Tierwelt. Der Sozialdarwinismus wendete diese Theorie auf die menschliche Gesellschaft an. Darwins These, dass sich immer die bestangepasste Art durchsetzt, wurde umgedeutet: Nur der Stärkste in der Gesellschaft beziehungsweise die höchstentwickelte Nation oder Rasse überlebe. Daher müsse die Fortpflanzung von minderwertigen Erbgutes verhindert und die Vermehrung des hochwertigen gefördert werden. Die Nationalsozialisten setzte die Thesen des Sozialdarwinismus um: Einerseits förderten sie erwünschte Geburten. Andererseits betrieben sie die „Ausmerzung“ unerwünschten Erbgutes durch Sterilisation, „Euthanasie“ und Völkermord. (Enzyklopädie des NS 2001, S.739)“
© Verein demokratische Bildung

Ich halte Ihre letzte Einlassung für unerträglich, und sie sollte nicht ohne Antwort der Redaktion bleiben.

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Sehr geehrte/r „mehrnachdenken“,

keineswegs – ich bringe einen Begriff wie „Zurückgebliebene“ und Aussagen wie „Unsere Gesellschaft ist immer durch die geistig Starken gefördert worden“, die von Kommentatoren oben geäußert und dann als „urdemokratisch“ hingestellt wurden, in den genannten Zusammenhang. Der historische Kontext, den Sie zitieren, ist korrekt.

realo
10 Jahre zuvor

Vielleicht hätte ich einen Tipp geben sollen, worauf sich mein „Senf“ bezieht. Sie stellten am 18. November 2013 um 07:19 diese rhetorische Frage an Adept: „Wo ist Ihr “geistiges Erbe” denn zeitlich einzuordnen? 1933?“
Bei der Nazi-Verdächtigung, die Ihre Worten beinhalten, und dem Geschehen im Media Markt sehe ich eine deutliche Gemeinsamkeit. Kann es auch ein Syndrom sein, wenn diese nicht gesehen wird?

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor

@Eva
Wir reden aneinander vorbei, Eva. Ich sehe einfach nicht den großen Zwang, von dem Sie sprechen. Ich kann nur wiederholen: In seltenen, gut begründeten und geprüften Fällen werden Schüler gegen den Willen der Eltern tatsächlich „zwangsweise“ auf eine Förderschule geschickt. Dem Verfahren sind aber so hohe Hürden gesetzt, dass m. E. der Begriff „Sozialdarwinismus“ fehl am Platze ist.
Mich stört überhaupt, dass in der Bildungs- oder Familienpolitik problematische Einzelfälle für die allgemeine Richtschnur ausschlaggebend sind. Ein Zwang für alle gilt nicht als anstößig, der für Einzelne aber schon, auch wenn dieser unter hohen Sicherheitsvorkehrungen gegen Missbrauch steht.
Das macht mich nachdenklich und besorgt.
Ich möchte in keiner Diktatur leben, sei sie auch eine noch so edle Meinungsdiktatur, welche letztendlich zwar auf Minderheiten achtet, die Mehrheit aber aus dem Auge verliert. Minderheitenrecht und -schutz ist enorm wichtig, doch er diskreditiert sich selbst, wenn er die Bedürfnisse und Interessen anderer ignoriert oder gar als selbstsüchtig darstellt.
Ich habe eine andere Vorstellung von Menschlichkeit und sozialer Gerechtigkeit als Sie, Eva. Für mich ist die Inklusion eher ein unmenschliches als ein menschliches Unterfangen – gerade auch für die Kinder mit Behinderungen und Lernproblemen. Diese Schwächen zu beschönigen oder zu verharmlosen, heißt für mich, Hilfe zu verweigern. Für das weitere Leben dieser Kinder bieten Spezialbehandlungen weitaus mehr Chancen als Gedanken um Stigmatisierung und Sozialdarwinismus.
Ich kann nicht anders als in der Inklusion eine Unterabteilung des Gender-Mainstreamings zu sehen, das für alle Menschen Zwänge bedeutet bei gleichzeitiger Behauptung, von Zwängen befreien und soziale Gerechtigkeit herstellen zu wollen.

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Sehr geehrte Frau Prasuhn,

ich habe mehrere Fälle beobachten können, in denen Kinder gegen den Willen ihrer Eltern von den Schulbehörden den Status „Förderschüler“ bekamen – mit der Folge, dass diese Kinder an keiner Regelschule (auch an keiner Privatschule) aufgenommen werden durften, selbst wenn eine Regelschule bereit war, sie aufzunehmen. Das waren durchaus strittige Fälle, in denen sogar Gegengutachten von Schulpsychologen vorlagen – vergeblich. Das ist/war für die Betroffenen kein Spaß: Je nach Bundesland erreichen zwei Drittel bis knapp 100 Prozent der Förderschüler keinen Regelschulabschluss (schon die Spreizung der Zahlen belegt, dass nicht allein fehlende Intelligenz der Schüler ursächlich sein kann). Wissenschaftler begründen den Effekt auch mit dem „anregungsarmen Lernumfeld der Förderschulen“. Wie würden Sie als Mutter reagieren, wenn Ihr Kind von einer solchen Entscheidung des Schulamtes betroffen wäre? Würden Sie dann auch noch sagen: Na ja, Hauptsache die Mehrheit hat bessere Bildungschancen als mein Kind?

Sei’s drum. Ausgangspunkt dieses Forums war die Frage, warum keine ernstzunehmende politische Kraft sich gegen das Prinzip der Inklusion stellt. Dieses Forum hat die Frage beantwortet: Weil es kein ernstzunehmendes, wissenschaftlich und politisches vertretbares Argument gegen die Inklusion gibt. Bis auf Allgemeinplätze („gesunder Menschenverstand“) und plumpe rechtsradikale Parolen (auf die sich meine Aussage vom „Sozialdarwinismus“ bezog, nicht auf das Förderschulsystem) habe ich hier nichts gelesen, was dagegen spricht, vermeintlich oder tatsächlich behinderte Kinder und nicht-behinderte Kinder gemeinsam zu unterrichten. Die Praxis in den mittlerweile vielen inklusiv arbeitenden Schulen spricht eine andere Sprache.

Die meisten derjenigen, die sich in diesem Forum zu Wort gemeldet haben, erinnern mich an den Autofahrer, der im Radio die Meldung hört: „Vorsicht vor einem Geisterfahrer“ – und sich dabei denkt: Einer? – Dutzende!

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor

@Eva
Sie scheinen ein Meister/eine Meisterin im selektiven Lesen zu sein. Was nicht Ihr Weltbild von der „so tollen Inklusion“ passt, blenden Sie offensichtlich nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ ganz konsequent aus.
In Gegensatz zu Ihnen habe ich den Beiträgen zahlreiche Argumente entnommen, die ganz klar gegen die Inklusion sprechen. Ich verweise z.B. nur auf die von mir ins Forum gestellten authentischen Berichte einer GS-Lehrerin, einer Förderlehrerin (sie spricht sich für die Inklusion aus, verzeifelt aber fast an der Umsetzung) und einer Förderschule, die Sie möglicherweise noch nicht einmal gelesen haben.
Auf dem Büchermarkt sind zwischenzeitlich diverse Publikationen erschienen, in denen das inklusive Lernen als Erfolgsmodell dargestellt wird. Die Verlage freuen sich natürlich über diesen neuen Absatzmarkt. Interessant ist nur, dass die geneigte und interssierte Öffentlichkeit darüber herzlich wenig erfährt. Zudem begegne ich diesen „Erfolgsgeschichten“ aufgrund eigener Lehrererfahrungen grundsätzlich sehr kritisch.
Sie schreiben, dass Sie in den vielen Forenbeiträgen keine Argumente gegen die Inklusion gefunden haben. Können Sie denn einmal darlegen, was aus Ihrer Sicht unbedingt dafür spricht?
Gerade lese ich einen weiteren interessanten Beitrag von @Kinderfreund zur Inklusion. Ich möchte besonders auf den Link aufmerksam machen, in dem ein Sonderpädagoge/eine Sonderpädagogin seinen/ihren Arbeitsalltag im einem Tagebuch festgehalten hat. Sie sollten sich die Zeit nehmen, das zu lesen.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken
Laura
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Stimmt, was Sie über Eva sagen. Sie liest wirklich sehr selektiv und bemerkt nicht Zusammenhänge, die sogar mit dem zu tun haben, was Sie selbst gesagt hat.
Ich bin noch im Zweifel über die Inklusion, neige aber mehr und mehr zu einer kritischen Betrachtung. Dazu haben auch die Kommentare hier beigetragen und die von Ihnen kopierten authentischen Berichte.
Ich brauche nicht das immer gleiche Lied der Inklusionsbefürworter, ich brauche Fakten, erste Erfahrungen und einleuchtende Argumente statt schöner Theorien.

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Sehr geehrte/r „mehrnachdenken“,

hier gehen zwei Sachen durcheinander: Mir geht es nicht um Kritik an der Praxis der Inklusion – die ist beim gegenwärtigen Stand der Umsetzung und den Sparmaßnahmen der Politik nur allzu verständlich. Mir geht es um das Prinzip der Inklusion – in einer demokratischen Gesellschaft lassen sich Kinder nicht mal eben von Bildungs- und Ausbildungschancen ausschließen, nur weil’s irgendwem in den Kram passt. Egal ob vermeintlich behindert, blond oder vorlaut: Alle Kinder in diesem Land haben die gleichen Rechte. Und das Schulsystem hat sich dem gefälligst anzupassen. Natürlich auch mit dem entsprechenden Geld.

Laura
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

Alles, was Sie jetzt sagen, stimmt ja. Besonders der Satz „Und das Schulsystem hat sich dem gefälligst anzupassen“. Ist die Lösung aber die Einheitsschule? Menschen sind doch verschieden. Dann muss es doch auch verschiedene Schulen geben. Die Einheitsschule geht aber meiner Meinung nach zu wenig auf die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Kinder ein. Es wird nur auf äußerliche Dinge geachtet wie eine angebliche „Stigmatisierung“ oder „Ausgrenzung“.
Wie soll ich begreifen, dass die Einheitsschule den Kindern mit besonderen Problemen mehr hilft als spezielle Förderschulen? Das geht einfach nicht in meinen Kopf.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor
Antwortet  Laura

@Laura
„Wie soll ich begreifen, dass die Einheitsschule den Kindern mit besonderen Problemen mehr hilft als spezielle Förderschulen?“
Genau, das ist die Kernfrage!! Die hat @Eva aber wiederum nicht beantwortet.
Ich verstehe auch nicht, warum so umfassende Veränderungen des Schulsystems nicht erst einmal an Modellschulen mit üblicher personeller und sächlicher Ausstattung getestet werden. Stattdessen wird den Schulen ein System aufgezwungen, das mit ganz großen Unzulänglichkeiten behaftet ist und auch deshalb bei nicht wenigen Beteiligten (Lehrkräfte, Eltern und einigen Lehrergewerkschaften) auf teilweise erheblichen Widerstand stößt. Wir haben sogar von einem Schulrat gelesen, der wegen seiner Kritik an der Inklusion in die Schusslinie der Schulbehörden geraten sein soll. Evtl. gibt es da auch noch mehr Widerstand, von dem die Öffentlichkeit aber nichts erfährt.
Schließlich würde ich gerne erfahren, welche nachprüfbaren Ergebnisse die angeblich gut arbeitenden Inklusionsschulen vorzuweisen haben.

Eva
10 Jahre zuvor
Antwortet  Laura

Sehr geehrte Laura,

es muss ja gar nicht die Einheits- oder Gesamtschule für alle sein. Der entscheidende Punkt ist die Freiwilligkeit: Wenn Eltern meinen, ihr Kind sei am besten auf einer Förderschule aufgehoben – bitte sehr. Es spricht ja auch manches dafür, einigen Kindern – mitunter nur für begrenzte Zeit – einen Schonraum anzubieten. Ich betone: anzubieten. Es geht aber eben nicht, dass darüber wie bisher par ordre de mufti über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden wird und auf diese Weise Bildungsghettos entstehen.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

@Eva
Ich kenne aus meiner langjährigen Lehrerpraxis keinen einzigen Fall, wo Kinder gegen den Willen der Eltern auf eine Förderschule überwiesen worden sind.
Was mir an Ihrer Argumentation überhaupt nicht gefällt, ist die permanente Verallgemeinerung und Sandalisierung.
Kann es sein, dass Sie persönlich von dieser Thematik betroffen sind und deshalb evtl. so „gereizt“ reagieren?

Laura
10 Jahre zuvor

an Eva
Das verstehe ich schon besser. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn alle Kinder, die unbedingt eine spezielle Förderung brauchen und sie im großen Gesamtverband nur eingeschränkt bekommen können, diese unbedingt erhalten. Da ist es wichtig, die Eltern vielleicht mehr als bisher in den Beurteilungsprozess mit einzubeziehen.
Ich bin ebenso wie Sie für Freiwilligkeit. Sie setzt voraus, dass sich die Eltern in ihrer Entscheidung nicht von gern benutzten Ächtungsbegriffen wie „Stigma“, „Abschiebung“ oder „Sozialdarwinismus“ beeinflussen lassen. Wenn der Schonraum, von dem Sie sprechen, mit solchen Urteilen übergossen wird, haben Eltern es schwer mit einer hilfreichen Entscheidung für ihr Kind und handeln oft nicht mehr überlegt und freiwillig.
Die Gefahr unseriöser Beeinflussung sehe ich mehr bei den Befürwortern von „Eine Schule für alle“ als bei den Skeptikern. Von dieser Seite wünsche ich mir mehr Sachargumente und weniger Stimmungsmache.

Eva
10 Jahre zuvor

Liebe/r „mehrnachdenken“,

was machen Sie denn? Sie bringen hier Berichte einzelner Lehrkräfte – und nutzen diese für „Verallgemeinerung“ und „Sandalisierung“ (lustiges Wort). Unter uns: Ist doch gar nicht schlimm. Wenn man auf ein Problem aufmerksam machen will, muss man halt pointieren.

realo
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

Ihre beiden letzten Sätze sind ein geschickter Schachzug. Kompliment!
Auf diese Weise lassen sich geschilderte Realitäten des Meinungsgegners zu unglaubwürdigen Übertreibungen machen und umgekehrt eigene Übertreibungen zu zwar überspitzten, aber glaubwürdigen Wahrheiten.

mehrnachdenken
10 Jahre zuvor
Antwortet  Eva

@Eva
Die von mir ins Netz gestellten Erfahrungsberichte habe ich mehr zufällig aus einer Fülle von ähnlichen Schilderungen ausgewählt. Offensichtlich handelt es sich also nicht um Einzelmeinungen, sondern es scheint einen großen Unmut in der Schullandschaft mit der Inklusion zu geben. Selbst wenn sich die VerfasserInnen der Berichte grundsätzlich für die Inklusion aussprechen, wird doch gleichzeitig deren überstürzte und dilletantische Umsetzung scharf kritisiert. So etwa argumetiert auch der VBE in NRW in dem Bericht, der Ausgangspunkt dieser Diskussion ist. Zudem sind die Beiträge oft recht sachlich abgefasst worden. Von „Verallgemeinerungen“ oder gar „Skandalisierungen“ kann also mitnichten die Rede sein.
„Die Praxis in den mittlerweile vielen inklusiv arbeitenden Schulen spricht eine andere Sprache.“ Leider habe ich bisher keine Berichte im Netz gefunden, die Ihre Aussage bestätigen.

Ursula Prasuhn
10 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Dass sich „die Verfasserinnen der Berichte grundsätzlich für die Inklusion aussprechen“, ist für mich ebenso wie beim VBE in NRW Zeichen von verbreiteter Angst, mit Diffamierung oder Sanktionen rechnen zu müssen, wenn man eine Meinung, die als einzig korrekte gilt, nicht teilt. Die Inklusion in Frage zu stellen, ist längst zum Sakrileg geworden, das Andersdenkende bestraft und Meinungsherrschaft sichert.
Mir fällt überdeutlich auf, wie fieberhaft das Bekenntnis zur Inklusion fast jede Kritik an der Umsetzung begleitet, so als wolle niemand auch nur annähernd in Verdacht geraten, die allein gültige, sanktionsfreie Interpretation der UN-Behindertenkonvention in Frage zu stellen.
„Die Wahrheit zuzeiten des Universalbetruges zu sprechen ist eine revolutionäre Tat“, hat George Orwell einmal gesagt.
Doch wer wagt schon gern eine Tat, wenn dafür die berufliche oder gesellschaftliche Ächtung droht? Besonders wirksam und verbreitet ist seit langem der Nazi-Pranger, von dem hier bereits die Rede war.

Udo
10 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Jetzt dreht sich’s aber im Kreis.

PseudoPolitiker
10 Jahre zuvor
Antwortet  Udo

Tatsächlich? Vielleicht auch nur in unerwünschte Richtung.