Weiter Wirbel um Sankt-Martins-Verbot

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DÜSSELDORF. Sturm im Wasserglas oder ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Brauchtum in der Gesellschaft? Der Vorschlag des NRW-Landessprechers der Linkspartei, Rüdiger Sagel, das Martinsfest umzubenennen, ruft zahlreiche Kritiker auf den Plan.

Mit dem Vorschlag, das Schulen und Kitas künftig statt konfessionsneutrale „Sonne-Mond-und-Sterne-Feste” statt Martinsfeste feiern, hat der Vorsitzende der Linkspartei in Nordrhein-Westfalen, Rüdiger Sagel, viel Kritik geerntet. Er selbst ruderte mittlerweile zurück und verteidigt sich. Seine Aussagen in einem Interview der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf seien offensichtlich oder absichtlich missinterpretiert worden. Sagels Aussagen haben indes kontroverse Reaktionen hervorgerufen.

Sankt Martinsfest
Der Vorstoß zur Umbenennung von Sankt Martin in „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ hat überwiegend Kritik ausgelöst. Foto: Rike / pixelio.de

Führende Vertreter seiner eigenen Partei wie die stellvertretende Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht betonten, die Linke wolle das Fest nicht abschaffen. Ebenso argumentiert Klaus Ernst, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion der Linkspartei. „Was Martin von Tours vor rund 1700 Jahren gemacht hat, ist Umverteilung, wie wir sie verstehen und politisch vertreten.“, so Ernst in der fränkischen „Mainpost“. Ein Ausscheiden Sagels aus seinem Amt als NRW Landessprecher gilt nach Medienberichten aber als unwahrscheinlich.

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bezeichnete die Debatte um die Umbenennung des Sankt-Martins-Festes als absurd. Es sei falsche Rücksichtnahme, wenn Sankt Martin zum «Sonne-Mond-und-Sterne-Fest» werde, sagte Käßmann den in Dortmund erscheinenden „Ruhr Nachrichten“. Muslime oder Nicht-Gläubige könnten Sankt Martin ohne weiteres mitfeiern, erklärte Käßmann. Der Heilige Martin stehe nicht nur für das Christliche, sondern auch für Barmherzigkeit und Zuwendung zu Kindern.

Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat keine Probleme mit dem Martinsfest. Er habe gerne mit seiner Mutter in der Grundschulzeit mitgemacht, sagte Verbandspräsident Aiman Mazyek gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“

Thomas Sternberg, kulturpolitischer Sprecher der CDU im NRW-Landtag, nannte den Vorstoß Sagels eine „abwegige Schnapsidee“ und wirft der Linken „Kultur- und Geschichtsvergessenheit“ vor. Die junge Union in Köln kündigte für Sonntag einen Martinszug mit Laternen an, der vor der Kreisgeschäftsstelle der Linkspartei enden soll.

Nachdem ein Kindergarten in Bad Homburg den Martinszug als „Sonne-Mond und-Sterne-Fest“ angekündigt hatte, war es zu heftigen Protesten gekommen. Kita-Mitarbeiter erhielten E-Mail-Drohungen,befeuert unter anderem durch Artikeln in einem rechtsgerichteten Blog. Der Umzug am Freitagabend wurde deshalb von fünf bewaffneten Polizisten begleitet. Zu Vorfällen kam es jedoch nicht. News4teachers

zum Bericht: Linke tritt Verbotsdebatte um Sankt Martin los – Wagenknecht: Kinderfest erhalten

zum Bericht: Linkspartei will Schulen und Kitas den Sankt Martin verbieten

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2 Kommentare
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xenia
10 Jahre zuvor

Bin selbst nicht ganz Deutscher Abstammung.Aber langsam frage ich mich ob das nicht alles Absicht ist Menschen untereinander das miteinander zu verbieten.Martinstag verbieten.Flohmärkte wollen unsere Politiker auch nicht mehr.Jeder soll vereinsamen.Merkt hier noch jemand was.

Lena
10 Jahre zuvor
Antwortet  xenia

Ja. Ähnliche Gedanken sind mir auch schon gekommen. „Miteinander“ wird gefordert und „gegeneinander“ gefördert. Zumindest