Rot-Grün ersetzt das Fach „Hauswirtschaft“ durch „Konsum“

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DÜSSELDORF. An den Schulen in Nordrhein-Westfalen wird es bald kein Fach „Hauswirtschaft“ mehr geben. Das neue Fach, das an die Stelle treten soll, heißt dann wohl „Konsum, Ernährung, Gesundheit“. Dies plant die rot-grüne Landesregierung für kommendes Schuljahr, wie die „Rheinische Post“ berichtet.

Ist das Fach Hauswirtschaft überholt? In NRW offenbar schon. Foto: pinkpurse / flickr (CC BY 2.0)
Ist das Fach Hauswirtschaft überholt? In NRW offenbar schon. Foto: pinkpurse / flickr (CC BY 2.0)

Als Unterrichtsfach wird Hauswirtschaft bundessweit an Haupt- und Realschulen, Berufsschulen, sowie an Privat- und Fachschulen unterrichtet. Die Bezeichnung allerdings variiert je nach Schule und Bundesland. Gängige Bezeichnungen sind: Hauswirtschaft, Hauswirtschaftslehre, Arbeitslehre, HTW (Hauswirtschaft/Textiles Werken), MUM (Mensch und Umwelt) oder WAG (= Wirtschaft-Arbeit-Gesundheit). In Niedersachsen beispielsweise ist Hauswirtschaft als Fach etabliert.

So erläutert eine Gesamtschule in Osnabrück den Eltern den Sinn des Faches anhand folgender Inhalte: „Im 7. Schuljahr steht die Einführung in die Schulküche, das Erlernen von einfachen Küchentechniken und die Zubereitung kleiner Gerichte im Vordergrund. Im 8. Schuljahr geht es um eine gesunde ausgewogene Ernährung. Hierzu gehören auch Ernährungsbedarf, Zusammensetzung, Verarbeitung, Einkauf und Zubereitung der Lebensmittel. Bei verschiedenen Betriebsbesichtigungen verfolgen wir den Weg der Nahrung vom Produzenten zum Verbraucher. Im 9.Schujahr planen wir eine eigene Haushaltsgründung mit vielen Hilfen für eine selbstständige Lebensführung. Im 10. Schuljahr stehen verschiedene Versorgungsmöglichkeiten im Ernährungsbereich im Mittelpunkt: Unterschiedliche Ernährungsformen, Verpflegungssysteme, Ernährungsgewohnheiten, Ess- und Tischkultur.“ Auch Themen wie Lebensmitteldesign, Gentechnik und Schadstoffe würden behandelt. Und: „Was hat das jetzt noch allein mit ‚Kochen und Backen‘ zu tun? Haushaltsführung in ihrer Komplexität zu begreifen war und ist das Ziel.“

Ingrid Otto, stellvertretende VBE-Landesvorsitzende in Niedersachsen, engagiert sich für den Studiengang Hauswirtschaft an Universitäten zum Erwerb und zur Vermittlung individueller Wirtschafts- und Sozialkompetenzen bei der privaten Lebensführung. „PISA hat die Problematik bildungsnaher und bildungsferner Familienwelten herauskristallisiert. Die Kluft zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Schichten wirkt bis hin zur Hauswirtschaft. Fehlende Kompetenzen in der Hauswirtschaft sind Teilursache für die Probleme bei der Alltagsbewältigung.“, sagt sie. Und betont: „Die Schule in staatlicher Verantwortung muss gegensteuern, wo Mangel herrscht und wo Mängel bestehen. Hauswirtschaft ist Mangelfach. Hier beginnt die Verantwortung des staatlichen Schulwesens für die Vermittlung von Alltagskompetenzen – diese ist von existenzieller Bedeutung für die heranwachsende Gesellschaft.“

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Solche Inhalte sollen aber auch in Nordrhein-Westfalen künftig nicht unter den Tisch fallen. Ziel der Reform sei es, die Konsum-, Ernährungs- und Gesundheitsbildung stärker in die Lehrpläne einzubinden. „Hauswirtschaft war gestern“, erklärte Sigrid Beer, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, gegenüber der „Rheinischen Post“.

Fragen, die die Schüler im Alltag beschäftigten, sollten sich stärker im Lehrplan wiederfinden, sagte Beer. So sei es zum Beispiel wichtig zu lernen, wie man mit Geld umgeht, um nicht in eine Schuldenfalle zu laufen. „Das beginnt bei Jugendlichen häufig genug schon beim Handytarif“, sagte sie. Unabdingbar sei auch die Kompetenz im Umgang mit dem Internet. Informationen richtig lesen und verstehen zu können, sei zentral für die Verbraucher. „Natürlich wird auch der Einkauf und Umgang mit Lebensmitteln bis hin zum leckeren und gesunden Essen mit Freunden weiter im Lehrplan sein“, kündigte die Grüne an.

Die nordrhein-westfälischen Landfrauenverbände unterstützen die Reformpläne in ihrer Stellungnahme. Petra Vogt, schulpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, erklärte, Verbraucherbildung und Kenntnisse von wirtschaftlichen Zusammenhängen seien wichtig. Die Unionspolitikerin sprach sich dafür aus, ein Fach „Wirtschaft und Verbraucherbildung“ in der Sekundarstufe I als Wahlpflichtfach anzubieten. Die FDP-Landtagsfraktion setzt sich dafür ein, Wirtschaft zum Pflichtfach an Realschulen zu machen. News4teachers

Zum Bericht: Bayern: Schüler sollen mehr fürs Leben lernen – ohne neues Schulfach

 

 

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3 Kommentare
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PseudoPolitiker
10 Jahre zuvor

Rot-Grün und Hauswirtschaft passen nicht zusammen. Hauswirtschaft passt zum häuslichen Herd, zur häuslichen Erziehung oder einfach nur zur „Familie“.
Kein Wunder, dass für das Thema Konsum die Hauswirtschaft Federn lassen soll.

uiuiui
10 Jahre zuvor

Die NRW Regierung hat mit wirklicher Bildungs nix am Hut, die fummeln sich da einen zurecht, ohne Sinn und Verstand. Herrjemine……

Reinhard
10 Jahre zuvor

„Konsum“ statt Hauswirtschaft bei Rot-Grün – ja, das ist schon nachvollziehbar.