Stoch im Interview: CDU isoliert sich in der Schulpolitik

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STUTTGART. Ein Schulfrieden in Baden-Württemberg ist nach Vorlage des Bildungskonzepts der CDU-Fraktion in noch weitere Ferne gerückt. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hält der Union in einem Interview vor, krampfhaft am gegliederten Schulsystem festzuhalten.

Will die Schullandschaft reformieren: Baden-Württembergs Kultusminister Andreas Stoch. Foto: SPD-Fraktion im Landtag Baden-Württemberg
Will die Schullandschaft reformieren: Baden-Württembergs Kultusminister Andreas Stoch. Foto: SPD-Fraktion im Landtag Baden-Württemberg

Was haben Sie an dem Konzept der CDU-Fraktion auszusetzen?

Stoch: Mit der Orientierungsstufe in den Klassen fünf und sechs geht die CDU einen Trippelschritt in die richtige Richtung. Aber überörtliche Schulverbünde sind keine wirkliche Lösung für den ländlichen Raum, auch sie können den Rückgang der Schülerzahlen und damit das Schulsterben nicht aufhalten. Überdies werden die Eltern den Haupt-/Werkrealschulen auch dann den Rücken zukehren, wenn diese kooperieren. Für die zunehmende Heterogenität an den Schulen ist die von der CDU geforderte äußere Differenzierung nicht das richtige pädagogische Rezept.

Wird es noch zu einem Schulfrieden kommen?

Stoch: Wenn der CDU-Fraktionschef Peter Hauk weiterhin blockiert, fürchte ich nein. Ich bedaure es zutiefst, dass die CDU allein aus machtpolitischen Gründen das Gespräch ablehnt. Sie will die Bildung zu einem Hauptkonfliktfeld im nächsten Landtagswahlkampf machen – das halte ich im Blick auf Eltern und Lehrer für unverantwortlich. Begriffe wie «Experimente mit Kindern» in Gemeinschaftsschulen schüren Emotionen in nicht akzeptabler Weise.

Was würde denn ein Schulfrieden bringen?

Stoch: Das Wort klingt zwar relativ pathetisch. Aber eine Verständigung auf Konzepte für bessere Zukunftschancen junger Menschen jenseits parteipolitischer Scheuklappen ist ein sehr berechtigtes Anliegen. Jeder Streit über Bildungsthemen schürt Verunsicherung bei Eltern, Schülern und Lehrern. Außerdem ignoriert die CDU-Fraktion den Druck von Arbeitgebern, Kirchen, Gewerkschaften für ein gerechteres Bildungssystem.

Zu welchen Kompromissen wären Sie denn bereit?

Stoch: Die Landesregierung zeigt etwa durch Genehmigung von Schulverbünden, dass sie keinen ideologischen Kurs fährt. Im Rahmen unseres bisherigen Gemeinschaftsschul-Konzepts gibt es viel Raum für Entscheidungsfreiheit vor Ort. Über diesen Raum könnte man in konstruktiver Atmosphäre reden. Dafür müsste die CDU aber ihren ideologischen Kampf gegen die Gemeinschaftsschule beenden.

Wie geht es weiter?

Stoch: Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) hat die Parteivorsitzenden zu Gesprächen geladen. FDP und Grüne haben zugesagt, einzig die CDU verweigert sich. Ich würde eine Einigung sehr begrüßen.

dpa

Zum Bericht: Wirbt Kretschmann vergeblich? CDU lehnt Schulfrieden ab

 

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