Werken mit dem «Laser-Schwert»: Zukunftspreis für Forscher-Trio

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BERLIN. Der Deutsche Zukunftspreis geht nach Baden-Württemberg und Thüringen: Forscher beider Länder haben gemeinsam einen Laser entwickelt, der jedes bislang bekannte Material schneiden kann.

Mit futuristisch anmutenden Schutzbrillen beobachten die Forscher, wie grüne Lichtblitze durch das ansonsten dunkle Labor zucken. Fast ehrfürchtig blicken sie auf die Anzeige ihres Messgerätes, während Action-Film-Musik ertönt: In einem Einspielfilm zur Verleihung des Deutschen Zukunftspreises zeigen Forscher der Universität Jena und der Firmen Bosch und Trumpf stolz ihr «Baby», wie einer der drei sagt: Es ist ein Laser, der Materialien schneiden oder bohren kann, die bislang in dieser Feinheit schwer zu bearbeiten waren.

Das Instrument und dessen Nutzen für die Wirtschaft hat die Fachjury überzeugt: Die mit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung ging am Mittwochabend an Forscher aus Thüringen und zwei Firmen aus Baden-Württemberg.

(v.l.n.r.) Dr. rer. nat. Jens König, Bundespräsident Joachim Gauck, Dr. sc. nat. Dirk Sutter, Prof. Dr. rer. nat. Stefan Nolte
(v.l.n.r.) Dr. rer. nat. Jens König, Bundespräsident Joachim Gauck, Dr. sc. nat. Dirk Sutter, Prof. Dr. rer. nat. Stefan Nolte (Foto: PR)

Mit einem Lichtschwert zu schneiden hätten ja bereits die Jedi-Ritter im Film «Krieg der Sterne» vorgemacht, sagte Moderatorin Maybrit Illner bei der Ankündigung der Forscher: Das Team um Universitätsprofessor Stefan Nolte, Jens König von Bosch (Schwieberdingen) und Dirk Suttner von Trumpf (Schramberg), beherrsche sein Gerät «ähnlich perfekt». Selbst Diamant und Saphir können mit Hilfe der Technologie in Fabriken weltweit präzise bearbeitet werden.

Das Gerät ist ein sogenannter Ultrakurzpulslaser: Er schneidet auch die stabile Glasschicht für Smartphones zurecht und hilft beim Bau sparsamer Motoren und Heizungen. Eines Tages könnten Mediziner mit ihm vielleicht sogar ein menschliches Auge therapieren, wie Stefan Nolte erläuterte, der auch am Jenaer Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik tätig ist. Alle Einsatzmöglichkeiten seien noch längst nicht ausgelotet, sagte der Physiker Jens König.

Der Laser wird auch angewendet, um sparsame Motoren zu fertigen: Er macht feinste Löcher in die Einspritzdüsen, so dass der Kraftstoff präzise verteilt und effektiv genutzt werden kann, wie Jens König erläutert. Bis zu 20 Prozent Kraftstoff werden durch die direkte Benzineinspritzung nach Angaben von Bosch eingespart.

Anders als herkömmliche Laser entsendet das Gerät besonders kurze, energiereiche Lichtblitze: Material, das auf diese Weise bestrahlt wird, erhitzt sich punktuell auf rund 6000 Grad. Es verdampft schlagartig und wird abgesaugt, bevor es sich auf dem Werkstück absetzen kann. Unerwünschte Verformungen bleiben aus.

Die Grundlagen für das Gerät wurden seit Mitte der 90er Jahre in den Laboratorien der Uni Jena und dem Forschungszentrum von Bosch gelegt. «Laser-Bändiger» wird Jens König dort genannt: Um den Laser für die serielle Produktion nutzbar zu machen, mussten Spitzenleistungen von mehr als 100 Megawatt etwa durch verschiedene Parameter wie Pulsdauer oder -energie unter Kontrolle gebracht werden.

Der Laser-Hersteller Trumpf mit Sitz im Schwarzwald kam als Partner hinzu. Nur ganz so handlich wie das von Illner angesprochene Jedi-Schwert ist das Instrument nicht: Die Anlage ist mehrere Meter lang und sehr schwer, wie Jens König erläutert. Der Laser selbst sei von außen kaum zu erkennen.

Konventionelle Methoden wie mechanisches Bohren oder chemisches Ätzen könnten bald ausgedient haben, prognostiziert Trumpf in einer Mitteilung. Künftig könnten demnach Laser mit noch kürzerer Pulsdauer interessant werden. Die Grundlagenforschung Noltes trägt indes auch anderweitig Früchte: Seine Publikationen sind weltweit tausendfach von Experten zitiert. Nur an den Umsätzen, die mit der Technologie erzielt werden, sei er nicht beteiligt, sagte er.

Als PR-Spektakel kritisierte die «Frankfurter Rundschau» die Preisverleihung: Trauriger Höhepunkt sei der Moment gewesen, als Gauck beim Anblick der einzigen Wissenschaftlerin an diesem Abend sagte: «Ich hab mir richtig die Augen gerieben.» Gisela Gross/dpa

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