Forscherin: Positive Psychologie bringt Schüler zu mehr Leistung

2

TRIER. Wie können Lehrer Schüler im Unterricht besser motivieren? Das hat ein Bildungsprojekt in Konz bei Trier jetzt untersucht. Ein Schlüssel könnte sein, die Kinder durch mehr Loben selbstsicherer zu machen, sagt Bildungsforscherin Brohm.

Kleine Erfolge können Schüler zu mehr Leistung motivieren. Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Kleine Erfolge können Schüler zu mehr Leistung motivieren. Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Drei Monate lang haben Schüler und Lehrer in der Verbandsgemeinde Konz bei Trier für eine Studie ein Motivationstraining zum besseren Lernen absolviert. Noch sind die Fragebögen von rund 150 Lehrern und etwa 1700 Schülern nicht ausgewertet, doch ein Ergebnis steht für die Trierer Bildungsforscherin Michaela Brohm schon fest: «Das Training stärkt die Persönlichkeit der Schüler.» Sie zeigten sich selbstbewusster und beschäftigten sich mehr mit ihrer eigenen Person. Und dies wirke sich positiv auf das Lernverhalten aus, sagte die Wissenschaftlerin.

Das Konzept Brohms, zu dem ein 90-seitiger Leitfaden vorliegt, beruht auf der positiven Psychologie. Er sieht vor, dass sich der Unterrichtsstil von dem «Du kannst das nicht» zu dem «Was du kannst ist …» wandelt. Aufgaben müssten so gestellt werden, dass sie lösbar seien. Statt zu tadeln soll im Klassenzimmer demnach auch mehr auf kleine Lernfortschritte geachtet werden. Von September bis Dezember vergangenen Jahres hatten verschiedene Schultypen bei dem Bildungsprojekt in Konz mitgemacht.

Anzeige

Zwei Stunden die Woche und einen Schultag pro Monat war an den Schulen nach dem neuen Konzept unterrichtet worden. Nach den bisherigen Messungen gebe es Hinweise, dass sich das Programm auf die Leistungsmotivation der Schüler auswirke, sagte die Professorin. Dies werde aber die empirische Auswertung noch beweisen müssen, die bis zum Sommer abgeschlossen werden soll.

Zudem hätten viele Lehrer «eine Sehnsucht nach Positivem» gezeigt, sagte Brohm. Es mache ihnen offensichtlich auch keinen Spaß, immer nur auf Fehler zu schauen. Das Projekt ist eine Gemeinschaftsinitiative der Konzer-Doktor-Bürgerstiftung und des Lehrstuhls für empirische Lehr-Lern-Forschung und Didaktik im Fach Bildungswissenschaften der Uni Trier. dpa

Zum Bericht: “Motivation ist größtes Problem in Schulen” – Forscher wollen das mit positiver Psychologie ändern

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

2 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Beate S.
10 Jahre zuvor

Diese tolle Erkenntnis war schon vor Jahrzehnten eine der Ursachen zur Einführung von Berichtszeugnissen an Stelle von Zensurenzeugnissen. Wie oft wollen Studien diese alte „Weisheit“ noch wiederholen?
Statt einem dicken Mangelhaft z.B. im Fach Mathematik (Ende 1. Klasse) musste es damals ermutigend und auf keinen Fall entmutigend heißen: „Melanie kann bis 10 zählen und mit Hilfe der Finger in diesem Zahlraum auch addieren und subtrahieren.“
Weil die Berichtszeugnisse alles positiv formulierten, zeigten sich viele Eltern verunsichert und forderten die Lehrer/innen oft auf: „Nennen Sie dafür doch mal eine Zensur, die verstehe ich besser!“
Lob ohne Tadel ist lebensfremd und verunsichert. Ohne sein Gegenüber wird es entwertet und erschwert den Kindern ihr Vertrauen in die Beurteilung. Sie brauchen zwar ein einfühlsames, aber halbwegs ehrliches feed-back und keine Mogelpackung. Kein Mensch ist wirklich motiviert, wenn er das Gefühl hat, zu Unrecht gelobt zu werden. Er entwickelt eher das Gefühl, dass ihm wenig zugetraut wird und dass man ihn deswegen mit Samthandschuhen anfasst.
Tadel vermittelt die Botschaft: Das könntest du besser, wenn du dich mehr anstrenegen würdest, wenn du…..

antongicevski
8 Jahre zuvor

Liebe Beate,

Sie haben es damals schon gewusst und sind heute immer noch davon überzeugt, dass man Grundschüler – mit denen scheinen Sie sich auszukennen – besser motivieren kann, wenn man sie mitunter tadelt (whatever you mean with the term „Tadel“). Die Demotiviertheit in der Sekundarstufe beginnend mit der Jahrgangsstufe 7 wollen Sie also mit einem „halbwegs ehrlichem feedback“ überwinden, so nach dem Motto „Tadel vermittelt die Botschaft: Das könntest du besser, wenn du dich mehr anstrenegen würdest, wenn du…..“. Aber das ist doch genau die alte Leier mit der Sekundarlehrer immer öfter scheitern- wäre da ein anderer Umgang mit Defiziten nicht sinnvoller – mit Lob z.B. für kleine Schritte in die richtige Richtung, mit dem Herausstellen von Bedingungen, die zum Erfolg führen können, mit dem Nennen von wichtigen Zielen, die man erreichen will und für die man schuften muss. Letztendlich geht es mit zunehmenden Alter darum, bei jedem individuell ein Feuer zu entfachen für ein mehr an Bildung!