Immer mehr kranke Lehrer – Brandenburgs Bildungsministerin ernennt „Gesundheitsmanager“

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POTSDAM. Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) sieht Handlungsbedarf: Erkrankungen von Lehrern an Brandenburgs Schulen sorgen dafür, dass immer mehr Unterrichtsstunden vertreten werden müssen. Mit Geld soll dem abgeholfen werden. Außerdem soll sich künftig ein Mitarbeiter des Landesschulamtes um das «Gesundheitsmanagement» von Lehrern kümmern.

Kultusministerin, Ärztin, Mutter von sieben Kindern: Martina Münch (SPD).
Kultusministerin, Ärztin, Mutter von sieben Kindern: Martina Münch (SPD).

In den Schulen Brandenburgs müssen immer häufiger Vertretungslehrer einspringen. Der Krankenstand unter den Lehrern hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Das berichtet Münch in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Der tatsächliche Unterrichtsausfall sei in Brandenburg aber niedriger als in vielen anderen Bundesländern, weil meist eine Vertretung organisiert werde.

Eine 2011 eingesetzte Arbeitsgruppe «Lehrkräftegesundheit» soll gleichwohl mit ihren Empfehlungen helfen, die Situation zu verbessern. Außerdem stellt das Land seit diesem Jahr zehn Millionen Euro bereit, um den Unterrichtsausfall zu vermeiden und das Personal zu entlasten.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gordon Hoffmann, hatte die Summe im vergangenen Herbst als «Tropfen auf den heißen Stein» bezeichnet. Sie reiche nicht aus, um den Krankenstand bei den Lehrern auszugleichen. Die Grünen im Landtag kritisierten, dass die Landesregierung zu spät reagiere. Der hohe Unterrichtsausfall sei eine Folge der Überalterung des Lehrkörpers.

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Lag der Vertretungsbedarf im Schuljahr 2002/03 noch bei 5,5 Prozent der Unterrichtsstunden, waren es zehn Jahre später 6,9 Prozent. Die Krankheit von Lehrern sei der häufigste Grund für Unterrichtsausfälle, sagte Münch. Bestehe Bedarf für eine Vertretung, werde dieser in 79 Prozent der Fälle auch gedeckt, berichtete sie mit Verweis auf das Schuljahr 2012/13.

Genaue Zahlen zu den Erkrankten seien aus Datenschutzgründen nicht zugänglich. Zudem gebe es keine Auswertungen des Krankenstandes in Bezug aufs Alter der Lehrer. Hinweise auf Unterschiede zur übrigen Bevölkerung gebe es nicht.

Die Arbeitsgruppe «Lehrkräftegesundheit» ist laut Münch bis 2013 regelmäßig zusammengekommen und hat die Lage im Land analysiert. Sie habe unter anderem empfohlen, «an zentraler Stelle» eine Vollzeitkraft einzusetzen, die sich mit dem Gesundheitsmanagement für Lehrer beschäftigt. Am künftigen Landesschulamt soll nun laut Ministerin eine solche Stelle eingerichtet werden. Eine Umsetzung weiterer Empfehlungen werde derzeit geprüft.

Darüber hinaus gibt es für Lehrer bereits verschiedene Angebote zur Gesundheitsförderung. Hilfsangebote richten sich beispielsweise an Beschäftigte, die abhängig von Alkohol oder anderen Suchtmitteln sind. Auch Angebote zur Stressbewältigung bestehen bereits. Laut Münch soll auch die Reduzierung der Stundenzahl der Lehrer an Grund- und Oberschulen ab 2014/15 dazu beitragen, dass Mitarbeiter nicht vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden. Ältere Kräfte ab dem 60. Lebensjahr, die bereits 35 Jahre oder länger unterrichten, bekommen zudem eine Ermäßigungsstunde. dpa

 

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