Bayerische Lehrerverbände sind sich einig – gegen Seehofer

1

MÜNCHEN. Lehrerorganisationen wie der konservative Philologenverband und die linke GEW sind sich selten grün. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat es jetzt allerdings geschafft, alle Lehrerverbände im Freistaat zu vereinen – gegen sich, genauer: gegen die offenbar bevorstehende Kürzung von 830 Lehrerstellen. In einer gemeinsamen Resolution zeigen sich die Lehrerverbände „erschüttert, verärgert, getäuscht und betroffen“.

Hat gerade keinen Spaß an der Schulpolitik: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Foto:  Henning Schlottmann / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Hat gerade keinen Spaß an der Schulpolitik: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Foto: Henning Schlottmann / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) war unlängst von seinem Chef Seehofer massiv gerüffelt und für eine «Kommunikationskatastrophe» verantwortlich gemacht worden. Denn Spaenle gab die geplante Streichung von Stellen in der Lehrerschaft offen zu – statt die großen Mehrinvestitionen der vergangenen Jahre in Schulen und Hochschulen herauszustellen. Tatsächlich, so kam nun heraus, sind Stellenstreichungen – wenn auch in geringem Umfang – im Doppelhaushalt 2013/14 (beschlossen im Dezember 2012) vorgesehen.

Die Lehrerverbände sehen darin einen Dammbruch. Damit werde erstmals seit Jahren eine Kürzung der Lehrerstellen angekndigt. Damit konterkariere die Bayerische Staatsregierung ihre eigenen Vorgaben, den Inklusionsprozess weiterzuentwickeln, die Ganztagsangebote auszubauen und die individuelle Förderung zu gewährleisten, heißt es in der Resolution, die der Philologenverband ,die GEW, der Realschullehrerverband, der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV), die Katholische Erziehergemeinschaft sowie der Verband der Lehrer an beruflichen Schulen unterzeichnet haben. Mit den geplanten Stellenstreichungen könne der Bildungsauftrag der Schulen, welcher von Jahr zu Jahr umfangreicher werde, nur noch unzureichend erfüllt werden. „Die bayerischen Lehrerverbände werden dies nicht hinnehmen und gegen diese Pläne vorgehen“, heißt es.

Die Organisationen fordern stattdessen: „Die übergroße Belastung von Referendarinnen und Referendaren in der Ausbildung muss sofort beendet und die Einstellungssituation erfolgreich ausgebildeter Lehrkräfte deutlich verbessert werden. Darüber hinaus müssen alle im System befindlichen Lehrerstellen an den Schulen erhalten werden.“ Mehr noch: Angesichts immer neuer Zusatzaufgaben müssten zusätzliche Stellen für Lehrkräfte geschaffen werden – und zwar gegen Unterrichtsausfall, für die Inklusion, zum Ausbau des Ganztages und zum Erhalt kleiner Schulstandorte. Weiter fordern die Verbände: „Um zu verhindern, dass immer mehr Lehrkräfte krankheitsbedingt vor dem regulären Pensionsalter aus dem Dienst ausscheiden müssen, müssen Klassen verkleinert und die Lern- und Arbeitsbedingungen verbessert werden.“ News4teachers

Zum Bericht: Also doch: Seehofer hat Streichungen von Lehrerstellen seit Längerem geplant

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

1 Kommentar
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Biene
10 Jahre zuvor

Herr Seehofer ist über seine eigenen Pläne gestolpert, hoffentlich zieht er eine Konsequenz daraus. Die Konsequenz sollte sein: Keine Streichung von Lehrerstellen und dafür mehr Lehrkräfte einstellen.
Wie sagte eine Dozentin: „So viel wie die Kinder einer Gesellschaft wert sind, so werden auch die an der Erziehnung beteiligten Personen bezahlt.“
Nimmt man dieses Zitat als Maßstab für Deutschland, dann gilt für uns: ARMUTSZEUGNIS.