Sexuelle Vielfalt im Unterricht: Kretschmann geht auf Kritiker zu

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STUTTGART. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will die seit Wochen anhaltende Auseinandersetzung um das Thema sexuelle Vielfalt im Schulunterricht entschärfen. «Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass da Kulturkämpfe entstehen», sagte er in Stuttgart.

Möchte den Kulturkampf beenden: Winfried Kretschmann, hier ein Foto aus dem Wahlkampf. Foto: Grüne Baden-Württemberg / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)
Möchte den Kulturkampf beenden: Winfried Kretschmann, hier ein Foto aus dem Wahlkampf. Foto: Grüne Baden-Württemberg / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

Zusammen mit Finanzstaatssekretär Ingo Rust (SPD) wolle er das Gespräch mit evangelikalen Gruppen suchen, die als besonders kritisch gelten. Rust ist Mitglied in einer pietistischen Gemeinde und deshalb bei den Gesprächen dabei. Kretschmann trat abermals Befürchtungen entgegen, die Landesregierung wolle Kinder im Schulunterricht umerziehen. «Solche Vorwürfe muss ich in aller Schärfe und Härte zurückweisen. Davon sind wir so weit weg wie der Mond.»

Anlass der Debatte ist ein Arbeitspapier zur Bildungsplanreform 2015. Die grün-rote Regierung strebt an, dass Schüler im Unterricht künftig stärker über unterschiedliche Formen des Zusammenlebens informiert werden. Diese Ziel stellte Kretschmann nicht infrage. Allerdings kündigte er an, dass Formulierungen in dem Papier überarbeitet würden, um «missverständliche Interpretationen» zu verhindern und Ängsten entgegenzutreten. In dem Papier gebe es offensichtlich Schlüsselwörter, die mit bestimmten Theorien verbunden würden.

Alle Menschen könnten ihre Kinder vertrauensvoll in die Schulen schicken, beteuerte Kretschmann. Ein moderner Unterricht diene dazu, die Kinder zum Denken zu animieren, damit sie selbst Entscheidungen treffen könnten. «Wir indoktrinieren im Unterricht keine Kinder. Denn das verbietet unsere Verfassung und das Grundgesetz.» Gegner der Bildungsplanreform hatten eine umstrittene Online-Petition gestartet, die mehr als 192.000 Unterschriften verzeichnete. Zwei Gegenpetitionen erreichten allerdings zusammen mehr Zulauf.

CDU-Bildungsexperte Georg Wacker sagte, Kultusminister Andreas Stoch (SPD) sei nun gefordert, einen ausgewogenen Entwurf zur Reform des Bildungsplanes vorzulegen. «Aber es geht bei der Diskussion um den Bildungsplan 2015 keineswegs nur um die Frage der „sexuellen Vielfalt“, sondern zunehmend auch um die vom Kultusminister völlig willkürlich gesetzten fünf Leitprinzipien.» Wacker forderte Stoch auf, die fünf Leitprinzipien aufzugeben und stattdessen zum Beispiel konkrete Ziele der Reform zu benennen. dpa

Zum Bericht: Sexuelle Vielfalt im Unterricht – Gegner und Befürworter wollen in Dialog kommen

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3 Kommentare
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Hebel
10 Jahre zuvor

Die eigentümliche Reduzierung des Menschen auf seine Sexualität erfasst neuerdings nahezu alle Bereiche (Krippe, Kita, Schule). Vorallem die Schwächsten, die Kinder, werden möglicherweise ernste Probleme durch Gender Mainstream (social engineering) bekommen und damit die Zukunft unseres Volkes (Siehe auch in den hierzulande weitgehend unbekannten Studien z. B. von Prof. Annica Dahlström, Uni Göteborg: Innerhalb der letzten 15 – 20 Jahre einen Anstieg psychischer Erkrankungen bei schwedischen Mädchen um 1000 Prozent (Depressionen um 500 Prozent; Suizidrate finnischer Mädchen ist die höchste in Europa).
[Einzelheiten über „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ sind in dem Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 4. erweiterte Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2014 nachzulesen]

gudrun
10 Jahre zuvor

Danke für den Hinweis auf das menschenverachtende Gender-Mainstreaming, das seit Jahrzehnten auf leisen Sohlen die westliche Welt erobert. Auch ich bin der Meinung, das es u. a. für den Hype um die Sexualität des Menschen bis hin zu Krippe, Kita und Schule verantwortlich ist.
Wenn ich mich umhöre, kennt fast keiner den Begriff, und wenn doch, dann nur vage im Zusammenhang mit dem Wort „Genderbeauftragte/r“, das wiederum mit sympathischen Vorstellungen von Gleichberechtigung und Gleichstellung verbunden wird.
Leute, informiert Euch mal über das Gender-Mainstreaming, das sich sogar als Wissenschaft ausgibt und inzwischen weit über 100 Lehrstühle in Deutschland erobert hat.
Und informiert euch mal über Harald Eia, den gewitzten Norweger, der in seinem Heimatland, der Hochburg des Gender-Mainstreamings, dafür gesorgt hat, dass diese „Wissenschaft“ als das demaskiert wurde, was sie ist, nämlich reine Ideologie. In Norwegen wurden daraufhin die Fördergelder für „Gender“ gestrichen.

Warner
10 Jahre zuvor
Antwortet  gudrun

Ich bin derselben Meinung wie Sie und „Hebel“, glaube allmählich aber nicht mehr daran, dass der Zug der Zeit aufgehalten werden kann, der nicht zuletzt auch die Welt der Pädagogik betrifft.
Alles, was als neu, fortschrittlich und nicht rückwärts gewandt gilt, wird doch grundsätzlich gut geheißen, auch von Lehrern. Für mich ist das Ausdruck eines primitiven, zugleich aggressiven Fortschrittsglaubens, dessen Vertreter nicht mit Urteilen wie „mittelalterlich“, „intolerant“ oder „rechtsextrem“ geizen.
Danke dennoch für die Warnung vor dem Gender-Mainstreaming. Versprechen Sie sich aber nicht nicht zu viel davon.
Ich denke, der Karren ist nicht mehr aufzuhalten und muss erst vor die Wand fahren. Dann erst wird vernünftiges, autonomes Nachdenken stattfinden anstatt ideologisch gelenktem.