„Erhöhte Alarmbereitschaft“ – Städte bereiten sich auf Abi-Partys vor

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FRANKFURT/MAIN. Betrunkene Jugendliche, Müll und dröhnende Musik: Nach den Abschlussprüfungen hauen Hessens Abiturienten Jahr für Jahr kräftig auf die Pauke. Die Städte wissen, was da auf sie zukommen könnte und bereiten sich auf eine heiße Nacht vor.

Mit Runden Tischen, Einlasskontrollen und Sonderschichten der Suchtexperten bereiten sich hessische Kommunen auf die Abiturfeiern vor. Denn nach den schriftlichen Prüfungen wollen Hessens Abiturienten feiern – und schlagen dabei nicht selten über die Stränge. Zahlreiche der landesweit rund 29 000 Abiturienten dürfte es wegen des angekündigten milden Wetters zum Feiern ins Freie locken. Während einige Stadtverwaltungen in den vergangenen Jahren keine schlechten Erfahrungen gemacht haben, wollen andere Städte lernen und entwickeln eigene Systeme für die ausufernden Partys.

Jetzt gehen die Abifeiern, nicht nur in Hessen, wieder los. (Foto: David Domingo/Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Jetzt gehen die Abifeiern, nicht nur in Hessen, wieder los. (Foto: David Domingo/Flickr CC BY-NC-SA 2.0)

Im vornehmen Kurort BAD HOMBURG im Taunus sorgen die Abiturfeiern zum Beispiel jedes Jahr für Schlagzeilen. Vor drei Jahren hatten sich rund 40 Schüler völlig betrunken und in einem Park randaliert – kein Einzelfall.

Im Vorfeld der kommenden Partys haben sich Abiturienten und Polizei, Stadtverwaltung, Rotes Kreuz und Suchtberater zusammengesetzt und abgestimmt. «Bei uns feiern drei Schulen aus Bad Homburg und Friedrichsdorf gemeinsam, dazu kommen eingeladene Realschulen», sagt Stadtsprecher Andreas Möring. Bei der Feier im abgegrenzten Jubiläumspark werde es Eingangskontrollen geben, außerdem kan nur eintreten, wer ein spezielles Bändchen besitzt. «Jeder der 600 Abiturienten bekommt drei, für sich und seine Begleiter, dazu kommen noch die Realschüler.» Insgesamt rechnet die Stadt mit rund 2500 Gästen.

Rund 1200 Schüler werden bei einer Abi-Parade in MARBURG erwartet. Der Umzug mit mehreren geschmückten Wagen macht sich am frühen Freitagnachmittag auf den Weg durch die City. Dafür werden einige Straßen gesperrt, wie ein Stadtsprecher berichtet. Für die Teilnehmer des Zuges gelten einige Regeln: Ihre Fahrzeuge müssen vom TÜV abgenommen sein, und Alkohol ist tabu. Die Parade soll am Messeplatz enden, wo dann bis in den Abend hinein gefeiert wird. Vor zwei Jahren hatte es bei der Parade einen Zwischenfall gegeben. Mehrere Schüler stürzten von einem Wagen und verletzten sich leicht.

In FRANKFURT, wo im vergangenen Jahr die Abi-Feier im Grüneburgpark kräftig aus dem Ruder gelaufen war, will die Stadt dieses Mal Präsenz zeigen. Der Park werde nicht gesperrt, sagt ein Sprecher. Aber die Gymnasien seien angeschrieben und um Hilfe gebeten worden. Schon am Nachmittag sollen Ordnungskräfte am Ort sein, sie werden sich aber eher im Hintergrund halten. Mitarbeiter des Projekts «Hart am Limit», mit dem das Drogenreferat zum bewussten Umgang mit Alkohol aufruft, schauten, ob schwer betrunkene Jugendliche Hilfe benötigten, heißt es weiter. Die Verantwortung für die Fete liege aber bei den jungen Leuten selbst, sagt der Sprecher.

Im vergangenen Jahr hatten betrunkene Abiturienten im Park einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst. Zehn von ihnen hatten so viel Alkohol getrunken, dass sie in ein Krankenhaus gebracht werden mussten. Die Jugendlichen hatten sich über ein soziales Netzwerk im Internet zu der Party verabredet. Zwischen 500 und 800 Gäste waren in den Park gekommen.

Während sich die Stadtverwaltung in KASSEL angesichts der Feiern und mangels schlechter Erfahrungen zurücklehnt, ist das Ordnungsamt WIESBADEN wegen möglicher Abifeiern in «erhöhter Alarmbereitschaft». Es werden mehr Einsatzkräfte in städtischen Grünanlagen eingesetzt, heißt es in der Behörde. Um zu erfahren, wo sich die Jugendlichen treffen, werden soziale Netzwerke im Internet ins Visier genommen. Das Amt geht vor allem präventiv vor: «Dabei sprechen wir mit den Jugendlichen noch bevor etwas passiert und nehmen die Personalien der Verantwortlichen auf», sagt Amtsleiter Winnrich Tischel. «Die Abiturienten sollen unbedingt feiern, es gibt aber Grenzen.» dpa

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