Gegen „Sexuelle Vielfalt“ im Unterricht: Bischof will christliches Menschenbild in Bildung verankern

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FRANKFURT/MAIN. In der Debatte über den Bildungsplan in Baden-Württemberg fordert der evangelische Landesbischof Frank Otfried July, das christliche Menschenbild müsse in dem Papier erkennbar sein. Nicht die Politik bestimme die Orientierungswerte einer Gesellschaft, sagte July der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montag). Deren Wurzeln sei vielmehr ein Diskurs, «den die Kirchen wesentlich mitbestimmen».

July führt die württembergische Landeskirche, die zu einem maßgeblichen Teil von pietistischen Christen mit einer konservativen Grundhaltung geprägt ist. Der Geistliche betonte, dass in Baden-Württemberg 79,9 Prozent der Menschen einer Kirche angehörten. «Die Landesregierung hätte sich für eine breite Diskussion viel mehr Zeit nehmen sollen», sagte July. «Das Papier war unfertig.» July wandte sich gegen den Vorwurf, die Kirche unterstütze eine Kampagne gegen Homosexualität. Es gebe «aber bei einzelnen Gender-Theorien die Notwendigkeit, genau hinzuschauen». July nannte die US-Philosophin Judith Butler «und die Frage, in welchem Verhältnis soziales und biologisches Geschlecht stehen». dpa

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Zum Bericht: Kretschmann hält Streit um “sexuelle Vielfalt” im Unterricht für “verquere Debatte”

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Alexander Suchanka
10 Jahre zuvor

Weiß der Bischof, dass wir in einem säkularen Staat leben und die Schulen staatliche Einrichtungen sind? Man sollte einmal darüber nachdenken die privilegierte Paosition der christlichen Kirchen abzuschaffen, da diese Indoktrination ja zumindest in BW erschreckende Erfolge zeigt…

Birgit
10 Jahre zuvor

Würden Sie bitte die „erschreckenden Errfolge“ präzisieren, also bei Namen nennen?

Alexander Suchanka
10 Jahre zuvor
Antwortet  Birgit

Naja ich denke, dass es bezeichnend ist, wenn fast 3/4 der Menschen in einem Budnesland einer irrationalen Idee anhängen, die von seiten der Schule durch die Privilegierung bestimmter Glaubenssysteme kräftig gefördert werden. Ich würde mir 100% denkende, tolerante Demokraten wünschen, die in ihrer Freizeit gerne jeder Konfession oder jedem Hobby nachgehen, das sich im rahmen des GG bewegt.

A. Dreißigacker
9 Jahre zuvor

Bezeichnend finde ich es natürlich, dass auch ROT/GRÜN folgenden irrationalen Ideen anhängt:
1. Es gibt kein biologisches Geschlecht.
2. Die Familie, die dortige Erziehung und Geborgenheit lässt sich möglichst frühe
Ganztages“verwahrung“ ersetzen.
3. Verfehlte Sozial- , Arbeitsmarkt- ,Rentenpolitik könnte man über „Chancengerechtigkeit“ im Bildungssystem korrigieren.
4. In jedem Kind stecken die gleichen Bildungsmöglichkeiten/Begabungen/Fähigkeiten

Soll ich weitermachen????

Ist Ihnen aufgefallen, mit welchem Anspruch das goldene Kalb „Gemeinschaftsschule“ verkauft wird, dieser Ort des unglaublichen, 300%igen Zuwachs, diese Erfolgs“geschichte“. Nur die Gemeinschaftsschule kann uns RETTEN! Na wenn das nicht totalitär-religiös ist….

Beate S.
10 Jahre zuvor

@Alexander Suchanka
Ich gehöre zur Generation der Alten und bekomme das Gruseln, wenn ich so staatsgläubige Töne höre wie die Ihren. Ich hatte gehofft, dass es nie wieder eine Zeit geben werde, in der das deutsche Volk der politischen Führung blindes Vertrauen schenkt, auch nicht in einer sog. Demokratie.
Gerade Demokratien brauchen den mündigen Staatsbürger, der kritisch beobachtet und mitdenkt. Ansonsten nimmt auch diese Staatsordnung allmählich diktatorische Züge an durch die Bildung von „moralisch“ vorgeschriebenen Meinungen, welche Andersdenkende an den sozialen Pranger stellt und zu „bösen“ Menschen macht.
Kirchliche, aber auch staatliche Ge- und Verbote haben in der Geschichte immer wieder für Unterdrückung und Fehlentwicklung gesorgt. In beiden Istitutionen sind machtinteressierte Menschen am Werk, die Meinungsdiktatur gern als Mittel zum Zweck benutzen. Im Zeitalter der Medien ist die Gefahr einseitiger Meinungsberieselung mit moralischem Anspruch und Unterdrückungspotential besonders groß.

Zitat: „Immer, wenn das Eintreten ‚für Toleranz’ gegenüber eigenen Lebensgrundsätzen mit intoleranten, aggressiven und diffamierenden Mitteln durchzusetzen versucht wird, entlarvt sich ein solches Agieren als Indoktrination. Dies ist das exakte Gegenteil von dem, was der große Soziologe Jürgen Habermas schon innerhalb der 68iger Umbrüche forderte: „Einen herrschaftsfreien Diskurs“.“
Quelle: http://www.freiewelt.net/nachricht/ich-bin-fur-einen-vollig-neuen-bildungsplan-weil-10027900/

Leseempfehlung zum Bildungsplan: http://ef-magazin.de/2014/03/26/5108-schule-puff-fuer-alle

Alexander Suchanka
10 Jahre zuvor
Antwortet  Beate S.

Ich stimme Ihnen zu, wenn sie Befürchtungen hinsichtlich der staatlichen Kontrolle haben. Ich möchte dies vielmehr als an das GG gebunden statt an konfessionelle Moralvorstellungen verstanden wissen. Insofern ist eine Verankerung in Lehrplänen entwerder ohnehin überflüssig, weil sie ansonsten realitätsfern wäre oder aber eine Nichtverankerung stellt ein moralishes Urteil da, dass von kirchlicher Seite massiv gefordert wird. Meines Erachtens geht es um Information statt um Indoktrination. entscheiden sollte der mündige Mensch und auch der Schüler doch bitte selbst. Da wäre sicher auch Habermas einverstanden.

Beate S.
10 Jahre zuvor

@Alexander Suchanka
Sie schreiben: „…eine Nichtverankerung stellt ein moralisches Urteil da, dass von kirchlicher Seite massiv gefordert wird.“
Hier springen Sie m. E. zu kurz. Gerade der Bildungsplan bzw. seine Begründung trieft nur so von Moral, genannt „Erziehung zur Toleranz“. Toleranz ist aber auf weit mehr Gebieten gefordert als ausgerechnet dem der „sexuellen Vielfalt“. Warum also nur diese ins Auge fassen, zumal sie mit einer befremdlichen Durchführung (siehe Bildungsplan!) verbunden ist?
Sie, Herr Suchanka, wollen lieber das Grundgesetz als konfessionelle Moralvorstellungen. Einverstanden! Dann bedenken Sie aber auch, dass Moralvorstellungen schon lange nicht mehr nur kirchliche Sache sind, sondern in zunehmendem Maße politische. Politiker haben längst entdeckt, wie viel mehr sich doch erreichen lässt durch Moralvorstellungen der eigenen Art und deren Verbreitung.
Wie heißt es so schön: „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“.
Auch das Grundgesetz ist auslegbar und wird m. E. von den politischen Kräften immer mehr gedehnt und über die Schiene Moral für eigene Zwecke missbraucht.
Laut GG steht die Familie unter besonderem Schutz und laut baden-württembergischer Landesverfassung haben die Eltern das Erziehungsrecht über ihre Kinder.
Da müssen jedem grund- und verfassungsrechtlich orientierten Bürger bei dem Bildungsplan doch Fragen aufkommen.

m. n.
10 Jahre zuvor
Antwortet  Beate S.

„Politiker haben längst entdeckt, wie viel mehr sich doch erreichen lässt durch Moralvorstellungen und deren Verbreitung.“
Wie wahr! Nicht die Kirchen zeigen auf Schritt und Tritt den pädagogischen Zeigefinger, sondern die Politiker. Die Kirchen haben bei Denk-, Rede- und Handlungsverboten, welche die Macht sichern, längst den Schwanz eingezogen und das Feld anderen überlassen.
Der politische Dogmatismus unserer Tage ist es, der wieder für einen Sündenkatalog und Zwänge sorgt. Kein Tag ohne Wettern gegen Rechts (was immer das bedeutet) – gegen Ungerechtigkeit – Ungleichheit – Diskriminierung – Benachteiligung – Ausgrenzung – Intoleranz – Fremdenfeindlichkeit – Faschismus – Ausbeutung – Phobie – soziale Unterschiede – Geschlechtsunterschiede – Schulunterschiede“ usw. usw.
Ausgeklügelte Moral und Sündenpranger sind für die Durchsetzung politischer Ziele offenbar effizienter und müheloser als Sachargumente und Realitätssinn.

Reinhard
9 Jahre zuvor

Hier wird viel mit dem Grundgesetz argumentiert, das ist gut. Aber Baden-Württemberg hat auch eine Verfassung, und die Kritiker des Bildungsplans haben immer und immer wieder (ungehört) mit dieser Verfassung argumentiert. Lesen Sie mal selber nach!