Gemeinden fordern bessere Bezahlung für Schulleiter

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STUTTGART. Wenig Ansehen, zu wenig Einkommen, viel Verantwortung, viel Arbeit. Auch wenn es um das Amt des Schulleiters im Südwesten nicht ganz so schlecht bestellt ist – Führungspositionen an Schulen sind nicht gerade beliebt. Mit dem Ganztag wachsen die Anforderung zusätzlich.

Auf  den Ausbau des Ganztagsbetriebs sind die Schulleiter aus Sicht des Gemeindetages weder genügend vorbereitet, noch ausreichend bezahlt. «Man kann nicht Reformen formulieren und dann den Leuten, die das umsetzen sollen, nicht das nötige Handwerkszeug geben», sagte Gemeindetagspräsident Roger Kehle. Die steigende Verantwortung für die Organisation des Ganztagsbetriebs und das geplante neue Auswahlverfahren würden nicht helfen, die «Misere» bei der Besetzung von Schulleiterstellen zu beheben.

Ein harter Job mit viel Verantwortung. Viele Schulleiterbüros im Südwesten bleiben längere Zeit unbesetzt. Foto: Buero-Hotel Domspitzen Köln / flickr (CC BY-SA 2.0)
Ein harter Job mit viel Verantwortung. Viele Schulleiterbüros im Südwesten bleiben längere Zeit unbesetzt. Foto: Buero-Hotel Domspitzen Köln / flickr (CC BY-SA 2.0)

«Wir haben seit Jahren viel zu wenige oder keine Bewerber und damit kaum Auswahl, weil das Amt einfach nicht attraktiv genug ist», klagte der Verbandspräsident. Er fordert mehr Fortbildungsangebote für Aspiranten für das Amt, eventuell auch Vertiefungsseminare bereits im Studium, sowie deutlich höhere Bezüge. Dies entspreche auch den Wünschen, die viele Schulleiter in Gesprächen äußerten.

Hintergrund des Vorstoßes ist, dass den Schulen bis zu 50 Prozent der ihnen für den Ganztag zusätzlich zugewiesenen Lehrerstellen als Geld ausgezahlt werden kann. Mit einem dann zum Teil viele Tausend Euro im Monat umfassenden Budget könne sich ein Schulleiter Angebote – etwa bei Musikschulen oder Sportvereinen – einkaufen, um den Ganztag zu gestalten. Er müsse sich nicht nur in der Schule, sondern auch außerhalb als Netzwerker bewähren. Hinzu kämen steigende Erwartungen von Eltern an die pädagogischen Konzepte und das Lernklima an der Schule, erläuterte Kehle.

Dadurch verändere sich das Berufsbild: «Der Schulleiter ist als Manager tätig, denn seine Aufgabe ist nicht mehr nur Unterricht, sondern Verwaltung und Organisation.» Für ein paar Hundert Euro mehr im Monat tue sich niemand diese verantwortungsvolle Aufgabe an, ist der Kommunalvertreter überzeugt. Kehle plädiert für ein Einkommensplus von 1000 im Monat über das übliche Gehalt hinaus für die Schulleiter; für die Rektoren von Gymnasien, die bereits soviel zusätzlich erhalten, müssten Sonderregelungen gefunden werden. Auf das Land kämen damit jährliche Kosten im zweistelligen Millionen-Bereich zu.

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Das Kultusministerium wies darauf hin, dass die geplante Änderung des Schulgesetzes eine Entlastungsstunde ermögliche. Zudem werde die Schule bei der Einrichtung einer Ganztagsschule von der Jugendstiftung Baden-Württemberg unterstützt, die beim Einsatz von Jugendbegleitern große Erfahrung habe. «Das Kultusministerium ist sich der zusätzlichen Belastung für die Schulleiter durch die Ganztagsschulen bewusst und will sie unterstützen», erklärte ein Sprecher. Eine weitergehende Änderung des Schulgesetzes bei der Besetzung der Schulleiterstellen lasse das Beamtenrecht nicht zu. «Das Kultusministerium ist bei dem neuen Verfahren soweit gegangen, wie rechtlich möglich, um die Kommunen einzubeziehen. Mehr geht nicht», betonte der Sprecher.

Das geplante neue Verfahren für die Auswahl von Schulleitern sieht Kehle ambivalent. Er begrüßt einerseits, dass in dem Auswahlgremium neben zwei Vertretern des Landes je einer des Schulträgers und der Schulkonferenz sitzen. Allerdings habe das staatliche Schulamt immer noch das letzte Wort. Es müsse aber ein Vetorecht für die Gemeinde geben. Die Neuregelung erhöhe – ohne die Rechte der Kommune wirklich zu verbessern – auch den Druck auf die Bewerber. «Die Neigung, sich um das Amt zu bewerben, wird dadurch sicher nicht beflügelt.» (Julia Giertz, dpa)

zum Bericht: Besetzung von Schulleiterstellen soll in Baden-Württemberg transparenter werden

zum Bericht: VBE-Umfrage zum Deutschen Schulleiterkongress: Ansehen von Schulleitern bleibt niedrig

zum Bericht: Studie: Mehr Verantwortung belastet Schulleiter

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