Weniger Gewalt an Thüringens Schulen – trotzdem keine Entwarnung

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ERFURT. Wann wird aus einer Schubserei auf dem Schulhof eine brutale Schlägerei? Fälle von Gewalt an Schulen lassen sich nur schwer erfassen. Immerhin: Der Trend ist positiv.

Die Zahl der Gewalttaten an Thüringens Schulen ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Das Kultusministerium zählte 2013 an den 850 staatlichen Schulen nur noch 83 Körperverletzungen, wie Ministeriumssprecher Gerd Schwinger sagte. Ein Jahr zuvor waren es noch 100 derartige Delikte. Die Zahl schwerer Gewalttaten an Thüringer Schulen stagniere oder sei leicht rückläufig. «Das kann man von den leichteren Auseinandersetzungen nicht sagen», betonte er.

Gewalt an Schulen lasse sich nur schwer erfassen und gegen andere Tatorte abgrenzen, sagte Schwinger. Wenn es zu Angriffen oder Auseinandersetzungen unmittelbar vor dem Schulgelände komme, dann «ist der Übergang zwischen Gewalt in der Schule und Gewalt außerhalb der Schule fließend». Weil Schule Teil der Gesellschaft sei, und Gewalt in der Gesellschaft nun einmal eine Rolle spiele, sei es nicht verwunderlich, dass es auch dort sowie im Umfeld von Schulen zu Gewalttaten komme.

Gewalt unter Jugendlichen
Gewalt unter Schülern (Foto: Martin Büdenbender / pixelio.de)

Das Kultusministerium erfasst die Gewalttaten mit Hilfe eines Informations- und Meldesystems. Es wurde nach dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium 2002 eingerichtet. Damals waren 17 Menschen in der Schule getötet worden. An dem Informationssystem ist auch die Polizei beteiligt, wie der Sprecher der Landespolizeidirektion, Dirk Sauter, sagte.

Regionale Schwerpunkte für die Vorfälle gibt es laut Schwinger nicht. Es sei ebenfalls nicht möglich, die Gewalt schulspezifisch zu verallgemeinern. Aussagen wie «an Gymnasien gibt es weniger Gewalt als an Hauptschulen» könne man pauschal nicht treffen. «Es wäre gefährlich, wenn wir davon ausgingen, man brauche sich um bestimmte Schulformen nicht zu kümmern», fügte er hinzu.

Sauter verwies in diesem Zusammenhang auf Präventionsprojekte, mit denen die Gewaltbereitschaft an Bildungseinrichtungen gesenkt werden soll. So versuche die Polizei mit dem Programm «Poli-Pap» Drittklässler an Grund- und Förderschulen davor zu bewahren, zu Opfern oder Tätern zu werden, sagte Sauter.

Das Kultusministerium setze zudem auf die verstärkte Einstellung von Schulpsychologen und Schulsozialarbeitern, um Gewaltausbrüchen vorzubeugen. So sei die Zahl der Schulpsychologen 2012 von 18 auf 33 und die Zahl der Schulsozialarbeiter 2013 von etwa 90 auf mehr als 200 erhöht worden, sagte Schwinger. dpa

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