Kinderporno-Affäre: Odenwaldschüler berichten über Lehrer

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HEPPENHEIM. Erst werden die Schüler befragt, dann trifft man sich mit den Aufsichtsbehörden: Die Odenwaldschule bemüht sich um Aufklärung der zweiten großen Krise ihrer Geschichte.

Die Schüler der Odenwaldschule haben über ihre Erfahrungen mit dem wegen Kinderpornografie entlassenen Lehrer berichtet. Sie hätten sich in Vier-Augen-Gesprächen sehr offen geäußert, sie wünschten aber nicht, dass ihre Schilderungen an die Öffentlichkeit weitergegeben würden, teilte die Schule in Hessen mit. Man habe die Schüler am ersten Tag nach den Osterferien ermutigt, «Beobachtungen und Hinweise zu dem Lehrer zu nennen», die sie vorher vielleicht nicht weitergegeben hätten. Die Schule bemühte sich vor einem Krisengespräch mit den Aufsichtsbehörden an diesem Dienstag, Vertuschungsvorwürfe zu entkräften.

«Alle Beobachtungen und Hinweise wird die Schule aufnehmen und ihnen gemeinsam mit den Aufsichtsbehörden und mit Fachkräften und gegebenenfalls mit der Polizei und Ermittlungsbehörden nachgehen», versprach die Schule.

Die Polizei hatte am 9. April die Wohnung des Lehrers durchsucht. Der 32-Jährige will die Bilder oder Filme im Frühjahr 2011 aus dem Internet gezogen haben – vor seiner Zeit an der Odenwaldschule. Die Schule hatte den Fall aber erst öffentlich gemacht, als die ersten Medienberichte erschienen. Laut Staatsanwaltschaft sind bisher keine sexuellen Übergriffe des Mannes bekanntgeworden.

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Vor Jahrzehnten waren an der Schule mindestens 132 Schüler von Lehrern sexuell missbraucht worden, die Übergriffe kamen aber erst vor wenigen Jahren an die Öffentlichkeit. Die Schule hatte daraufhin Reformen versprochen, um für die Schüler Sicherheiten einzubauen. Nun muss die Odenwaldschule wegen der Kinderporno-Affäre erneut um Ruf und Zukunft bangen.

Für diesen Dienstag haben Jugend- und Schulbehörden die Schulleitung zu einem Krisengespräch einbestellt. Man werde dabei «die Situation umfassend klären», kündigte die Odenwaldschule an. «Die Schule wehrt sich gegen die Behauptung, sie würde Vorfälle vertuschen», hieß es in einer Mitteilung.

Der stellvertretende Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Schimpf (Grüne), hatte der Schule einen Fragenkatalog zu dem Fall geschickt und ein Ultimatum gesetzt. Aus Sicht des Landratsamts ließ die Schule die Frist verstreichen; nach Darstellung der Schule hat ihr Anwalt die Fragen beantwortet. Der Landkreis hat mit seinem Jugendamt die Aufsicht über das Internat. Bei dem Gespräch am Dienstag ist auch das staatliche Schulamt Heppenheim vertreten – es ist für den Schulbetrieb zuständig. dpa

Zum Bericht: Odenwaldschule lässt Ultimatum von Aufsicht verstreichen – Lehrer gesteht Besitz von Kinderpornos

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