Skepsis gegen Mahnmal für Amoklauf von Erfurt

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ERFURT. Genau zwölf Jahre nach dem Schulmassaker am Erfurter Gutenberg-Gymnasium haben Schüler, Lehrer und Angehörige der 16 Opfer gedacht. Bürgermeister Andreas Brausewein äüßert sich in der Diskussion um ein Mahnmal zurückhaltend.

Vor der Tafel mit den Namen der Opfer legten junge Leute am Samstag für jeden der Toten eine orangefarbene Rose nieder. Verlesen wurden die Namen der zwölf Lehrer, zwei Schüler, der Sekretärin und des Polizisten, die damals von einem 19 Jahre alten Ex-Schüler erschossen worden waren. Das Gedenken begann um 11.00 Uhr, begleitet vom Geläut einiger Kirchen. «Das ist der Zeitpunkt, an dem 16 Menschen vor zwölf Jahren aus dem Leben gerissen wurden», sagte Schulleiterin Christiane Alt.
Damals sei die Schule zum Tatort geworden. Heute sei sie ein Ort der Erinnerung, aber auch der Zukunft, an dem Kinder und Jugendliche lernen und ihren Weg ins Leben gehen. Das Gymnasium wurde nach dem Blutbad mit Geld vom Bund aufwendig umgebaut. Das Schulmassaker von Erfurt war das erste dieser Dimension in Deutschland. 2009 folgte das von Winnenden.

Außenaufnahme des Haupteingangs des renovierten Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt. Foto: CTHOE / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Das Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Nach dem Amoklauf blieb die Schule für drei Jahre geschlossen und wurde aufwändig umgebaut. Foto: CTHOE / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Der Täter, der Wochen zuvor von der Erfurter Schule verwiesen worden war, tötete sich nach dem Amoklauf selbst. Sein Motiv konnte nie vollständig geklärt werden.
Die Tragödie vor zwölf Jahren habe Erfurt und das ganze Land verändert, hatte Thüringens Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) vor dem Gedenktag erklärt. Die Lehre aus dem Geschehen sei, keinen jungen Menschen zurückzulassen, sich um jeden inner- und außerhalb der Schule zu kümmern. Es gehe um eine Schulkultur, «die junge Menschen nicht zu Außenseitern macht».

Zur Diskussion über ein Mahnmal, die vor dem Gedenktag erneut geführt worden war, äußerten sich ehemalige Elternvertreter und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) zurückhaltend. «Wenn aus der Schule heraus der Wunsch nach einem Mahnmal kommt, muss man darüber reden», sagte Bausewein am Rande der Gedenkveranstaltung. Bisher sei das aber nicht der Fall. In Winnenden war eine Gedenkstätte in Sichtweite der Schule entstanden. (dpa)

zum Bericht: Winnenden: Ein Polizist erinnert sich – Stadt eröffnet Gedenkstätte
zum Bericht: Gewalt-Forscherin: Einige Amokläufe in Deutschland wurden verhindert

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