Bayerische Landesregierung nennt Islam-Unterricht „vollen Erfolg“ – belässt es aber beim kleinen Modellversuch

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MÜNCHEN. Der Islam-Unterricht ist laut Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) ein großer Erfolg – trotzdem wird er erst mal nicht ausgeweitet. Zusätzliche Stellen für das Projekt hängen laut Staatskanzlei von den Haushaltsverhandlungen ab. Die Opposition übt Kritik.

Im Mittelpunkt des islamischen Religionsunterrichts: der Koran. Foto: rutty / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Im Mittelpunkt des islamischen Religionsunterrichts: der Koran. Foto: rutty / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

An Bayerns Schulen wird es erst einmal keinen zusätzlichen islamischen Unterricht geben. Das Kabinett zog zwar eine äußerst positive Zwischenbilanz des bisherigen Modellversuchs und beschloss eine Verlängerung um weitere fünf Jahre, wie Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) nach der Sitzung berichtete. Über eine Ausweitung auf weitere Schulen sei aber nicht gesprochen worden, weil dies zusätzliche Stellen bedeuten würde. Hier wolle man den Haushaltsverhandlungen nicht vorgreifen. Dies müsse vom Kultusministerium in die Verhandlungen eingebracht werden.

Der Modellversuch läuft derzeit an 183 Grundschulen, 72 Mittelschulen, 4 Realschulen und 2 Gymnasien – und findet dort nach Angaben von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) große Akzeptanz. «Der Modellversuch ist ein voller Erfolg», betonte der CSU-Politiker.

Die Opposition plädierte für die Ausweitung des Unterrichts. Der integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Arif Tasdelen, erklärte, andere Länder wie Nordrhein-Westfalen seien längst weiter: «Die bayerische Staatsregierung tritt wie üblich auf die Bremse und verkennt die positiven Auswirkungen, die der Islamunterricht an den Schulen nachweisbar auf die Integration hat», sagte er. Es sei für ihn nicht nachzuvollziehen, warum die Regierung den Modellversuch als gelungen lobe, ihn aber nicht ausweiten wolle.

Der bildungspolitische Sprecher der Freien Wähler, Günther Felbinger, forderte von Minister Spaenle Konzepte, um mehr Lehrkräfte für den islamischen Unterricht zu gewinnen. «Hier gibt es derzeit zu wenig ausgebildete Lehrkräfte», kritisierte er.

Die religionspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Ulrike Gote, sagte: «Es ist ein Fehler, keinen Islamunterricht an den Schulen anzubieten.» Wenn der Modellversuch wirklich ein «voller Erfolg» sei, dann müsse das Experiment zum Alltag werden: «Wir Grüne fordern, den Modellversuch in ein konfessionelles Regelangebot zu überführen und den Schulen für den „Islamischen Unterricht in deutscher Sprache‘ mehr Lehrkräfte für ein breiteres Angebot zur Verfügung zu stellen.»

Der bayerische Integrationsbeauftragte, Martin Neumeyer, sprach sich für eine «Ausweitung» des Islamunterrichts in Bayern aus. «Mein Anliegen ist es, dass alle daran teilnehmen können, die es möchten, indem die entsprechenden Strukturen zur Verfügung gestellt bzw. aufgebaut werden», sagte Neumeyer. dpa

Zum Kommentar: Der Fall Nigeria zeigt – die islamische Welt hat ein Problem mit Bildung

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