Brigadegeneral: Bildungssystem zu unflexibel für attraktive Armee

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NEUBRANDENBURG. Die Bundeswehrreform geht planmäßig voran. Die Soldaten steigen umstandslos von «Leopard»-Panzern in «Boxer»-Gefechtsfahrzeuge um. Doch wer von ihnen schulpflichtige Kinder hat und in ein anderes Bundesland umziehen muss, hat oft ein echtes Problem.

Die föderale Bildungsstruktur in Deutschland ist nach Auffassung des Kommandeurs der Panzergrenadierbrigade 41, Jürgen-Joachim von Sandrart, nur schwer mit den Anforderungen einer modernen Armee vereinbar. «Das Schulsystem ist nicht so kompatibel, wie es nötig wäre», sagte der Leiter der größten Heereseinheit im Nordosten Deutschlands in Neubrandenburg.

So scheiterten Umzüge von Militärangehörigen mit Familie – wie bei Beschäftigten anderer Branchen auch – oft daran, dass ihre schulpflichtigen Kinder nicht ohne Probleme wechseln könnten. Oft müsse ein Schuljahr wiederholt werden. Solche Wechsel ohne Probleme seien aber für eine attraktive Bundeswehr unerlässlich. Der 51-Jährige leitet derzeit die Umstrukturierung der Einheit mit rund 2500 Soldaten in drei Bundesländern.

Nach dem Abschluss des Afghanistan-Einsatzes 2014, für den derzeit 30 Soldaten abgestellt seien, wird der Schwerpunkt der Brigade wieder auf der Ausbildung des gesamten Spektrums der Einheit liegen, erklärte Sandrart. Zu einem attraktiven Soldatenberuf gehöre dabei nicht nur die zivile Seite, sondern auch beste Ausbildungsbedingungen auf Übungsplätzen und eine gute Verkehrsinfrastruktur, beispielsweise für Pendler. In Mecklenburg-Vorpommern sei man da gut versorgt, wie die Autobahnanbindung des Standortes Torgelow/Viereck (Kreis Vorpommern-Greifswald) zeige, dem Hauptstandort der Brigade mit rund 1600 Soldaten.

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Jugendoffiziere gehen in Schulen, um über die Bundeswehr und ihre Einsätze zu informieren. Foto: An honorable german / Flickr (CC BY 2.0)
Die Bundeswehr arbeitet daran, ein attraktiver Arbeitgeber zu werden. Foto: An honorable german / Flickr (CC BY 2.0)

Insgesamt laufe die Umstrukturierung planmäßig. Nach dem Führungsstab-Umzug von Torgelow in die Tollense-Kaserne Neubrandenburg werden die Panzereinheiten Ende 2014 ihre «Leopard»-Kampfpanzer abgeben und zu Jägereinheiten mit gepanzerten Fahrzeugen des neuen Typs «Boxer» umgewandelt. Damit werde die Truppe vergrößert, da Panzer vier Mann, «Boxer» aber zehn Mann Besatzung hätten. Zur Einheit gehören zudem Panzergrenadiere mit Schützenpanzern vom Typ «Marder». Zudem soll 2015 das Fernmeldebataillon 801 aufgelöst und damit eine Nachbar-Kaserne in Neubrandenburg-Fünfeichen geschlossen werden.

Die Panzergrenadierbrigade ist der 1. Division in Hannover unterstellt. Dazu gehören die Standorte Torgelow/Viereck, Panzergrenadiere in Hagenow (Kreis Ludwigslust-Parchim), Aufklärer in Eutin (Schleswig-Holstein) und Soldaten in Havelberg (Sachsen-Anhalt).

Sandrart war bereits im Bundesverteidigungsministerium für Militärpolitik in Afghanistan zuständig. Im Mai 2011 überlebte er einen Sprengstoffanschlag in Afghanistan, bei dem mehrere Soldaten starben, darunter zwei deutsche. Im Herbst 2013 übernahm er die Brigade. Seine Familie wohne in Niedersachsen und sei selbst von dem Bildungsproblem betroffen, sagte er. Winfried Wagner/dpa

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Biene
9 Jahre zuvor

Ich finde es interessant zu lesen, dass auch andere Berufe von dem Schulsystem betroffen sind. Der Schulwechsel der Kinder bei Versetzung (Militär) oder bei beruflicher Veränderung (im Zivilen) der Eltern/eines Elternteils funktioniert aller höchstens vor der Grundschule, nicht jedoch wenn das Kind/ die Kinder bereits eine Schule besuchen.
Auch als Lehrer ist man in diesen Fällensogar noch beruflich benachteiligt: Ich würde gerne mein Referendariat in NRW machen, weil ich aus diesem Bundesland komme, muss es aber, um jederzeit wieder in Bayern arbeiten zu können, in Bayern machen. Diesen Umstand finde ich sehr bedauerlich.
Von daher bin ich durch aus für ein bundesweit einheitliches Schulsystem, das es Lehrern und Schülern ermöglicht jederzeit und ohne Nachteile auf eine Schule in einem anderen Bundesland zu wechseln. Was jedoch am „Kompetenzgerangel“ zwischen Bund und Ländern scheitern wird, wie der Artikel über Herrn Spaenle deutlich macht.