G8/G9-Streit: Selbst die Gymnasiums-Direktoren sind sich nicht einig

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MÜNCHEN. Das G8 beibehalten oder doch zum neunjährigen Gymnasium zurückkehren? In dieser Frage sind auch die Schuldirektoren geteilter Meinung – in Bayern jedenfalls. Sie warnen vor zu schnellen Entscheidungen.

In der Debatte um eine Reform des achtjährigen Gymnasiums (G8) und eine mögliche Rückkehr zu neun Jahren (G9) haben die Schuldirektoren im Freistaat eindringlich vor übereilten Entscheidungen gewarnt. «Grundsatzentscheidungen können erst fallen, wenn die konkreten Folgen überlegt und durchdacht sind», heißt es in einem Schreiben der Vereinigung der Direktorinnen & Direktoren der Bayerischen Gymnasien (BayDV) an ihre Mitglieder.

In dem Schreiben räumt der BayDV-Vorsitzende Karl-Heinz Bruckner ein, dass die Direktoren in der Frage G8 oder Rückkehr zum G9 gespalten sind. Nach mehreren Bezirksversammlungen habe sich ein Teil des Landesvorstands für die Beibehaltung des G8, ein anderer Teil für die Einführung eines neunjährigen Gymnasiums ausgesprochen. Die Direktoren wollen die Diskussion Anfang Juli bei einer zentralen Veranstaltung in München fortführen.

Beide Seiten hätten gute Argumente, schrieb Bruckner. Deshalb sei es auch nicht möglich, mit einer Mehrheitsentscheidung eine Lösung zu finden. Sicher sei, dass eine Rückkehr zum G9 vor allem in den Ballungsgebieten zu erheblichen Raumproblemen führen würde. Dabei gehe es nicht allein um fehlende Klassenräume, das Problem liege noch mehr bei den Fachräumen.

Umgekehrt würde eine Rückkehr zum G9 im ländlichen Raum die Entscheidung fürs Gymnasium erleichtern, schrieb Bruckner. Denn trotz Eignung wechselten dort viele Kinder nicht aufs Gymnasium, und zwar wegen des umfangreichen Nachmittagsunterrichts. «Diese Kinder sind oft noch stark in das gesellschaftliche Leben ihrer Heimatorte eingebunden und sehen sich durch den Nachmittagsunterricht und die damit verbundenen langen Warte- und Fahrzeiten in ihrer Teilhabe daran erheblich eingeschränkt.»

Einen möglichen Weg sehen die Direktoren in einem Gymnasium, das eine individuelle Streckung der Schullaufbahn ermögliche. Man müsse prüfen, wie so etwas sinnvoll gestaltet werden könnte. «Der Anspruch, Druck von Eltern und Schülern zu nehmen, darf den Leistungsgedanken des Gymnasiums nicht gefährden», betonte Bruckner. dpa

Zum Bericht: G8/G9-Streit: Deutschland driftet auseinander

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