Krisengipfel: Einigung zur Lehrerausbildung – Gesetz doch später?

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KIEL. «Einigung erzielt.» So knapp kommentiert Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Wende das Ergebnis des Krisengipfels zur künftigen Lehrerausbildung. Die Hochschulen in Kiel und Flensburg tragen die Vereinbarung mit. Aber es zeichnet sich eine spätere Verabschiedung des Gesetzes ab.

Stand gehörig unter Druck: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Waltraud Wende. (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)
Stand gehörig unter Druck: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Waltraud Wende. (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)

Nach langem Streit ist eine einvernehmliche Lösung für die künftige Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein gefunden: Bei einem dreistündigen Krisengipfel im Kieler Bildungsministerium fanden Ministerin Waltraud Wende (parteilos) und die Vertreter der beiden Hochschulen Flensburg und Kiel einen für alle Seiten akzeptablen Kompromiss. «Einigung erzielt», lautete der einzige Kommentar Wendes, als sie am Journalistenpulk vorbei das Ministerium mit ihrem Norfolk-Terrier «Wolpino» an der Leine verließ.

Die Ergebnisse der Einigung sollen am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Beteiligten bekanntgegeben werden, erklärten Vertreter der beiden Hochschulen und Ministeriumssprecher Thomas Schunck. Er sprach von einer sehr konstruktiven Atmosphäre. Die gefundene Lösung bietet nach den Worten des Kanzlers der Kieler Universität, Frank Eisoldt, beiden Hochschulen sehr gute langfristige Perspektiven. Der Präsident der Uni Flensburg, Prof. Werner Reinhart, betonte, zunächst müssten die Hochschulgremien informiert werden.

Unterdessen deutet sich an, dass die Reform der Lehrerbildung in Schleswig-Holstein eventuell doch erst nach der Sommerpause beschlossen wird. Die Koalitionsfraktionen strebten weiter den Juli an, sagte SPD-Fraktionschef Ralf Stegner. Spätestens im September werde der Landtag entscheiden. Die Aufforderung der Opposition, das Gesetz zurückzuziehen, bezeichnete Stegner als absurd. Die Lösung werde Kiel nicht schaden und Flensburg stärken, sagte SSW-Fraktionschef Lars Harms.

Als einziges konkretes Ergebnis des Krisengipfels teilte Schunck bereits mit, der von Wende vorgesehene Sekundarlehrer mit der Unterrichtserlaubnis für die Klassen 5 bis 13 an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen werde eingeführt – «vorausgesetzt das Parlament stimmt der Gesetzesvorlage zu». Die Frage, ob damit die Ausbildung von Lehrern zur Sekundarstufe I (Klasse 5 bis 10) in Flensburg komplett abgeschafft werde, ließ er offen. Nach dem Willen von SPD, Grünen und SSW sollen in der Regel alle Lehrer für die Sekundarstufen I und II qualifiziert werden. Für Technik und Naturwissenschaften soll aufgrund des Mangels an Lehrern und Studenten geprüft werden, ob vorübergehend auch Sek I angeboten wird. Dafür hatten sich die Grünen eingesetzt.

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Die Regierungsfraktionen bekräftigten ihre Zustimmung zum Sekundarlehrer: «Das ist die beste Antwort auf die bestehende Wahlfreiheit zwischen Gemeinschaftsschulen und Gymnasien und das ist die beste Antwort auf eine sich angesichts der demografischen Entwicklung verändernde Schulentwicklung.» Die Opposition von CDU und FDP hat vor der Einführung eines Einheitslehrers gewarnt, im Kern gehe es um die langfristige Abschaffung des Gymnasiums.

Umstritten war die Aufteilung der künftigen Lehrerausbildung an den beiden Hochschulstandorten. Ursprünglich sollte in Flensburg die Ausbildung für 7 Fächer, später dann in 13 Fächern für Sekundarlehrer von Klasse 5 bis Klasse 13 ausgebaut werden. Bisher werden dort nur Lehrer für den Unterricht bis zur zehnten Klasse ausgebildet. Die Kieler Universität betrachtete die überraschende Ausweitung der Kapazitäten in Flensburg als Wort- und Vertrauensbruch und befürchtete die Verschiebung von Finanzmitteln zu ihren Lasten nach Flensburg.

In Flensburg soll den Regierungsfraktionen zufolge eine zweistellige Zahl von Fächern für die Sekundarstufe II gelehrt werden. Ob es 13 werden, wie zuletzt geplant und von Regierungschef Torsten Albig (SPD) gewünscht, blieb offen. Physik und Chemie sind nicht dabei. Dies hätte teure Labors erfordert. Für Investitionen sind maximal 1,5 Millionen Euro geplant. Die strukturellen laufenden Mehrkosten sollen in der Endstufe maximal 2 Millionen Euro betragen. Drei weitere Fächer zu den bisherigen sieben könnten in Flensburg unproblematisch aufgebaut werden, hieß es. Die Tatsache, dass trotz des Fehlens der teuren Fächer Physik und Chemie bis zu 1,5 Millionen Euro für Investitionen ausgegeben werden sollen, begründeten die Fraktionsspitzen damit, dass auch die anderen nun auszubauenden Fächer Investitionsbedarf hätten. dpa

Zum Bericht: GEW fordert für künftige Sekundarlehrer in Schleswig-Holstein A 13

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