Bayern: starkes regionales Gefälle bei Gymnasialbesuchen

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MÜNCHEN. Während in München beinahe jeder zweite Schüler die Hochschulreife erlangte, sind es in einigen Ostbayerischen Kreisen gerade mal 13 Prozent. Die Regierung gibt sich gelassen: „Über 40 Prozent unserer Studierenden haben ihre Hochschulreife nicht über das Gymnasium erlangt“, so die CSU-Fraktionsvorsitzende Kerstin Schreyer-Stäblein.

In den bayerischen Regionen gibt es große Unterschiede bei dem Besuch der unterschiedlichen Schulformen. Wie das bayerische Statistik-Landesamt unter Verweis auf den Zensus 2011 bekanntgab, besuchten damals 14,2 Prozent aller Schüler eine Hauptschule, 18,9 Prozent eine Realschule und 25,3 Prozent das Gymnasium.

Gymnasium
In Bayern gibt es Große regionale Unterschiede beim Besuch von Gymnasien. Foto: kadluba/Flickr (CC BY-SA 2.0)

Den größten Anteil an Gymnasiasten hatte demnach Oberbayern mit 27,8 Prozent, danach kam Mittelfranken mit 26,3 Prozent. Den geringsten Anteil hatte Niederbayern mit 21,6 Prozent. Auch bezüglich des Anteils von Jugendlichen mit Hochschulreife (Abitur oder Fachabitur) lag Niederbayern hinten: Während in Oberbayern 34,7 Prozent der über 15-Jährigen die Hochschulreife erlangten, waren es in Niederbayern gerade mal 17,5 Prozent. Im Durchschnitt erreichte jeder vierte Schüler im Freistaat die Hochschulreife (26,1 Prozent).

Die Oberpfälzer SPD-Landtagsabgeordnete Annette Karl kritisierte ein «massives Gefälle bei den Zahlen zur Hochschulreife», obwohl die «Intelligenz in Bayern gleichmäßig verteilt» sei. Sie sieht die Ursache für diese Entwicklung in immer weiteren Schulwegen im ländlichen Raum. Günther Felbinger, bildungspolitischer Sprecher der Freien Wähler, fordert die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren. Damit würde die Akzeptanz für das Gymnasium auch in ländlichen Räumen steigen. Die grüne Fraktionschefin Margarete Bause rechnet vor, dass knapp die Hälfte der Münchner Schüler die Hochschulreife erreiche, nicht einmal 13 Prozent seien es in den ostbayerischen Kreisen Tirschenreuth und Freyung-Grafenau. «Wohnort und Herkunft der Eltern bestimmen über die Schullaufbahn der Kinder», sagte Bause. «Das darf nicht sein.»

Die CSU-Fraktion gab sich hingegen gelassen. Der Anteil an Gymnasiasten sage nichts über die Güte des Bildungssystems aus: «Über 40 Prozent unserer Studierenden haben ihre Hochschulreife nicht über das Gymnasium erlangt, sondern auf einem der vielen anderen Bildungswege in Bayern», meinte Fraktionsvize Kerstin Schreyer-Stäblein. Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) betonte, dass Bildungserfolg und Abiturzeugnis nicht gleichzusetzen seien.

Kinder mit Migrationshintergrund sind ebenfalls unterschiedlich stark an den Schulen vertreten. An Hauptschulen hatte jeder dritte Schüler ausländische Wurzeln, an Realschulen und Gymnasien war es nur jeder fünfte. 12,2 Prozent der Migranten verließen die Schüler ohne Schulabschluss – bei den über 15-Jährigen ohne Migrationshintergrund hatten nur 2,2 Prozent keinen Abschluss. (dpa)

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