Modellversuch soll Schüler zur Berufspraxis führen

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STUTTGART. „Einen Grundstein für eine Ausbildungsgarantie“ nennt SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei im Baden-Württembergischen Modellversuch „Duale Ausbildungsvorbereitung“. Nach Angaben der Arbeitsagentur brauchen in Baden-Württemberg über 10.000 Menschen brauchen besondere Förderung um eine Lehrstelle zu bekommen. An neun Berufsschulen startet

Jugendliche mit schlechten Noten und ohne Abschluss finden auch in Baden-Württemberg oft nur schwer eine Lehrstelle. Die Schüler sollen daher verstärkt in die Arbeitswelt hineinschnuppern, mehr Praktika machen und leichter Kontakte zu Arbeitgebern knüpfen. Dazu startet die Landesregierung nun einen Modellversuch.

Lehrlinge
Zwei Tage pro Woche ist für die Teilnehmer des Modellversuchs Berufspraxis angesagt. Foto: BIBB

Vor Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres im September gibt es im Südwesten noch zahlreiche freie Lehrstellen. Etwa 10 000 Ausbildungsplätze sind laut Arbeitsagentur Ende Mai noch unbesetzt geblieben.

An beruflichen Schulen in den vier Regionen Mannheim, Weinheim, Ostalbkreis und Rems-Murr-Kreis werde deshalb ein neuer Bildungsgang eingerichtet, teilte Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) mit. «Der neue Modellversuch soll Jugendliche besser in Ausbildung bringen und Betriebe bei der Fachkräftesicherung unterstützen.»

Bei über 10 000 Menschen im Südwesten besteht nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ein besonderer Förderungsbedarf, um an eine Lehrstelle zu kommen. Schmid sagte, wenn man diese Gruppe erreichen wolle, sei eine noch bessere Berufsorientierung notwendig. Auch im Schulunterricht sollen sie mehr an die Praxis herangeführt werden.

Der Schulversuch wird unter dem Namen «Duale Ausbildungsvorbereitung» ab kommenden Schuljahr an neun Berufsschulen starten. Damit die jungen Leute genügend Erfahrung sammeln können, ist an zwei Tagen in der Woche betriebliche Praxis vorgesehen. Die Wirtschaft hat für den auf vier Jahre angesetzten Versuch rund 400 Praktikumsplätze zugesagt.

Insgesamt befinden sich den Angaben zufolge rund 35 000 Menschen junge Leute in dem Übergangsbereich zwischen Schule und Berufsleben. Dabei handelt es sich um Menschen, die beispielsweise keinen qualifizierten Schulabschluss haben oder um Arbeitskräfte, die einen höheren Abschluss anstreben. Die Staatssekretärin im Kultusministerium, Marion von Wartenberg (SPD), sagte, in Zukunft solle die Berufsorientierung bereits ab der fünften Klasse in der Schule eine wichtige Rolle spielen.

Die Industrie bemängelte, dass vor allem am Gymnasium das Thema Berufswahl nur untergeordnet behandelt werde. «Da gibt es Nachholbedarf», sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, Andreas Richter, nach dem Spitzengespräch zur Ausbildungssituation im Land. Der geplante Mindestlohn sei sicherlich ein Anreiz für den ein oder anderen jungen Menschen, sich eher eine Stelle zu suchen als einen Ausbildungsplatz, kritisierte er.

Der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei sieht in dem Pilotprojekt einen «Grundstein für eine Ausbildungsgarantie». Jeder ausbildungswillige Mensch müsse auch ein Angebot bekommen. (Oliver Schmale, dpa)

zum Bericht: Nationaler Bildungsbericht kritisiert Unternehmen: „Wenig zukunftsorientierte Ausbildungspolitik“
Kommentar von Andrej Priboschek: Duale Ausbildung: Ein Erfolgsmodell – trotzdem ein Auslaufmodell?

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