Schülergewalt: 14-jähriger tritt Lehrerin ins Krankenhaus

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LUDWIGSLUST. Ausgerechnet bei einem Streitschlichtungsgespräch verlor ein 14-jähriger die Nerven und trat seine Lehrerin zu Boden. Die wurde zur Beobachtung ins Krankenhaus eingeliefert. Bundesweit kommt es immer wieder zu Angriffen von Schülern auf Lehrer. Die GEW fordert Lehrer besser in Konfliktbewältigung auszubilden.

Ein Gespräch zur Streitschlichtung ist im Goethe-Gymnasium Ludwigslust eskaliert: Ein 14 Jahre alter Schüler verlor die Beherrschung und trat nach der Lehrerin. Sie wurde getroffen und ging zu Boden. Die Lehrerin wurde vorsorglich ins Krankenhaus gebracht, wo sie am Nachmittag auch noch zur Beobachtung war. Der Junge habe, wohl im Affekt, einmal zugetreten, berichtete Polizeisprecherin Manuela Kunze. «Er muss emotional unter einem Druck gestanden haben.» Seine Tat habe er sofort bereut. Der Schüler sei zuvor auch nicht auffällig gewesen.

Beamte wollten die Lehrerin zum Hergang des Zwischenfalls befragen. Der Polizeisprecherin zufolge ist die Frau zu keinem Zeitpunkt bewusstlos gewesen. Sie sei ansprechbar. Ob und wenn ja, welche Verletzungen sie erlitten hat, war unklar.

Die Polizei vernahm den Jungen aus der neunten Klasse in der Dienststelle in Ludwigslust. Seine Eltern waren auch da, wie es hieß. Nach Angaben des Bildungsministeriums wurden auch vier Zeugen befragt. Details zur Hergang des Zwischenfalls wurden nicht bekanntgegeben.

Gewaltsame Zwischenfälle kommen an Schulen immer wieder vor. Eine Häufung von Fällen sei ihr in Mecklenburg-Vorpommern aber nicht zu Ohren gekommen, sagte die Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Annett Lindner. Sie forderte eine verbesserte Aus- und Fortbildung für Lehrer in Sachen Konfliktbewältigung. Die Pädagogen müssten in die Lage versetzt werden, sich zuspitzende Situationen rechtzeitig zu erkennen und zu entschärfen. Das gebe es bislang nicht in ausreichendem Maße, sagte sie. Im Studium lernten die angehenden Lehrer nicht einmal, wie man ein Elterngespräch führt. Wichtig sei nun, den Zwischenfall gründlich aufzuarbeiten. «Man sollte das auch in der Klasse auswerten», sagte Lindner.

Die GEW Brandenburg hatte vor Kurzem vor zunehmender Diskriminierung und Gewalt von Schülern gegenüber ihren Lehrern gewarnt. Auch wenn tätliche Angriffe weiter die Ausnahme sind: Schüler haben wie jetzt in Ludwigslust mehrfach Lehrer bei Angriffen erheblich verletzt oder getötet. Einige Fälle:

In Clausthal-Zellerfeld (Niedersachsen) schlägt ein neunjähriger Grundschüler im Mai 2014 eine Lehrerin krankenhausreif. Die Frau hatte sich Zeitungsberichten zufolge schützend vor einen anderen Schüler gestellt, der das eigentliche Ziel des Angreifers war.

Ein Schüler aus Hoppenrade (Brandenburg) schubst seine Lehrerin und tritt anschließend auf die am Boden liegende Frau ein. Sie wollte den 17-Jährigen zur Rede stellen, nachdem er andere provoziert hatte.

Im niedersächsischen Pattensen schlagen im Dezember 2008 fünf Jungen im Alter von 15 und 16 Jahren mit Ruten auf einen Lehrer ein, der sich ihnen in den Weg stellte. Sie waren ihm aufgefallen, weil sie sich maskiert hatten und offensichtlich anderen Schülern auflauerten.

Wegen eines Schulverweises schlägt ein 14-Jähriger im bayerischen Neu-Ulm seinen Lehrer im Dezember 2008 mit Fausthieben dienstunfähig.

In Dortmund schlägt ein 17-Jähriger einen Pädagogen im Oktober 2008 im Klassenzimmer nieder und bedroht ihn mit einem Messer. Der Lehrer hatte sich ihm in den Weg gestellt, als der Jugendliche seine Ex-Freundin verfolgte.

In Biberach (Baden-Württemberg) sticht ein 15-Jähriger im Juli 2008 mit einem Küchenmesser auf seinen Lehrer ein. Zuvor hatte er angegeben, mit ihm über seine Nicht-Versetzung reden zu wollen.

In Berlin wird im Juni 2006 ein Lehrer von Schülern angegriffen und verletzt. Ein 15-Jähriger und ein 17-Jähriger schlagen den Leiter einer Grundschule im Stadtteil Neukölln nieder, weil er die lärmenden Schüler zur Rede gestellt hatte. Erst wenige Tage zuvor hatte ein Zwölfjähriger in einer Schule in Berlin-Kreuzberg eine Lehrerin mit einem Faustschlag ins Gesicht schwer verletzt.

Ein Realschüler im fränkischen Coburg schießt im Juli 2003 während des Unterrichts auf eine Lehrerin und verletzt eine Schulpsychologin. Danach tötet sich der 16-Jährige. Die Lehrerin bleibt unverletzt. (Iris Leithold, dpa)

zum Bericht: GEW: Gewalt gegen Lehrer nimmt zu – von Beleidigungen bis hin zu Schlägen

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2 Kommentare
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Reinhard
9 Jahre zuvor

Bei den geltenden rechtlichen Bestimmungen ist es für Lehrer ratsam, sich auf keinen Fall körperlich zu wehren.

Biene
9 Jahre zuvor

Leider hat Reinhard recht. Schade, dass ein Teil der SuS keinerlei Respekt mehr vor den Lehrkräften hat und ihrer Konfliktunfähigkeit nur über körperliche Gewalt Ausdruck verleihen kann.
Nicht nur dass die Lehramtskandidaten/Innen nicht in der Lage sind Elterngespräche zu führen (Wer bitte soll uns das den im Studium beibringen? Es bleiben ja nur die Praktika oder das Referendariat, um das zu lernen.) und Konflikte zu lösen oder frühzeitig zu erkennen.