Tourismuswirtschaft unzufrieden mit Sommerferienregelung

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FLENSBURG/KIEL. Der jüngst verabredete Kompromiss um die Sommerferienregelung umfasst einen Korridor von durchschnittlich 84,5 Tagen. Nicht genug findet die Tourismuswirtschaft im Norden. Mit der Zustimmung hat man sich ins eigene Bein geschnitten, befindet etwa der ADAC.

Tourismus- und Wirtschaftsverbände in Schleswig-Holstein sind mit der Entzerrung des Zeitkorridors für die Sommerferien überwiegend unzufrieden. «Das Ergebnis liegt hinter unseren Erwartungen und wird die Touristiker an Nord- und Ostsee nicht begeistern», sagte der Präsident des Unternehmensverbandes Nord (UVNord), Uli Wachholtz. Ein Korridor von 90 Tagen wäre ein gutes Signal und vor dem Hintergrund der für Touristen und Handel nachteiligen Bäderregelung eine teilweise Kompensation für die Wirtschaft gewesen.

Wann ist endlich wieder Sommer? Foto: rishibando / flickr (CC BY-NC 2.0)
Tourismus- und Wirtschaftsverbände hatten auf Schleswig-Holsteins Veto in der Kultusministerkonferenz gehofft. Foto: rishibando / flickr (CC BY-NC 2.0)

«Die Ausweitung des Korridors um drei Tage ist dennoch ein erster Verhandlungserfolg der schleswig-holsteinischen Landesregierung in dieser Sache», sagte Wachholtz. Nach Ansicht des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers der Industrie- und Handelskammer Flensburg, Dirk Nicolaisen, ist die neue Regelung zwar eine Verbesserung für die Tourismuswirtschaft. «Ein Jubelschrei ist das aber nicht», sagte er. Die Tourismuswirtschaft hätte gerne 90 statt der nun vereinbarten 84,6 Tage im Schnitt gehabt. «Da tut jeder Tag weniger weh.»

Nach Angaben von Nicolaisen kann die Branche mit dem am Donnerstag auf der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin erzielten Kompromiss aber leben. Das sieht der ADAC anders. «Das Ergebnis ist unbefriedigend», sagte dessen stellvertretender Landesvorsitzender Gerhard Hillebrand. Der Tourismus sei im Norden ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. «Mit der Zustimmung hat man sich ins eigene Bein geschnitten.»

Schleswig-Holstein hatte im Vorfeld der KMK mit einem Veto gedroht. Bildungsministerin Waltraud Wende (parteilos) stimmte dem Kompromiss aber letztlich zu. «Wir hätten uns mehr Standfestigkeit von der Ministerin erhofft», sagte Hillebrand. «Das Land hätte sein Veto einlegen können. Die Gründe, warum dies nicht geschehen ist, erschließen sich uns nicht.»

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«Jeder nicht gewährte Tag kostet nach Expertenberechnung den Tourismus in Schleswig-Holstein zwischen 10 und 15 Millionen Euro», sagte der Landeschef des Hotel- und Gaststättenverbandes, Axel Strehl. Zuvor hatte bereits der Tourismusverband Schleswig-Holstein die neue Ferienregelung kritisiert. «Offenbar haben die berechtigten touristischen Interessen erneut keine ausreichende Berücksichtigung bei der KMK gefunden», sagte dessen Vorsitzender Jörn Klimant.

Schleswig-Holstein und die Wirtschaftsministerkonferenz hatten gegen die ursprüngliche Planung der Kultusminister von 81,6 Tagen Einspruch eingelegt. Sie sahen die touristischen und wirtschaftlichen Interessen vor allem der Küstenregionen nicht ausreichend berücksichtigt.

Der nun gefundene Kompromiss sieht im Schnitt einen Zeitkorridor von 84,6 Tagen für die Gestaltung der unterschiedlichen Ferientermine in den Ländern vor. Die Wirtschaftsminister der Länder und Schleswig-Holstein hatten gefordert, einen Zeitkorridor von 90 Tagen «weitestgehend auszuschöpfen». (dpa)

zum Bericht: Sommerferienstreit beigelegt – Termine bis 2024 stehen fest

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2 Kommentare
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Reinhard
9 Jahre zuvor

Das Schulsystem ist nicht dazu da, die Tourismus-Industrie zufrieden zu stellen, sondern es soll Kinder bilden.

Palim
9 Jahre zuvor

Stimmt.
Dazu kommt, dass zu den 84 Tagen noch 14 Tage Pfingstferien der Südländer hinzu kommen, die dann ja alle in SH Urlaub machen könnten. Wenn man das einrechnet ist der sog. Korridor gleich viel größer.

Da die Pfingstferien vom Land erlassen werden, tauchen sie in der Sommerferien-Regelung nicht auf.

Palim