Bayerischer Elternverband fordert Reform des Gymnasiums

0

LAUF. Der Bayerische Elternverband (BEV) begrüßt den Ausgang des Volksbegehrens der Freien Wähler. Für die geforderte Wahlfreiheit zwischen einem acht oder neunjährigen Gymnasium (G8/G9) fanden sich in Bayern letztendlich nicht ausreichend Unterstützer. Allerdings warnt der Verband vor Missinterpretationen des Votums als Zufriedenheitsbekundung mit dem Status Quo.

„Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass Eltern wie Schüler dem bayerischen Gymnasium nicht gleichgültig gegenüberstehen, sondern berechtigte Kritik äußern. Sie verstehen jedoch nicht, warum man zuerst über die Dauer der Schulzeit entscheiden sollte – damit werden die Probleme nicht gelöst. Für sie ist die Frage einfach falsch gestellt!“, so der BEV-Landesvorsitzende, Martin Löwe.

Vor zehn Jahren sei die Dauer der gymnasialen Schulzeit überhastet um ein Jahr verkürzt worden, Gesamtstundenzahl wie Lehrinhalte seien dabei nahezu gleichgeblieben, so die Angaben des Verbands. Das hätte zu einer starken zeitlichen Belastung der Schüler geführt, sie hätten weniger Gelegenheit für außerschulische Aktivitäten. Am Ende des Gymnasiums seien sie weder auf das Leben noch auf das Studium richtig vorbereitet.

Eingang eines Gymnasiums (Ausschnitt)
In Bayern wird es vorerst nicht die Möglichkeit geben, zwischen einer acht- und einer neunjährigen Gymnasialzeit zu wählen – der Bayerische Elternverband begrüßt diese Entwicklung. Foto: bbroianigo / pixelio.de

Nach dem Abitur stünden viele ratlos vor der eigenen Zukunft, so der BEV. Über die Struktur der Gesellschaft und das Rechts- und Wirtschaftssystem wüssten sie wenig. Zudem kämen Teamarbeit, Empathie, Musisches und Sport im derzeitigen System permanenter Leistungsmessung zu kurz. Nicht das Verstehen von Zusammenhängen sei das Ziel der Schüler, sondern eine möglichst gute Note. Der Noten- und Versetzungsdruck begünstige bloßes Auswendiglernen, nach der Leistungsabfrage werde Gelerntes sofort vergessen. Für Erfahrung und Kreativität bliebe zu wenig Raum.

„Die moderne Gesellschaft braucht kreative Leistung – und zwar die beste Leistung jedes Einzelnen“, so der BEV. Dieser Anforderung müsse ein modernes Gymnasium gerecht werden. Deshalb fordere der Bayerische Elternverband für das Gymnasium unter anderem: fächerübergreifendes, vernetztes, eigenständiges und damit nachhaltiges Lernen, weniger Frontalunterricht, flexible Unterrichtsformen, mehr Projekte, soziale Kompetenzentwicklung, individuelle Förderung sowie die Umsetzung der Inklusion. Eine entsprechende räumliche und personelle Ausstattung der Schulen, rhythmisierte Ganztagsangebote, die Ausrichtung der Lehreraus- und -fortbildung auf Teamarbeit sowie neue Lernformen seien dafür notwendig.

Der Dialog mit der gesamten Schulfamilie sowie mit allen im Bildungsbereich tätigen Organisationen und Fachleuten über die inhaltliche und methodische Modernisierung des Gymnasiums müsse fortgesetzt werden. Landesvorsitzender Löwe ergänzt: „Das Gymnasium muss befähigt werden, die Schätze heben zu können, die in jedem einzelnen Jugendlichen stecken. Kann es das nicht, sind diese Schätze für die Gesellschaft und die Zeit für die Jugendlichen verloren.“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments