Berliner Senat will Analphabeten gezielter helfen

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BERLIN. In Deutschland können 14 Prozent der Erwachsenen – 7,5 Millionen Menschen – nicht richtig lesen und schreiben. 320.000 von ihnen Leben laut einer Studie in Berlin, sagt Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Der Berliner Senat will betroffenen Menschen nun gezielter helfen: Bis Ende des Jahres will der rot-schwarze Senat ressortübergreifend eine Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung erarbeiten, kündigt Scheeres an.

„Wir wollen ein Signal in die Stadt senden, dass wir Analphabetentum nicht als Tabuthema sehen und niemand sich dafür schämen muss“, so die Bildungssenatorin. Das Problem betreffe auch viele niedrigqualifizierte, berufstätige Menschen vor allem in den Branchen Logistik-Gewerbe, Pflege, Gatsronomie und Fernfahrer. Keineswegs hätten nur Menschen mit ausländischen Wurzeln das Problem. Weniger als die Hälfte der funktionalen Analphabeten hätte einen Migrationshintergrund.

Geht härter gegen Schwänzer vor: Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will ressortübergreifend eine Strategie zur Alphabetisierung und Grundbildung erarbeiten. Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft

Die Strategie soll bis Ende 2014 ausgearbeitet werden. Bis 2020 stehen EU-Mittel in Höhe von fünf Millionen Euro dafür zur Verfügung. Es soll ein Grundbildungszentrum gegründet werden, das in erster Linie die Betroffenen und ihre Angehörigen, aber auch Verbände berät. Zudem soll das neue Institut einen Grundbildungsatlas erarbeiten, der erstmals einen Überblick über sämtliche Anlauf- und Beratungsstellen sowie Selbsthilfegruppen geben soll.

„Das Thema ist uns wichtig“, so Scheeres. Deshalb habe ihre Verwaltung auch eine Kontaktstelle im Haus eingerichtet. Auch dort können sich Ratsuchende melden. Das Angebot werde gut angenommen, sagt die Senatorin. Meist seien es die Angehörigen, die sich meldeten. Ferner wolle die Bildungsverwaltung einen Runden Tisch mit Freien Trägern, Gewerkschaften, Verbänden und der Wirtschaft einrichten.

Die ressortübergreifende Strategie soll auch Angebote in den Justizvollzugsanstalten, Qualifizierungskurse für den Arbeitsmarkt, in den Volkshochschulen und für Selbsthilfegruppen umfassen. Zudem müsse stärker untersucht werden, warum so viele junge Menschen die Schule verließen oder abbrechen, ohne richtig lesen und schreiben zu können, sagt Scheeres. Hier müsse über neue Vermittlungsformen sowie über neue Methoden der Lehrerweiterbildung nachgedacht werden. dpa

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