Forscher: „Elite“ ist ein Tabuthema im Bildungssystem

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HALLE. Private Bildungsträger haben nicht unbedingt ein exklusives Angebot und das Thema „Elite“ ist in vielen Bildungsinstitutionen kein Thema, das haben Forscher aus Halle herausgefunden.

In bislang drei Jahren Arbeit haben sich die Forscher mit den Auswirkungen und Prozessen von Exzellenz- und Eliteansprüchen im Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule beschäftigt. „Als ein Ergebnis lässt sich bilanzieren, dass das Elitethema generell im deutschen Bildungswesen nach wie vor eher ein Tabuthema ist“, sagt Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger, Sprecher der DFG-Forschergruppe. Im Bereich der Hochschulen und Gymnasien werde zwar eine Elitediskussion verbunden mit Ansprüchen an exzellente Leistungen geführt, gerade aber im Kita- und Grundschulbereich werde eine Verbindung mit solchen Ansprüchen strikt abgelehnt.

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G8, Studiengebühren, Englisch in der Grundschule: In Bayern geraten die bildungspolitischen Reformen der vergangenen Jahre ins Wanken. Foto: &DC / Flickr (CC BY 2.0)
Alles halb so wild: Private Bildungseinrichtungen sind nicht unbedingt exklusiv. Foto: &DC / Flickr (CC BY 2.0)

Ein weiteres Ergebnis: Der in Deutschland wachsende private Bildungsmarkt vom Kindergarten bis zur Hochschule lässt nicht darauf schließen, dass es einen generellen Zusammenhang zwischen privater und exklusiver Bildung gibt. Es zeige sich besonders im Bereich von Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen, dass private Bildungsträger eher subsidiäre Funktionen übernehmen, also zum Beispiel in bevölkerungsarmen Regionen die Bildungs-Infrastruktur aufrechterhalten oder die Vielfalt der regionalen Bildungslandschaften erhöhen wollen. Der auch im Nationalen Bildungsbericht 2012 generell festgestellte starke Trend zu privaten Bildungseinrichtungen ist aus Perspektive der Forschergruppe zu relativieren und zu differenzieren.

Für weitere drei Jahre untersucht die DFG-Forschergruppe aus Halle jetzt die „Mechanismen der Elitebildung im deutschen Bildungssystem“. Diese positive Entscheidung traf der Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) nach Begutachtung des Projekts, das bereits seit Oktober 2011 erfolgreich läuft. Sechs der verlängerten Teilprojekte sind an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) angesiedelt, davon fünf im Zentrum für Schul- und Bildungsforschung.In der nun bewilligten zweiten Förderphase sollen die Mechanismen der Auswahlprozesse und Wahlentscheidungen von Eltern und Jugendlichen in Bildungsinstitutionen untersucht werden. nin

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2 Kommentare
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ysnp
9 Jahre zuvor

Manchmal frage ich mich, was solche Ansätze sollen. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen, auch sogenannte „Eliten“. Die „Wirtschaftlichkeit“ einer Begabung (Ironie) wird sich noch früh genug herausstellen., dafür braucht man keinen Aktionismus in Kitas und Grundschulen.

dickebank
9 Jahre zuvor

Ja, es fehlt aber an Förderung dieser Stärken. Für SuS ist der Fächerkanon mehr oder weniger der Gleiche. Die zeiten, in denen es musische, naturwissenschaftliche, humanistiche, Sportgymnasien gab und im Laufe der Schullaufbahnen echte Profile herausgearbeitet werden konnten, sind vorbei. Es lebe das zentralabi, das nach Möglichkeit wegen der besseren Vergleichbarkeit alle über einen Leisten schlägt.