Stuttgarter Zeitung zur Ganztagsschulstudie – „Mehr Qualität statt Masse“

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STUTTGART. Ein Gastkommentar der Stuttgarter Zeitung.

In einer Gesellschaft, in der 85 Prozent der Väter und 60 Prozent der Mütter arbeiten, stehen Ganztagsschulen weit oben auf dem Wunschkatalog von Eltern. Im Mittelpunkt allerdings sollten der pädagogische Sinn und Zweck stehen, die neuen Chancen für eine schulische Förderung einzelner Schüler, die Ganztagsschulen ihnen bieten. Eine Ganztagsschule darf nicht Schule am ganzen Tag bedeuten, sie darf nicht Verwahranstalt für den Nachmittag sein. Schulische und Freizeitangebote müssen in einer Weise vernetzt werden, dass den Schülern das Verweilen in der Schule Freude macht. Die grün-rote Landesregierung, die Wert auf Qualität statt Masse legt, hat das erkannt.

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Zum Bericht über die Studie kommen Sie hier.

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3 Kommentare
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Reinhard
9 Jahre zuvor

Heißt Ganztagsschule einfach, dass die Lehrer an die Stelle der Eltern treten – Ansprechpartner sein, erziehen, bei Hausaufgaben begleiten, mit ihnen spielen, Werte vorleben – nur eben für 24 statt für 2 – 4 Kinder gleichzeitig, denn so ist (in RLP) der Personalschlüssel …?
Sonst kann das teuer werden.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

Zitat: „In einer Gesellschaft, in der 85 Prozent der Väter und 60 Prozent der Mütter arbeiten, stehen Ganztagsschulen weit oben auf dem Wunschkatalog von Eltern.“
Diese Behauptung ist eine typische Halbwahrheit, die verschweigt, dass Mütter oft gezwungen sind mitzuverdienen, weil der Verdienst eines Elternteils nicht mehr ausreicht für den Familienunterhalt. Außerdem sind die Renten so gesunken, dass Frauen mehr Rentenpunkte erwerben müssen, um nicht später in Altersarmut zu geraten.
Schließlich hat auch noch die ständige Diffamierung der sog. Hausfrauen- und Mütterarbeit ihr Übriges getan. „Herdprämie“, „Fernhalteprämie“ oder „Gluckenbonus“ für das umstrittene Betreuungsalmosen von 100 – 150 Euro zeugen von enormer politischer und medialer Verachtung.
Finanzielle und ideelle Daumenschrauben sind also wesentlich Grund für den zunehmenden Bedarf an außerhäuslicher Betreuung der Kinder. Von einem freiwilligen Wunschkatalog der Eltern nach Ganztagskitas oder -schulen kann also nur bedingt die Rede sein.
Die weiterhin sinkenden Geburtenzahlen trotz steigender Möglichkeiten zur Fremdbetreuung signalisieren überdies bei potentiellen Eltern Gedanken wie: „Warum Kinder, wenn sie nur ein Klotz am Bein sind und andere sie statt meiner großziehen?“
Elternwunsch hat auch etwas mit dem atavistischen Wunsch nach eigener Brutpflege zu tun. Dieser entscheidende Antrieb zur Fortpflanzung ist so alt wie die Menschheit selbst und nicht mit Beschwörungsformeln wie „modern“ oder „fortschrittlich“ aus der Welt zu schaffen.
Warten wir’s mal ab. Weiter sinkende Geburtenzahlen – zumindest in der sog. einheimischen Bevölkerung – werden bei etwas Geduld die Berechnungen zum erhöhten Bedarf an Ganztagsschulen vermutlich über den Haufen werfen und das Problem von allein lösen.

geli
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Mich frappiert immer wieder der Kostenvergleich zwischen einem Krippenplatz für die Kleinstkinder bis zu 3 Jahren und dem Betreuungsgeld einer Mutter, die den Nachwuchs in dieser Zeit selbst umsorgt.
Die staatliche Pflege kostet ca. 1200 Euro pro Monat, die mütterliche max. 150 Euro.
Deutlicher als durch diesen Kontrast kann doch die Unerwüschtheit elterlicher Erziehung kaum bewiesen werden.
Die politisch Verantwortlichen verbraten eine Unsumme an Steuergeld für die angestrebte Lufthoheit des Staates über die Kinderbetten. Und das Ganze wird verkauft als Wohltat für Frauen und Kinder, denen in diesen wichtigen ersten Jahren eine Trennung voneinander naturgemäß besonders schwer fällt. Der größte Witz aber ist, dass viele Menschen diese allseitige Heuchelei auch noch glauben.