Weniger Schulabgänger ohne Abschluss in Rheinland-Pfalz: Lob und Kritik für Projekt „Keine(r) ohne Abschluss“

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MAINZ. Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss in Rheinland-Pfalz ist in den vergangenen fünf Jahren leicht zurückgegangen. Von 6,7 Prozent 2009 sei die Quote auf 5,3 Prozent im vergangenen Jahr gesunken, sagt Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD). Dabei half nach ihren Angaben auch das Projekt „Keine(r) ohne Abschluss“, mit dem 462 Schüler von 2009 bis 2014 ihren berufsbildenden Abschluss innerhalb eines Jahres nachholten. Das entspreche einem Anteil von mehr als 85 Prozent aller Teilnehmer. Kritik kommt von Verbänden und der CDU-Opposition.

Mit dem Projekt können Schüler einer Förderklasse an zehn „Realschulen plus“ ihren Abschluss mit besonderem Berufsbezug und intensiver Förderung innerhalb eines Jahres nachholen. Dort werden auch Schüler anderer Schulen in der Region betreut. Zwei Tage pro Woche verbringen die Schüler in Betrieben, um verschiedene Berufe auszuprobieren. Laut Ministerium sind es überwiegend junge Männer, die beim Programm mitmachen.

Kettenverträge für Vertretungslehrer? Die rheinland-pfälzische Kultusministerin Doris Ahnen. Foto: Marc Bleicher / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Weniger Schulabgänger ohne Abschluss – die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen führt den Erfolg auch auf das Projekt „Keine(r) ohne Abschluss“ zurück. Foto: Marc Bleicher / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Die Paul-Schneider-Realschule plus in Sohren-Büchenbeuren (Rhein-Hunsrück-Kreis) arbeite mit mehr als 25 Betrieben in der Region zusammen, sagt Schulleiter Steffen Möller. „So lernen die Betriebe die Schüler kennen und gucken bei der Bewerbung nicht nur auf die Noten.“ Mehr als 80 Prozent der Teilnehmer werden nach Angaben des Ministeriums nach dem Jahr direkt von einem Betrieb übernommen. Dies wirke auch dem Fachkräftemangel entgegen, so Ahnen. Bisher deckten die Schulen die Nachfrage, trotzdem seien nie mehr als 20 Schüler in einer dieser Klassen. Die Schulen hätten hierfür 42 zusätzliche Lehrerwochenstunden.

Der Verband Bildung und Erziehung unterstützt das Projekt im Grundsatz, bemängelt aber, dass die Förderung spät einsetze und an wenigen Standorten angeboten werde. Auch die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Bettina Dickes, kritisiert, etwa 190 Realschulen plus hätten nichts von dem Programm. Ähnlich negativ bewertet der Verband Reale Bildung (VRB) das Projekt. „So hilfreich die Sonderklassen an den wenigen Schulen des Projekts KoA (Anm. d. Red.: Keine(r) ohne Abschluss) auch sein mögen, sie ersetzen nicht die Reduzierung der Klassenstärken“, so der VRB-Landesvorsitzende Bernd Karst.

Die zusätzlichen Zeit- beziehungsweise Personalressourcen der KoA-Projektschulen sollten laut VRB projektunabhängig allen Schulen zur Verfügung stehen, damit Schülern auf breiter Basis der Übergang ins Berufsleben erleichtert werden könne. Mit kleineren Klassen und der Ausweitung des pädagogischen Personals könnten die Zahl der Schulabbrecher generell reduziert und die Leistungsstandards gehalten werden. dpa

 

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