Arbeitgeber im Südwesten stellen Gegenentwurf zur Bildungszeit vor

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STUTTGART. Der sogenannte «Bildungsurlaub» – fünf freie Tage, die Arbeitnehmer zur Fortbildung nutzen können – ist den Firmen im Land Baden-Württemberg ein Dorn im Auge. Sie machen ein Gegenangebot. Das allerdings an eine große Bedingung geknüpft ist.

Die Spitzenverbände der Wirtschaft im Südwesten wollen mit Hilfe von neuen Ausbildungsangeboten und mehr Geld für die Lehrerausbildung die Fachkräftebasis im Land sichern. Am Donnerstag schlugen die Arbeitgeber Baden-Württemberg, der Industrieverband sowie der Maschinenbauer-Verband VDMA zusammen einen «Pakt für dauerhafte Vollbeschäftigung» vor. Im Gegenzug forderte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger die Landesregierung erneut auf, Abstand von den Plänen für ein Bildungsfreistellungsgesetz zu nehmen.

Konkret bieten die Arbeitgeber im Land an, die Plätze zur Förderung benachteiligter Jugendlicher von 100 auf 200 und die Plätze für eine Teilzeitausbildung von 150 auf 300 zu verdoppeln. Allerdings sei dafür die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen und dem Gesetzgeber notwendig. Außerdem könnten die Arbeitgeber rund 500 zusätzliche Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderung in den kommenden fünf Jahren schaffen, wie es hieß. Darüber hinaus bieten die Arbeitgeberverbände an, eine Qualifizierungsoffensive für An- und Ungelernte zu entwickeln und neue Stellen zur Entwicklung von Lehrerfortbildungen und ökonomischer Bildung zu schaffen. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) unterstützt den Vorschlag.

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Südwestmetall-Chef Stefan Wolf betonte allerdings, der Vorschlag sei nur als Alternative zu dem von der Landesregierung geplanten Bildungsfreistellungsgesetz gedacht, nicht als Ergänzung. Die Landesregierung müsse sich entscheiden, ob sie gegen den kompletten Widerstand der Wirtschaft ihre Pläne für einen Bildungsurlaub weiter vorantreibe, sagte Wolf. Neben den Wirtschaftsverbänden stören sich auch die Industrie- und Handelskammern und die kommunalen Spitzenverbände an den Plänen von Grün-Rot.

Danach sollen Arbeitnehmer bis zu fünf Tage im Jahr zur Weiterbildung freigestellt werden – ein Modell, das in anderen Bundesländern schon eingeführt ist. Eckpunkte sind bislang nur innerhalb des Wirtschaftsministeriums ausgearbeitet. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) betonte jüngst aber, das Gesetz komme noch in dieser Legislaturperiode. Die Gewerkschaften machen sich seit langem für die Bildungsfreistellung stark. Annika Graf

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xxx
9 Jahre zuvor

Ganz uneigennützig ist dieser Gegenentwurf nicht, weil die Anzahl Arbeitsstunden, die in die höhere Anzahl Förderplätze gesteckt werden müssen, sicherlich nur ein Bruchteil der durch die fünf Weiterbildungstage „fehlenden“ Arbeitsstunden ist.