Einschulungsfeiern immer aufwändiger – die Wirtschaft freut’s

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LEIPZIG/MAGDEBURG. Der erste Schultag ist für Kinder meist ein aufregendes Erlebnis. Immer öfter begehen auch Familien das einmalige Ereignis feierlich im größeren Kreis mit Großeltern, Paten und Verwandten. Besonders im Osten wird zum Teil großer Aufwand betrieben.

Nicht nur die gut gefüllte Zuckertüte lassen sich Eltern und Verwandte etwas kosten, auch in der Gastronomie ist der Einschulungstag inzwischen eine feste Größe, wie eine Umfrage ergab. «Es ist ein einmaliges Ereignis, da greifen die Eltern schon einmal tiefer in die Tasche», sagte Jens Vogt, Hauptgeschäftsführer des sächsischen Landesverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Genaue Zahlen nannte er nicht.

Einschulung
Viele Familien begehen die Einschulung als größeren Event. Foto: Ingrid Ruthe / pixelio.de

«Der Schulanfang ist ein wichtiger Tag für die Gastronomie im Land», sagte der Vizepräsident des Dehoga-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Michael Pirl. Er sei zwar nicht so bedeutend wie die Jugendweihe oder die Konfirmation, aber Kosten und Mühe würden traditionell nicht gescheut, um den Tag zu einem Erlebnis für die Kinder werden zu lassen. Verwandte und Freunde würden in eine Gaststätte eingeladen, es gebe Mittagstisch, Kaffee und Kuchen, oftmals würden abends auch noch kalte Platten bestellt. Es werde ein deutlich größerer Aufwand betrieben als im Westen.

Auch Karsten Bucksch, Vorsitzender der Landeselternvertretung für die Kita- und Hortkinder in Sachsen-Anhalt, macht die Beobachtung, dass die Einschulungsfeste immer bedeutungsvoller werden. «Natürlich gibt es auch die normalen Feiern in der Gartensparte, aber viele Eltern wollen ihren Kindern ein unvergesslichen Tag bieten.» Es würden beispielsweise auch Künstler engagiert.

Einschulungen werden in vielen Städten Sachsen-Anhalts auch von Gottesdiensten begleitet. «Das hat schon eine gewisse Tradition», sagte der Sprecher der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedemann Kahl.

Hotels und Gaststätten in Sachsen hätten sich auf den Trend zur großen Einschulungsfeier eingestellt und böten Einschulungsarrangements an. «Es wird dekoriert, die Erstklässler bekommen kleine Geschenke», berichtete der Dehoga-Geschäftsführer Vogt.

Dabei muss es nicht unbedingt immer hochpreisig zugehen. Ein Blick beispielsweise auf das Angebot des Waldhotels Weinböhla zeigt, dass dort Erwachsene für das Schulanfangsbuffet immerhin 24 Euro zahlen, Kinder von 6 bis 11 Jahren sind mit 12 Euro dabei. Dafür wird neben dem Buffet auch eine Spiel- und Bastelstraße geboten, auch Ponyreiten ist möglich. Der Markkleeberger Hof – ein anderes Beispiel – ist mit 19,80 Euro für Erwachsene und 11,20 Euro für Kinder zwar etwas günstiger, allerdings beschränkt sich hier das Angebot auf das Buffet.

Auch der Fleischer um die Ecke habe als Caterer alle Hände voll zu tun, wenn solche Familienfeiern daheim stattfinden. Viele Metzger hätten zum Schulanfang spezielle Angebote aufgelegt.

Traditionell lädt nicht nur der Leipziger Zoo die ABC-Schützen anlässlich des Schulanfangs zu sich ein. «Im vergangenen Jahr kamen etwa 400 Erstklässler», berichtete Pressereferentin Julia Powalla. Meist von Eltern und Geschwistern begleitet, gab es ein umfangreiches Programm, wie es auch in diesem Jahr wieder angeboten wird. Im Dresdner Zoo, wo zum Zuckertütenfest am 7. September gut 1200 Schultüten gepackt werden, herrschte im vergangenen Jahr ebenfalls kein mangel an Abnehmern. «1400 Erstklässler und Geschwisterkinder waren bei uns», sagte Zoosprecherin Kerstin Eckart.

Im Leipziger Freizeitpark Belantis haben die Erstklässler am Einschulungstag wie in den Zoos freien Eintritt – unter der Voraussetzung, dass sie von zwei voll zahlenden Erwachsenen begleitet werden. Rund 1000 frisch eingeschulte Kinder kamen im vergangenen Jahr an ihrem Ehrentag in den Park, wie Pressesprecherin Patricia Ritter sagte.

Wie eine nicht repräsentative Umfrage eines Internetportals ergab, lassen sich die sächsischen Eltern die Zuckertüte für ihre Kleinen durchschnittlich 79 Euro kosten. Sie liegen damit hinter den Thüringern, die sogar 95 Euro investieren, auf Rang zwei – bundesweit. Natürlich können sich nicht alle Eltern im Freistaat das leisten, schließlich kommt die Erstausstattung mit Ranzen, Stiften und Federmäppchen auch noch dazu.

Um sozial benachteiligten Eltern unter die Arme zu greifen, hatte unter anderem die Zwickauer Tafel zu Spenden aufgerufen. «Ein komplettes Schulranzenset kostet 100 bis 150 Euro», so Projektleiter Ralf Hutschenreuter. Für 20 Schulanfänger sollten diese sowie eine Zuckertüte beschafft und gepackt werden. «Mit Hilfe von Firmen und vielen privaten Spendern konnten wir unser Ziel erreichen, worüber wir sehr froh sind», erklärte Hutschenreuter.

Die Parkeisenbahn Chemnitz, der Sonnenlandpark in Lichtenau, die Sächsische Dampf- und Eisenbahngesellschaft oder auch das Modellbahnland Erzgebirge – viele weitere Institutionen locken die Erstklässer mit freiem Eintritt am Schulanfangstag. Auch die Kirche ist nicht untätig: In der Plauener Lutherkirche, der Kirchgemeinde Loschwitz oder der Gemeinde Leuben-Ziegenhain-Planitz und vielen anderen werden am Sonntag nach dem Einschulungstag Familiengottesdienste zum Schulanfang angeboten – die Kollekte kommt vielfach evangelischen Schulen zugute. (news4teachers mit Material der dpa)

zum Bericht: Ranzenparty und Einschulungsbuffet – Einschulung wird immer größer gefeiert

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