Immer mehr Jugendliche werden sexuell belästigt – Tatort ist oft das Internet

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MERSEBURG. Mit der Verbreitung des Internets hat die Zahl der sexuellen Übergriffe auf junge Menschen in Ostdeutschland zugenommen. Von fast 1000 von der Hochschule Merseburg befragten Jugendlichen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen berichteten 45 Prozent der Mädchen und 14 Prozent der Jungen, sie seien im Internet sexuell belästigt worden. Insgesamt erlebten 59 Prozent der Mädchen und 23 Prozent der Jungen sexuelle Gewalt in irgendeiner Form. 1990 hatten erst 36 Prozent der Mädchen und 7 Prozent der Jungen in Ostdeutschland eine derartige Erfahrung gemacht.

Cybermobbing unter Schülern ist offenbar verbreiteter als bislang vermutet. Foto: Blue Square Thing / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Cybermobbing unter Schülern ist offenbar verbreiteter als bislang vermutet. Foto: Blue Square Thing / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

In ihrer Freizeit, etwa im Sportverein oder Ferienlager, erlebten nach der neuen Befragung 26 Prozent der Mädchen und 6 Prozent der Jungen sexuelle Übergriffe. Sexuelle Belästigung in der Schule meldeten darin 10 Prozent der Mädchen und 5 Prozent der Jungen.

Die «Sexuelle Gewalt gegen Jugendliche» war jetzt in Merseburg (Sachsen-Anhalt) Schwerpunkt eines Kolloquiums von Wissenschaftlern der Hochschule Merseburg und der Universität Kassel, die bei der Forschung zur Sexualität junger Menschen stärker kooperieren wollen. Unter anderem wollen sie herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen regionaler Herkunft und sexueller Gewalterfahrung gibt.

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«Insbesondere wird dabei die sexualisierte Gewalt in pädagogischen Einrichtungen im Mittelpunkt stehen», sagte Heinz-Jürgen Voß. Er ist Inhaber der Forschungsprofessur Sexualwissenschaft und sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg und bei der Zusammenarbeit mit den hessischen Wissenschaftlern federführend.

Mit der gemeinsamen Arbeit soll laut Voß ein flächendeckendes Forschungsnetzwerk zur Frage der sexuellen Gewalt entstehen. «Wir wollen dabei Theorie und Praxis stärker zusammenführen», sagte der Wissenschaftler. So sollen neben den beteiligten Hochschulen unter anderem Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen mit ins Boot geholt werden. dpa

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