Inklusion: VBE fordert Bauprogramm an Schulen – «Lerninseln» statt graue Lehranstalten

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DÜSSELDORF. Moderne Pädagogik und inklusives Lernen brauchen angemessene Unterrichtsräume, um sich zu entfalten. In den meisten Schulen ist die Realität aus Sicht der Lehrergewerkschaft VBE aber eine andere: «Graue Tristesse von Anno Tuck».

Schulbau-Projekt von Peter Hübner: Justus-von-Liebig-Schule, Moers
Im Rahmen eines partizipatorischen Prozesses mit Schülern, Lehrern und anderen Beteiligten entwickelt und 2013 mit dem Schulbaupreis NRW 2013 ausgezeichnet: Der Neubau der Justus-von-Liebig-Hauptschule in Moers von Peter Hübner (Entwurfsverfasser). Foto: Cornelia Suhan, Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

Modernes Lernen in sterilen alten Schulgebäuden ist nach Überzeugung des Lehrerverbands Bildung und Erziehung (VBE) nur schlecht möglich. Nötig sei ein großes Umbau-Programm, forderte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann in Düsseldorf. «Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen immer stärker, wie sehr das Raumklima sich auf das Lernklima auswirkt und Motivation und Stimmung beeinflusst.» Auch inklusives Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung erfordere neue Raumgestaltungen. Der VBE hatte dazu bereits im vergangenen Herbst gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architekten und einer Stiftung Leitlinien erstellt.

«Graue Tristesse von Anno Tuck hält einen Schüler eher zusätzlich ab, sich mit einer Aufgabe auseinanderzusetzen, die er ohnehin schon als schwierig erachtet», stellte Beckmann fest. «Eine Tischreihe hinter der anderen fördert nicht die Lernkultur, sie hemmt sie.» Künftig müsse es flexible Unterrichtsräume geben, die ohne Aufwand auch mal schnell umgebaut werden könnten, forderte der Gewerkschafter. «Lerninseln, zwischen denen sich Schüler und Lehrer bewegen können, öffnen nicht nur den Raum, sondern auch den Geist.»

Die Ganztagsschule bringe auch andere Professionen in die Lehranstalten. Sie benötigten an langen Tagen an der Schule auch Rückzugsräume – ebenso wie Schüler, sei es zum Erholen oder zum ungestörten Lernen. Zudem fehlten Räume zum Sport auch außerhalb des Fachunterrichts und Werkstätten. Bei der Inklusion sei zu berücksichtigen, dass manche Kinder einen hohen Hygiene- und Pflegebedarf hätten oder logopädische Behandlung benötigten. «Die kann man nicht einfach im Lehrerzimmer durchführen, während ein Kollege die Mathe-Arbeiten korrigiert und der andere sich noch schnell einen Kaffee macht.»

Statt «Lehranstalten» seien helle, auch schallisolierte «Lernlandschaften» nötig, wo Schüler und Lehrer sich besser konzentrieren könnten. Dabei reiche die Wahl von Farbe und Materialien für die Gestaltung von Klassen-, Pausen- und Lehrerräumen nicht aus, unterstrich Beckmann. Viele Schulen seien noch für große Klassen konzipiert, in denen weitgehend frontal unterrichtet wurde. «Das passt nicht mehr in Zeiten des längeren gemeinsamen Lernens und individueller Förderung.» dpa

Zum Bericht: Am Bedarf vorbei gebaut? Experte Peter Hübner kritisiert deutsche Schularchitektur

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