Lachen über ein Wort wie „Antibabypille“: Schüler aus aller Welt bei der Deutsch-Olympiade

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FRANKFURT/MAIN. Der, die, das. Ellenlange Wörter. Dativ, Genitiv, Akkusativ. Damit haben auch Schüler in aller Welt zu kämpfen, die Deutsch nicht als Muttersprache haben. 95 von ihnen haben sich für die Endrunde der Internationalen Deutsch-Olympiade in Frankfurt qualifiziert.

Die deutsche Sprache ist nicht so leicht zu lernen. Foto: fdecomite / Flickr (CC BY 2.0)
Die deutsche Sprache ist nicht so leicht zu lernen. Foto: fdecomite / Flickr (CC BY 2.0)

Deutsche Sprache – schwere Sprache. Das gilt nicht nur für Kinder, die Deutsch als Muttersprache haben, sondern erst recht für Kinder und Jugendliche in aller Welt, die Deutsch als Fremdsprache in der Schule pauken. So wie Annika (14) aus Kanada, Bhavika (15) aus Indien, Alex (17) aus den USA, Ragini (16) aus Indien, Rea (17) aus Albanien, Bella (17) aus Neuseeland und Marni (17) aus Albanien. Sie wetteifern zusammen mit rund 90 weiteren Jugendlichen bis kommende Woche Donnerstag (14. August) in Frankfurt um den Titel des Olympiameisters der deutschen Sprache.

«Diese Artikel – der, die, das – sind sehr schwer», findet Rea. Und immer diese langen Wörter und vielen Verben in einem Satz – sie machen den beiden Inderinnen Bhavika und Ragini das Lernen ein Stückchen schwerer. Trotz aller Schwierigkeiten haben sich die Finalisten in ihren Heimatländern als beste Deutschschüler durchgesetzt und sind nach Frankfurt gekommen. Im Haus der Jugend haben sie ihre Quartiere für die nächsten zwölf Tage bezogen – Mainblick inklusive. Urlaub pur steht für die 95 teilnehmenden Schüler und 48 begleitenden Lehrer aus 48 Ländern aber nicht auf dem Programm. Die jungen Leute müssen auch zeigen, wie gut sie in Deutsch sind. Begleitet wird der Leistungstest von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Zur Teilnahme an der Internationalen Deutscholympiade haben Goethe-Institut und Internationaler Deutschlehrerverband rund 12,8 Millionen fremdsprachliche Deutschschüler im Alter von 14 bis 19 Jahren im Ausland aufgerufen. Vor einigen Monaten haben sich die Finalisten – jeweils zwei für jedes Teilnehmerland – in nationalen Vorrunden auf allen fünf Kontinenten für die Endrunde in der Mainmetropole qualifiziert.

Nach der Einstufung in drei Sprachniveaus war am ersten Veranstaltungstag erst einmal Zeit zum Kennenlernen. Bevor die Jugendlichen am Nachmittag durch die Stadt geführt wurden, setzten sie sich in der Cafeteria zusammen. Dort erzählten sie reihum ihre Geschichte, wie sie zum Deutschlernen und nach Frankfurt kamen.

Annika aus Kanada beispielsweise lernt Deutsch, seit sie vier Jahre alt ist – ihr Vater ist Deutscher. Schon zweimal hat sie Verwandte in Würzburg besucht, dort mag sie «die alten Häuser», sagt sie. Der erste Eindruck der Inderin Bhavika von Deutschland ist «besser als erwartet»: «Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen», sie schwärmt vom schönen Main und den lustigen, freundlichen Leuten. In Indien gebe es viel mehr Verkehr und Lärm, in Deutschland sei es viel ruhiger, fügt Ragini hinzu. In einem Austauschprogramm war die 16-Jährige bereits einige Wochen in Baden-Württemberg. Nun möchte sie weiter Deutsch lernen und eines Tages vielleicht sogar in Deutschland leben und arbeiten. Die Sprache sei «total anders, (…) sehr sehr schwierig», aber auch sehr systematisch. «Ellenbogengesellschaft» und «Minderwertigkeitsgefühl» seien ihre Lieblingswörter im Deutschen, weil sie so lang sind, erklären die Mädchen aus Indien.

Alex aus den USA hat sich gegen Latein, Spanisch oder Französisch und für Deutsch entschieden: «Die Sprache ist sehr interessant, an meiner Schule kann man so viele coole Sachen machen.» Während des Studiums möchte er einmal ein Austauschjahr in Deutschland verbringen. Das Wort «Antibabypille» findet der 17-Jährige komisch, es sei so direkt und unverblümt.

Drei Disziplinen müssen die Schüler in internationalen Teams oder Einzelarbeit meistern: Die Gestaltung einer Wandzeitung und einer Präsentation sowie ein Quiz. Die Sieger der drei Sprachniveaus und der Gewinner eines Fairness-Preises dürfen Deutschland 2015 wieder besuchen. Sie bekommen drei- bis vierwöchige Praktika bei deutschen Unternehmen, etwa bei dem Verlag Klett-Langenscheidt in München. Aber: «Es geht hier keiner leer aus. Alle kriegen ein Bücherpaket und eine Ehrenurkunde, weil es schon eine Ehre ist, sein Land hier in der Endrunde zu vertreten», sagt Bernd Schneider, der Projektleiter des Goethe-Instituts.

Die Internationale Deutscholympiade findet zum vierten Mal in Deutschland statt. Nach Dresden (2008), Hamburg (2010) und Frankfurt (2012 und 2014) soll sie in zwei Jahren erstmals nach Berlin gehen.

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