Meer statt Journalismus? Bremen stellt Studiengänge auf den Prüfstand

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BREMEN. Psychologie, Journalismus, Freizeitwissenschaften und einige andere Fächer können Studenten möglicherweise in Zukunft nicht mehr in Bremen belegen. Die Hochschulen müssen bis zum Beginn des Wintersemesters einige ihrer Studiengänge auf den Prüfstand stellen. Das sieht der Wissenschaftsplan 2020 vor, den die rot-grüne Landesregierung beschlossen hat. Damit will sie die Lehre im kleinsten Bundesland verbessern und Forschungsschwerpunkte setzen. Studenten kritisieren die Pläne seit Monaten. Auch am Dienstag protestierten einige von ihnen vor dem Rathaus.

«Es handelt sich um ergebnisoffene Prüfaufträge», sagte Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD). Die betroffenen Studiengänge könnten beispielsweise an andere angeschlossen oder inhaltlich neu ausgerichtet werden. An der Universität geht es um die Psychologie, an der Hochschule um Volkswirtschaft, Journalismus, Politikmanagement, Freizeitwissenschaften und Tourismus. Im Gegenzug sollen die Hochschulen die Meeres-, Material-, Sozial-, Gesundheits- sowie Informations- und Kommunikationswissenschaften weiter ausbauen. Dazu sollen sie stärker untereinander und mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zusammenarbeiten.

Ein zentrales Ziel ist es nach Angaben von Quante-Brandt, die Lehre enger mit der Forschung zu verknüpfen und so deren Qualität zu steigern. Dadurch soll die Zahl der Studienabbrecher sinken. «Wir wollen die Studierenden auch langfristig für unsere Universität, unsere Hochschulen und unser kleines Bundesland gewinnen», sagte die Senatorin. Bis 2020 wird das Land jährlich rund 318 Millionen Euro für die Wissenschaft ausgeben. Außerdem soll ein Zukunftsfonds mit den freiwerdenden Bafög-Mitteln entstehen, wenn der Bund vom kommendem Jahr an die Ausbildungsförderung komplett übernimmt. Daraus sollen die Hochschulen unter anderem Geld für die Umstrukturierungen bekommen.

Der Wissenschaftsplan sieht vor, dass das Land jedes Jahr etwa 4100 Plätze für Studienanfänger finanziert. Prognosen rechnen bis 2020 jedoch mit um die 7000 neuen Studenten in Bremen. Das übrige Geld soll aus dem Hochschulpakt kommen, den Bund und Länder für den Zeitraum 2016 bis 2020 aber noch verhandeln müssen. «Das Ziel ist nicht der Wegfall von Studierendenplätzen», sagte Quante-Brandt. Doch genau das befürchten die Studenten.

Mit einem Trillerpfeifen-Konzert vor dem Rathaus begleiteten sie die Sitzung der Landesregierung. Auf Plakaten stand «Bildung am Limit» und «Qualität statt Quante-tät» geschrieben. An der Uni seien 2000 Studienplätze gefährdet, sagte Studenten-Sprecherin Lina Sager. Mindestens ein großes Fach müsse schließen. «Der Wissenschaftsplan 2020 in der Form verbessert die Lage an den Hochschulen nicht.» Quante-Brandt kam für eine kurze Stellungnahme aus dem Rathaus, in der sie den Wissenschaftsplan als «etwas Gutes für die Wissenschaftslandschaft» verteidigte. dpa

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